Tönisvorst Bürger wollen nicht zweimal zahlen

Tönisvorst · Anwohner der Blumenstraße in St. Tönis nutzten den FDP-Stammtisch, um zu protestieren. Sie sollen an den Kosten für den von der Stadt geplanten Ausbau der Blumenstraße beteiligt werden.

 Gleich elf Protestler von der Blumenstraße erklärten beim Stammtisch der FDP Tönisvorst ihren Unmut an den Ausbauplänen der Stadt.

Gleich elf Protestler von der Blumenstraße erklärten beim Stammtisch der FDP Tönisvorst ihren Unmut an den Ausbauplänen der Stadt.

Foto: WIC

Das überraschte die Mitglieder der FDP Tönisvorst dann doch. Gleich elf Bürger kamen zum ersten liberalen Stammtisch, den die FDP-Ortsgruppe ins Leben gerufen hat. "Wir möchten wissen, welche Themen die Tönisvorster Bürgerinnen und Bürger umtreiben", hatte der neue Ortsverbandsvorsitzende Marcus Thienenkamp für den offenen Stammtisch geworben.

Am Dienstagabend war das vor allem ein Thema: der Ausbau der Blumenstraße in St. Tönis. Zehn Anwohner der kleinen Stichstraße waren zur FDP gekommen, um ihrem Unmut Luft zu machen. "Wir lassen uns nicht abzocken", stand auf dem Plakat, das sie mitgebracht hatten. Der Hintergrund: Die Blumenstraße, die zwischen der Vorster Straße und der Hospitalstraße verläuft, soll ausgebaut werden. Sobald NEW neue Wasserleitungen verlegt hat, will die Stadt die Straße, die eine Länge von 220 Metern hat, von Grund auf erneuern. Rund 330.000 Euro wird das nach ersten Schätzungen kosten. NEW soll mit 25.000 Euro beteiligt werden.

Den Rest teilen sich Bürger und Stadt. Bei einer Grundstücksgröße von 300 Quadratmetern müssen die Anwohner mit Kosten in Höhe von 4600 Euro rechnen. Die meisten Grundstücke an der Blumenstraße sind aber mehr als doppelt so groß. "Wo soll ich das Geld her nehmen?", fragt Marianne Haeger, "einer 80-Jährigen gibt doch keine Bank mehr einen Kredit." Die Seniorin wohnt seit 51 Jahren an der Blumenstraße und ist ganz sicher, dass die Anwohner schon mal für den Ausbau zur Kasse gebeten wurden. Auch Christel Schultes, die in ihrem Elternhaus an der Blumenstraße lebt, weiß: "Meine Eltern haben in den 50er Jahren für den Ausbau bezahlt."

Die Stadt hingegen sagt, die Blumenstraße sei nie ausgebaut, sondern lediglich befestigt worden. Das zeige der Unterbau. Nun müsse die Straße neu gemacht und endlich richtig ausgebaut werden. Eine reine Instandhaltung nach den NEW-Arbeiten reiche nicht. Für die Anwohner ist das der Casus Knacksus: Beim Ausbau müssen sie laut kommunalem Abgabegesetz zahlen, bei einer Instandhaltung nicht. "Dass die Blumenstraße ausgebaut wurde, zeigt der Vergleich mit der Vorster Straße. Der Unterbau ist exakt der Selbe", sagt Birgit Späthe. Die Anwohnerin hat die Gelegenheit genutzt und Fotos von der Vorster Straße gemacht, an der gerade Straßenarbeiten stattgefunden haben. "Da sehen Sie keinen Unterschied", versichert sie den FDP-Politikern beim Stammtisch.

Die hörten sich die Argumente der Bürger an und sagten zu, dass die Anwohner das Gutachten bekommen sollen, das über den Unterbau der Blumenstraße angefertigt worden ist. Außerdem will Marcus Thienenkamp sich im Stadtrat dafür stark machen, dass die Argumente der Bürger von der Verwaltung noch einmal überprüft werden. "Wir sind auch ganz zufrieden mit unserer Straße", sagt ein Anwohner, "wir wollen gar keine neue." Nicht nur die Bürger würden entlastet, wenn die kleine Straße, die fast ausschließlich von den Anwohnern genutzt wird, nicht ausgebaut wird, auch die Stadtkasse wäre um 150 000 Euro reicher.

(WS03)
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