Tönisvorst Daihatsu-Bau für Flüchtlinge umbauen

Tönisvorst · Die Stadt rechnet mit steigenden Zahlen von Flüchtlingen in Tönisvorst. Wenn der Stadtrat zustimmt, will die Verwaltung die Büros in der leerstehenden Daihatsu-Verwaltung anmieten. Der Eigentümer wird sie dann umbauen.

 Nachdem Daihatsu seine Europazentrale auf diesem Gelände Anfang 2013 räumte, stand das Bürogebäude an der Industriestraße 5 leer. Der Eigentümer dieses Komplexes, eine Tönisvorster Familie, will die Immobilie jetzt umbauen.

Nachdem Daihatsu seine Europazentrale auf diesem Gelände Anfang 2013 räumte, stand das Bürogebäude an der Industriestraße 5 leer. Der Eigentümer dieses Komplexes, eine Tönisvorster Familie, will die Immobilie jetzt umbauen.

Foto: ARCHIV

Gestern abend wurde der Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing, Gebäudemanagement und Liegenschaften informiert, am 18. Juni soll dann der Stadtrat entsprechend beschließen: In den Büros der ehemaligen Europa-Zentrale von Daihatsu an der Industriestraße 5 sollen bis zu 130 Flüchtlinge untergebracht werden. Dazu will der Eigentümer der gut erhaltenen Immobilie, die über zwei Jahre leer stand, die Räume in nur wenigen Wochen entsprechend umbauen. Die Stadt will die Räume dann für eine längere Zeit anmieten, denn zurzeit ist nicht zu erwarten, dass der Zustrom von Flüchtlingen stark abnimmt. Zurzeit kommen vor allem junge Männer bis 30.

Mit der tatsächlichen Umsetzung dieses Objektes wäre der Verwaltung ein Befreiungsschlag gelungen, der die Unterbringungsfrage von Flüchtlingen in diesem Jahr entspannt. Gestern stellten Bürgermeister Thomas Goßen und die Fachbereichsleiter Wolfgang Schouten (Ordnung, Personal) und Marcus Beyer (Bauen) die Pläne offiziell vor. Die Unterbringung von Flüchtlinge in einer Turnhalle wäre weder wünschenswert, noch angestrebt, aber nach kurzfristig höheren Zuweisungen nicht mehr zu vermeiden gewesen. Auch jetzt ist noch immer nicht auszuschließen, dass eine weitere Turnhalle vorübergehend belegt werden müsste - was sich aber in den Sommerferien nicht gravierend auswirken dürfte, so die Verwaltung. Gestern unterschrieben die Stadt und die Alexianer auch die Verlängerung eines Mietvertrages für das Haus Geldener Straße 32 auf dem Gelände des Krankenhauses, in dem bis Ende 2016 bis zu 24 Flüchtlinge untergebracht werden können.

Die Frage der Unterbringung so vieler Menschen ist dramatisch. Kamen 2013 nur etwa 32 Flüchtlinge nach Tönisvorst, waren es 2014 bereits 89. Die aktuelle Prognose sagt für 2015 circa 200 Flüchtlinge voraus. Aktuell hat die Stadt 219 Flüchtlinge untergebracht, darunter 28 in der Turnhalle an der Jahnsportanlage und 23 in den Containern am Sportplatz in Vorst. Erstmals wurde ein Einfamilienhaus an der Krefelder Straße mit 17 Personen belegt. Weitere 123 Menschen sollen in diesem Jahr noch vom Land Tönisvorst zugewiesen werden. Anders als in den süddeutschen Bundesländern, wo die Kosten der Unterbringung vom Land übernommen werden, gebe es in NRW nur eine Pauschale für jeden Flüchtling. Das decke bei weitem nicht die Kosten, kritisiert Bürgermeister Goßen.

Die Daihatsu-Immoblie - falls sie vom Stadtrat so beschlossen wird - verschafft der Stadt eine Verschnaufpause. Alternativ sucht die nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten. Die Container in Vorst und St. Tönis sind nach 20 Jahren verbraucht und nicht mehr nutzbar. Sie sollen Anfang 2016 entsorgt werden. Der freie Wohnungsmarkt ist durch äußerst geringe Leerstände gekennzeichnet, das Angebot an Wohnungen gering. Auch komme nicht jedes Objekt vom Zuschnitt und Größe in Frage, so Marcel Beyer. Inzwischen ist es auch zulässig, Flüchtlinge in Gewerbeimmobilien unterzubringen. Flüchtlinge sollten aber nicht außerhalb der Städte untergebracht werden. Die Daihatsu-Immobilie ist gut erschlossen. Die Straßenbahn hält in der Nähe, mehrere Discounter befinden sich vor Ort, zur Ortsmitte sind es zehn Minuten Fußweg.

(RP)
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