Tönisvorst Die Not mit den Notrufen in Randzonen

Tönisvorst · Ein Unfall passiert in St. Tönis, aber der Notruf eines Zeugen per Handy landet in Krefeld. Wertvolle Zeit geht verloren. Kreispolitiker Maik Giesen brachte das Thema vergeblich in den Kreis. Jetzt meldet die SPD Rettung aus Krefeld.

 Die Kreisleitstelle der Feuerwehr in Viersen: Von hier aus werden die Rettungseinsätze kreisweit koordiniert. Doch nicht alle Handy-Notrufe landen automatisch hier, wenn der Sendemast nicht auf Kreisgebiet steht.

Die Kreisleitstelle der Feuerwehr in Viersen: Von hier aus werden die Rettungseinsätze kreisweit koordiniert. Doch nicht alle Handy-Notrufe landen automatisch hier, wenn der Sendemast nicht auf Kreisgebiet steht.

Foto: FRANZ-HEINRICH BUSCH

Die bundesweit einheitliche Notrufnummer 112 für Feuerwehr und Rettungsdienst ist ein Segen - wenn sie funktioniert. Doch immer wieder passiert es, dass Notrufe aus St. Tönis in Krefeld landen und umgeleitet werden müssen. Im Jahr 2016 waren das immerhin 70 Vorfälle. Dieses Problem wollen jetzt CDU und SPD lösen. In Tönisvorst war der Notruf jahrelang ein Dauerthema, weil Anrufe aus St. Tönis mit der selben Vorwahl 02151 wie Krefeld vielfach bei der Leitstelle in Krefeld landeten. Im Festnetz hatte die Telekom das Problem in den Griff bekommen - doch mit dem Siegeszug des Mobilfunks entstand ein neues: Der Standort des jeweiligen Mobilfunk-Sendemastes ist entscheidend, nicht der Standort des Anrufers - jedenfalls bisher. So landeten wieder Anrufe vom Stadtrand von St. Tönis in der Krefelder Leitstelle und nicht in Viersen.

Als Ende November der MIT-Kreisvorsitzende Maik Giesen Zeuge eines Verkehrsunfalls am Südring wurde, wählte er auf seinem Handy den Notruf 112 und landete bei der Leitstelle in Krefeld. Von dort wurde er nach Viersen weiterverbunden. In einer Warteschleife mit klassischer Musik verging wertvolle Zeit, wie Giesen erbost berichtet. Da der Tönisvorster CDU-Ratsherr auch als sachkundiger Bürger Mitglied im Kreisausschuss für Verbraucherschutz, Ordnung und Rettungswesen ist, machte er in seiner Fraktion das Erlebte zum Thema. Am 2. Dezember stellte die CDU-Kreistagsfraktion für die Ausschusssitzung am 7. Dezember eine Anfrage, welche Möglichkeiten der Kreis Viersen habe, Notrufe vom Tönisvorster Stadtgebiet aus zu beschleunigen. Bei der Dezember-Sitzung in Viersen wurde aus der Anfrage ein eigener Tagesordnungspunkt für die nächste Sitzung - wobei die Politiker sich wenig ernst genommen fühlten. Dezernent Thomas Heil sah in seiner Stellungnahme weder Bedarf noch Möglichkeiten von Seiten des Kreises, die Einsatzabwicklung zu beschleunigen. In der kommenden Sitzung am 15. Februar können die Ausschussmitglieder Maik Giesen (CDU) und Dr. Heinz Michael Horst (SPD) sowie Vertreter Hans Joachim Kremser (SPD) nicht teilnehmen, weil sie gleichzeitig Ratssitzung in Tönisvorst haben.

Dafür ist die Krefelder SPD bereits tätig geworden. Landtagskandidat Benedikt Winzen verkündet die frohe Botschaft: "Neue Technik macht den Notruf in Tönisvorst sicherer!" Die Krefelder Verwaltung werde am 2. Februar im Ausschuss für Verwaltung, Vergabe, Ordnung und Sicherheit dazu ausführlich berichten. Es gehe um drei Optimierungen: In der neuen Krefelder Leitstelle wurde die strukturierte Notrufabfrage eingeführt, mit der zuerst der tatsächliche Notfallort abgefragt werde. Außerdem werden die Notrufe mit einer speziellen Rufnummer übergeben, sodass sie mit dem gleichen Vorrang bearbeitet werden können wie direkt in Viersen aufgelaufene. Die neue digitale Technik in der Leitstelle ermögliche direkte Weiterleitungen ohne Ansagetexte und Warteschleifenmusik. Maik Giesen zieht seinen Hut und sagt "Chapeau" zur SPD. Britta Oellers, CDU-Landtagskandidatin, verweist dagegen auf den CDU-Antrag vom 12. Dezember an den Stadtrat Krefeld.

(RP)
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