Tönisvorst Ein Konzert ganz ohne Instrumente
Tönisvorst · Noch bevor der letzte Ton verklungen ist, springen die fast 500 Zuhörer auf und applaudieren den fünf Sängern der A-Cappella-Band "Viva Voce" stehend. Zwei Stunden lang haben die jungen Männer aus Franken zuvor das Publikum im Forum Corneliusfeld in St. Tönis mit eigenen und gecoverten Songs unterhalten - und das komplett ohne Instrumente.
Gleich zu Beginn des Konzerts, das der Stadtkulturbund Tönisvorst organisiert hat, zeigt Jörg Schwartzmanns wie das geht: der Musiker beherrscht alle Töne, die ein Drummer seinem Schlagzeug entlocken kann. Dazu braucht Schwartzmanns lediglich Luft, seine Stimmbänder, die Lippen und den Mundraum als Klangkörper. Ein Kehlkopf-Mikrofon sorgt für den lauten Widerhall.
Auch die anderen Musiker von "Viva Voce", auf Deutsch übrigens "Es lebe die Stimme", verfügen über musikalische Talente, die Instrumente völlig überflüssig machen. Besonders deutlich wird das, wenn die A-Cappella-Band bekannte Hits zum Besten gibt: Sie klingen fast wie das Original, obwohl niemand dazu Gitarre, Bass, Keyboard oder Schlagzeug spielt. Der Zuhörer vermisst die Instrumente gar nicht.
Seit 16 Jahren gibt es "Viva Voce". Die fünf Männer aus Süddeutschland, die früher in einem Knabenchor gesungen haben, schwimmen auf der "Basta" und "Wise Guys"-Welle mit. Natürlich liegt der Vergleich nahe. Aber "Viva Voce" schafft es, etwas Eigenes in die A-Cappella-Musik zu bringen. Da wäre zum Beispiel die Vielseitigkeit. Einmal singen sie sich quer durch das aktuelle Radioprogramm, dann wieder geben sie einen Max Rabe-Hit zum Besten. Ein Mix aus der Musik der 1990er Jahre gehört ebenso zum aktuellen Programm "Ego", wie eine Opern-Arie, die David Lugert wirklich gut hinbekommt. Auch ein selbstgetexteter Schlager, von Heiko Menjes mit tiefer Bassstimme vorgetragen, fehlt nicht im Programm. Diese musikalische Abwechslung sorgt dafür, dass der Abend kurzweilig bleibt.
Außerdem überzeugen "Viva Voce" durch lustige und teilweise tiefsinnige Texte. "Was hat der Schmetterling im Bauch, wenn er verliebt ist? Können Männer ohne Haare auch mal 'ne Glückssträhne haben? Wenn schwimmen gut für die Figur ist, was haben dann die Wale falsch gemacht?" heißt es etwa in dem Lied "Ich weiß, dass ich nichts weiß". Für viele Zuhörer ist nach dem Konzert klar: "Viva Voce" war einer der Höhepunkte im aktuellen Programm des Stadtkulturbundes.
