Tönisvorst Ein Stückchen Natur in der Innenstadt

Tönisvorst · Die Nabu Ortsgruppe Tönisvorst macht die Apfelstadt bunter. Auf dem Kirchplatzgelände hat sie eine Wildblumenwiese angelegt.

 Der Naturschutzbund sät in St. Tonis auf dem Kirchplatz eine Wildblumenwiese. Das Foto zeigt vorne Reimer Martens, Youssouf Charaf, hinten Albert Schwarz, Dr. Hans Weinend, Heinz-Peter Repges und Georg Lüdecke.

Der Naturschutzbund sät in St. Tonis auf dem Kirchplatz eine Wildblumenwiese. Das Foto zeigt vorne Reimer Martens, Youssouf Charaf, hinten Albert Schwarz, Dr. Hans Weinend, Heinz-Peter Repges und Georg Lüdecke.

Foto: WOLFGANG KAISER

Einen ungewöhnlichen Anblick bietet die Westseite der St. Töniser Pfarrkirche St. Cornelius derzeit. Statt einer komplett grünen Rasenfläche ist lediglich der äußere Rand des Kirchenbeetes noch mit Rasen versehen. Der größte Teil der rund 300 Quadratmeter großen Fläche präsentiert sich mit nackter Erde. "Aber das wird sich bald ändern", bemerkt Reimer Martens. Der Leiter der Nabu Ortsgruppe Tönisvorst trägt gerade einen Sandsack aus dem Wagen und deponiert ihn neben einem Tisch, auf dem eine Waage steht. "Die Tüte gut schütteln und dann bitte 300 Gramm abwiegen", gibt indes Georg Lüdecke von der benachbarten Kempener Nabu Gruppe vor. Sekunden später hat Youssouf Charaf die vorgegebene Menge abgewogen und vermischt die Samen der unterschiedlichsten Wildblumen mit drei Kilogramm Sand in einem schwarzen Eimer. Dem Aussäen steht nichts mehr im Wege.

Die Ortsgruppe Tönisvorst hat sich einem Projekt angeschlossen, das die Kempener schon seit einiger Zeit betreiben. Sie suchen Flächen, auf denen sie Wildblumenwiesen entstehen lassen können. Vor dem Hintergrund, dass nicht nur städtische Bereiche immer mehr verarmen und der Natur Grundlagen entzogen werden, möchte der Nabu neuen Naturraum schaffen, der Insekten und Vögeln eine Nahrungsgrundlage bietet. "Wir möchten für Veränderung sorgen und hoffen, dass wir weitere Flächen gewinnen können und auch Nachahmer in Privatgärten finden", bringt es Martens auf den Punkt.

Dass es nun eine Kirchenfläche geworden ist, verdankt die Ortsgruppe dem Kirchenvorstand von St. Cornelius. "Die Idee war auf einmal da. Schließlich möchten wir Gottes Schöpfung erhalten. Wir haben die Flächen und sind damit an den Nabu herangetreten", berichtet Albert Schwarz vom Kirchenvorstand, der zusammen mit seinem Kollegen Dr. Hans Weinand die Aktion vor Ort verfolgt. Bei der Ortsgruppe stieß Pfarrer Ludwig Kamm auf offene Türen, als er sein Anliegen vorbrachte. Gemeinsam überlegte man, welche der Rasenfläche geeignet wäre und entschied sich für die Westseite. Zum einem sind dort keine alten Gräber vorhanden und zum anderen ist die Sonneneinstrahlung für eine Wildblumenwiese hier am günstigsten. Nabu-Mitglied Heinz-Peter Repges leistete die Vorarbeiten. Mit einem Kleintraktor riss er die Grasnarbe auf und fräste die Fläche in einer Tiefe von 20 Zentimetern. Es folgte ein Grubbern, um die Erde feinkrümelig zu machen. Das Ganze lag danach eine Woche brach, um abzutrocknen. Ein letztes Durchfräsen schloss sich an, dem nun das eigentliche Einsäen folgt. Charaf hat inzwischen den zweiten Eimer mit dem Sand-Samen-Gemisch vorbereitet. Gemeinsam mit Martens schreitet er zur Tat. Ganze Hände voll fliegen über die Fläche. "Der Samen ist so fein, daher vermischt man ihn mit Sand", erklärt Lüdecke die Vorgehensweise, während er selber zum Autoanhänger geht und eine Motorfräse samt Walze herausholt. Gefräst werden muss nichts mehr, aber Lüdecke bindet die Walze an die Fräse. Auf diese Weise macht er sich das Anwalzen des Samens in die Erde einfacher. "Es ist für die Aussaat nahezu perfekt, dass es ein klein wenig fieselt", freut sich Martens über den leichten Nieselregen bei der Aussaat. So muss nicht angegossen werden. Nach der getanen Arbeit, die einige Passanten mit großen Interesse verfolgen und sich bereits lobend über die gute Idee äußern, bleibt nur noch abzuwarten, wie es wächst. Die weitere Pflege der neu angelegten Wildblumenwiese übernimmt der Nabu, wobei es eine sehr pflegeleichte Art und Weise ist, um der Natur ein Stückchen buntes Grün zurückzugeben. In Kürze werden nun an der Kirche Kornblumen, Klatschmohn, Malven, Wiesen-Flockenblumen, gewöhnliche Scharfgarbe, echtes Johanneskraut, wilde Möhre und Co für ein einen wunderschönen Anblick sorgen.

(tre)
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