Tönisvorst Einblicke durch Audiodateien aus der Observation

Tönisvorst · Lange haben sich die Verteidiger dagegen gewehrt, jetzt führte das Landgericht doch die Audiodateien aus den Observationen der Angeklagten ein. Das brachte vielen Beteiligten neue Erkenntnisse über den Raubmord des Rentners aus Tönisvorst: Bei der Innenraumabhörung des Autos eines der Angeklagten sprachen die mutmaßlich an dem Raubmord beteiligten Angeklagten über die Tatfolgen. Als Fazit könnte man sagen, dass Betroffenheit über den Tod des Mannes in den Gesprächen deutlich wurde. Schon im Vorfeld hatten Zeugen ausgesagt, dass zumindest einige der Angeklagten nicht wollten, dass der Mann stirbt. Die Staatsanwaltschaft dagegen geht davon aus, dass der Tod des Rentners zumindest billigend in Kauf genommen wurde. Das sei in ihrem Sinne gewesen, damit der Raub nicht angezeigt wird. Die fünf mutmaßlichen Täter haben bislang noch immer kein Geständnis vor der großen Strafkammer abgelegt. Die vier Männer wollten spätere Angaben nicht ausschließen, die Frau dagegen werde sich schweigend verteidigen, lautete die Ankündigung ihres Anwalts. Im Ermittlungsverfahren ließen sie sich dagegen zum Teil zu den Vorwürfen ein, belasteten sich jedoch gegenseitig. Dabei hatte sich der Verdacht erhärtet, dass die 21-Jährige den Rentner mit Stromstößen aus dem Elektroschocker misshandelte und ein weiterer Angeklagter das Opfer in den Schwitzkasten nahm.

Ganz sicher hätten rechtzeitige umfängliche Geständnisse den Angeklagten im Falle einer Verurteilung erhebliche Strafmilderung verschafft. Vier der Angeklagten könnten aufgrund ihres Alters ohnehin nur zu Höchststrafen von bis zu zehn Jahren verurteilt werden, wenn die Vertreter der Jugendgerichtshilfe das befürworten. Ob mögliche Geständnisse in dem späten Stadium noch eine ebenso deutliche Strafmilderung bringen könnten, bleibt abzuwarten.

Die Verteidiger vergnügen sich derweil mit Gedanken zu Beinlängen der Schöffen und ob diese ausreichen, um der Richterin unter dem Tisch Zeichen zur Verständigung zu geben. Als wäre es eine Art Wettbewerb kritisieren sie darüber hinaus regelmäßig die Verhandlungsführung der Richterin. Der siebte Prozesstag ließ noch kein Ende vermuten. In der kommenden Woche gibt es zwei weitere Termine. Dann muss das Gericht weitere Verhandlungstage bestimmen.

(bil)
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