Tönisvorst Eine andere Verwaltung in zehn Jahren

Tönisvorst · 16 Stellen sind bereits abgebaut, acht weitere sollen bis 2024 folgen. Sorge macht Wolfgang Schouten, im Rathaus zuständig für Personal, die Altersstruktur in der Verwaltung. Über 40 Prozent der Mitarbeiter sind 50 bis 65 Jahre alt.

 Im Mai vergangenen Jahres versammelten sich am zweiten Kita-Streiktag rund 200 Erzieherinnen vom ganzen Niederrhein nach einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zu einer Streikkundgebung vor dem Rathaus in St. Tönis.

Im Mai vergangenen Jahres versammelten sich am zweiten Kita-Streiktag rund 200 Erzieherinnen vom ganzen Niederrhein nach einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zu einer Streikkundgebung vor dem Rathaus in St. Tönis.

Foto: WOLFGANG KAISER

Starke Worte in der Sitzung des Hauptausschusses am Mittwoch im Ratssaal: "In zehn Jahren werden wir eine andere Verwaltung haben". Diese Äußerung bezog sich - schnell vorweggeschoben - nicht auf die Leistung im Rathaus, sondern auf die Menschen, die dort zurzeit arbeiten. Wolfgang Schouten, Fachbereichsleiter C Sicherheit und Ordnung/Personal, wagte diese Prognose aufgrund einer einfachen Statistik. In seinem Personalentwicklungskonzept für die Stadt Tönisvorst listet er auf, dass fast die Hälfte der Mitarbeiter im Rathaus über 50 Jahre alt sind.

Vorher waren die überarbeitete Geschäftsordnung des Rates, die Hauptsatzung der Stadt und die Zuständigkeitsordnung schnell abgehandelt und beschlossen. Selbst bei der Frage des Verdienstausfalles, den angesetzten Stundenlohn von 6 Euro auf den jeweils gültigen Mindestlohn anzuheben, waren sich die Fraktionen einig. Doch für das Personalkonzept nahm sich Wolfgang Schouten mehr Zeit. Die wichtigsten Ergebnisse sind dagegen kurz zusammengefasst: Von 2014 bis 2024 sollen 24 Stellen abgebaut werden, 16 Stellen davon sind bereits gestrichen. Es gibt keine finanziellen Spielräume, die Ausbildung soll intensiviert werden.

Als Merkmale des demografischen Wandels hob Schouten hervor, dass die Bevölkerungszahl insgesamt sinkt, die Zahl der Älteren über 65 Jahren aber steigt. Wenn weniger Jugendliche Schulen besuchen, gibt es auch weniger Auszubildende. Damit stünden dem Markt auch weniger ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung. Bei den Beschäftigten der Verwaltung ist schon heute die Altersstruktur von den Älteren dominiert. Die größte Gruppe stellen die 50- bis 59-Jährigen, zusammen mit den 60-Jährigen und älter machen sie über 40 Prozent, also fast die Hälfte aller Rathaus-Beschäftigten aus. Die Gruppe der 20- bis 29-Jährigen ist dagegen die kleinste. Zusammen mit den 30- bis 39-Jährigen kommt sie gerade mal auf etwas über 25 Prozent, ein Viertel der Belegschaft. Schouten will dem gegensteuern, in dem die Stadt wieder mehr Auszubildende einstellt. Überhaupt: Entgegen den Sparvorschlägen der Gemeindeprüfungsanstalt wird die Stadtverwaltung am Bürgerbüro in Vorst festhalten. Vielleicht wird an den Öffnungszeiten oder Stellenschlüsseln gekürzt. Auf der anderen Seite werden die finanziell eingeengten Spielräume betont, was bedeutet - ohne dass es gesagt wurde - es gibt so gut wie keine Neueinstellungen und Beförderungen oder höhere Eingruppierungen werden schwieriger.

Dünn bleibt das Konzept in den Antworten auf die Herausforderungen. Wenn die Mitarbeiter immer älter werden, dann rückt die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit und die Senkung des Krankenstandes in den Fokus. Neue Formen der Arbeitsorganisation, etwas schwammig mit Home Office überschrieben, können für alle Mitarbeiter, egal welchen Alters, interessant sein, vor allem wenn der Beruf mit der Kindererziehung vereinbar werden soll. Die Umsetzung eines betrieblichen Gesundheitsmanagement betrifft vor allem die Älteren. Aber Joggen und Rückenschule zu nennen, ist zu wenig.

Wenn gutes Fachpersonal immer schwieriger zu finden ist und die Verwaltung benachbarter Großstädte viele Praktiker weglockt, muss man sich Gedanken machen, wie man seine guten Leute vor Ort hält oder neue Kräfte anwirbt. Mit der Ankündigung, die Praxis starrer Dienstanweisungen zu verlassen, wird das nicht gelingen.

(RP)
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