Tönisvorst Eltern stellen Notgruppen in den Kitas

Tönisvorst · Nächste Woche werden die städtischen Kitas in Tönisvorst weiter bestreikt. In der Aula der Realschule im Kirchenfeld stellten sich die Erzieherinnen und Bürgermeister Thomas Goßen am Donnerstag den betroffenen Eltern.

 Das Forum der Realschule im Kirchenfeld war gut gefüllt. Die Streikenden hatten zusammen mit Bürgermeister Thomas Goßen die Eltern zu einem offenen Gespräch eingeladen. Am Podium spricht Sabine Uhlenkott von Verdi.

Das Forum der Realschule im Kirchenfeld war gut gefüllt. Die Streikenden hatten zusammen mit Bürgermeister Thomas Goßen die Eltern zu einem offenen Gespräch eingeladen. Am Podium spricht Sabine Uhlenkott von Verdi.

Foto: WOLFGANG KAISER

Es war eine aufgeladene Stimmung, als sich nach knapp einer Woche Streik die Erzieherinnen der städtischen Kindertagesstätten und die betroffenen Eltern am Donnerstag ab 18 Uhr im Forum der Realschule am Kirchenfeld wiedersahen. Mehrmals betonten die Erzieherinnen, wie unangenehm es ihnen ist, dass sie ihr Wort brechen, nur eine Woche streiken zu wollen. Eingeladen hatte in Zusammenarbeit mit dem Verdi-Bezirk Linker Niederrhein Bürgermeister Thomas Goßen, der mehrmals für die "Blockadehaltung" der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeber angegangen wurde.

Doch der Termin diente weniger dazu, Dampf ablassen zu können, als vielmehr konkret über Hilfe in der kommenden Woche zu beraten und informieren. Da die Notgruppe an der Jägerstraße nach dem Streikrecht nicht mehr länger aufrechterhalten werden kann, steht jetzt das Angebot im Raum, in allen städtischen Kitas Notgruppen für 30-35 Kinder einzurichten - vorausgesetzt, es finden sich genügend Eltern, die dabei in die Bresche springen.

An den Wortbeiträgen und am Applaus war abzulesen, dass die Eltern für das Anliegen der Erzieherinnen viel Verständnis aufbringen und sich mit ihren Forderungen vielfach solidarisch erklären. Den meisten Gegenwind bekam neben Bürgermeister Thomas Goßen die Vertreterin des Verdi-Landesverbandes Sabine Uhlenkott ab. Es gab aber auch das Protest-Tuch, das Kindergartenkindern ihren Erzieherinnen überreichten.

Eltern hatten darauf den ironischen Satz geschrieben: "Danke, dass ihr den Streik auf unseren Rücken austragt." Die Erzieherinnen wiederum hatten von Eltern und Passanten 705 Unterstützer-Unterschriften gesammelt, die sie an Bürgermeister Goßen überreichten - mit der Bitte, sie an den Arbeitgeberverband weiterzuleiten.

Elke Roulands, Leiterin der Kita "Villa Gänseblümchen", berichtete von viel Solidarität aus den nichtstädtischen Kindertagesstätten, denn das Ergebnis dieses Arbeitskampfes besitze auch Signalwirkung für die privaten Träger. Die Forderung der Gewerkschaft nach zehn Prozent mehr Lohn brachte einige Lacher im Publikum. So musste noch mal erklärt werden, dass es dabei nicht um kleine Lohnverhandlungen zum Inflationsausgleich gehe, sondern um die bessere Anerkennung und Bewertung von sozialen Berufen, und speziell Frauenberufen. Das Gehaltstableau stamme noch aus den 1990er Jahren. Seitdem seien die Anforderungen stark gestiegen. So sei die Betreuung von U3-Kindern hinzugekommen oder die Inklusion. Von den Erzieherinnen werde Höchstleistungen gefordert, diese wiederum fordern dafür eine angemessene Bezahlung. Dieses grundsätzliche Problem sei der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber seit fünf Jahren bekannt, doch sie hätten sich bei diesen Forderungen taub gestellt. Und auch jetzt im Streik blockierten die Arbeitgeber nach Meinung von Verdi eine Einigung. Gestern nun tauchten ganz aktuell Gesprächsangebote für Dienstag, von Verdi für Montag auf. Trotzdem bleibt Verdi dabei, dass auch in der kommenden Woche weitergestreikt wird - so die Krefelder Verdi-Geschäftsführerin Mechthild Schratz gestern auf Nachfrage.

Von Bürgermeister Goßen wollten die Eltern wissen, ob sie ihre Beiträge zurückerhalten. Er kündigte an, dass die Stadt die Essensbeträge am Ende des Streiks verrechnen und zurückzahlen werde. Ob die Elternbeiträge zurückgezahlt werden dürfen, werde zurzeit im Kreis Viersen noch geprüft. Von diesen Beträgen der Eltern erhalte die Stadt Tönisvorst keinen Cent.

(RP)
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