Tönisvorst Eltern wollen eine Gesamtschule

Tönisvorst · Die Stimmen sind ausgezählt, das Votum ist eindeutig: Die Mehrheit der Eltern, deren Kinder zurzeit eine Grundschule besuchen, würden das Kind auf der Gesamtschule anmelden, wenn es sie gäbe. Doch die Zahlen reichen wohl nicht.

 Gestern wurde die Fragebögen der Elternumfrage zur Gesamtschule im Rathaus ausgezählt. Von 931 an Grundschuleltern ausgegebenen Fragebögen wurden 678 zurückgeschickt, 582 waren eindeutig ausgefüllt.

Gestern wurde die Fragebögen der Elternumfrage zur Gesamtschule im Rathaus ausgezählt. Von 931 an Grundschuleltern ausgegebenen Fragebögen wurden 678 zurückgeschickt, 582 waren eindeutig ausgefüllt.

Foto: STADT/PERCHTHALER

Vor gut drei Wochen hat die Verwaltung Fragebögen an die Eltern verteilt, deren Kinder zurzeit eine der vier Grundschulen in Tönisvorst besuchen. Von 931 ausgeteilten Fragebögen sind 678 (fast 73 Prozent) zurückgekommen und ausgewertet. Das Ergebnis ist nicht überraschend: 330 Eltern haben angekreuzt, dass sie ihr Kind auf einer Tönisvorster Gesamtschule anmelden würden. Für das Gymnasium würden sich 125 entscheiden, für eine Realschule außerhalb fünf, für ein Gymnasium außerhalb 19, für eine Gesamtschule außerhalb acht. 71 Eltern wissen es noch nicht.

Auf die Frage, wo sie ihr Kind anmelden, wenn die Tönisvorster Schullandschaft so bleibt, wie sie zurzeit ist, haben 36 Eltern angekreuzt, ihr Kind würde die Sekundarschule Tönisvorst besuchen, 147 würden versuchen, ihr Kind auf eine Gesamtschule außerhalb anzumelden, zwei auf einer Sekundarschule außerhalb, 192 würden das Kind auf dem Michael-Ende-Gymnasium anmelden, 42 würden ein Gymnasium außerhalb der Stadt wählen, neun eine Realschule außerhalb. 113 Eltern wissen es noch nicht.

Diese Zahlen sind in vielerlei Hinsicht interessant, zeigen sie doch, dass eine Gesamtschule im Ort Auspendler halten würde, auch solche, die sonst zu einem Gymnasium außerhalb der Stadt gehen würden. Außerdem ist das Votum gegen die Sekundarschule eindeutig. Aber noch etwas anderes wird bei der Auswertung deutlich: Die Gesamtschule Tönisvorst hätte durchschnittlich 83 Anmeldungen pro Jahrgang - zu wenig. Allerdings fehlen die Angaben von 27 Prozent der Eltern. Eine Gesamtschule braucht mindestens 100 Kinder, um die verschiedenen Differenzierungsangebote aufrecht zu erhalten.

Das Ergebnis der Umfrage soll in die Entscheidung einfließen, die die Mitglieder des Schulausschusses bei ihrer Sitzung morgen treffen. Seit April, seit die Sekundarschule den Antrag auf Umwandlung in eine Gesamtschule gestellt hat, beherrscht das Thema die Gespräche im Ort. Die Idee zur Umwandlung kam auf, weil die Sekundarschule im aktuellen Schuljahr nur noch 66 Anmeldungen hatte. Schulleitung und Schulpflegschaft fürchteten, dass die neue Schule auf Dauer nicht angenommen wird und schließen muss. Eine Gesamtschule hingegen, da sind sich die Befürworter sicher, würde auf größere Akzeptanz stoßen. Das Ergebnis der Elternbefragung gibt ihnen Recht. Die Stadtverwaltung hingegen befürchtet, dass Tönisvorst nicht genügend Schüler hat für eine Gesamtschule und der damit verbundenen zweiten gymnasialen Oberstufe. Mindestens 45 der mindestens 100 Gesamtschüler müssten jedes Jahr nach Klasse 10 die Qualifikation schaffen und die Oberstufe der Gesamtschule besuchen, damit die Mindestanforderungen an eine Oberstufe erfüllt wären. Und auch diesen Bedenkenträgern gibt das Ergebnis der Befragung Recht.

Hinzu kommt noch ein weiteres Problem: Laut Schulentwicklungsplan wechseln im nächsten Jahr 249 Kinder von der vierten Klasse in eine weiterführende Schule. Im Jahr darauf sind es 230 Kinder, zum Schuljahr 2019/20 nur noch 211 Kinder. Zu bedenken gilt, dass davon bisher fast 30 Prozent eine weiterführende Schule außerhalb der Stadt wählen.

Ein anderes Thema, das in die Entscheidung einfließt, ist das Geld. Rund 290.000 Euro im Jahr kostet die Stadt der Erhalt des Schulgebäudes Kirchenfeld. Bleibt die Sekundarschule erhalten, könnte der Standort voraussichtlich 2022 aufgegeben werden. Wird die Sekundarschule zur Gesamtschule, werden für die eigene Oberstufe mehr Räume gebraucht, als im Schulzentrum vorhanden sind, so dass der Standort Kirchenfeld weiter genutzt werden muss.

(WS03)
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