Tönisvorst Grillfest: Flüchtlinge willkommen heißen

Tönisvorst · Rund 50 Vorster Bürger kamen zum Grillfest an die Hans-Hümsch-Halle. Dort sind Flüchtlinge untergebracht. Der Wunsch der Organisatorinnen, eine Brücke zu bauen zwischen den Vorstern und den Flüchtlingen, erfüllte sich.

 Christel Domschatz (links und Edith Mascini hatten beim Grillfest mit den Flüchtlingen auch jede Menge Spaß. Die Initiatoren freuen sich über die große Hilfsbereitschaft von Nachbarn und Unternehmen vor Ort.

Christel Domschatz (links und Edith Mascini hatten beim Grillfest mit den Flüchtlingen auch jede Menge Spaß. Die Initiatoren freuen sich über die große Hilfsbereitschaft von Nachbarn und Unternehmen vor Ort.

Foto: ACHIM HÜSKES

Als vor drei Wochen die ersten beiden Flüchtlinge in der Hans-Hümsch-Halle am Wiemespfad einquartiert wurden, war Göksu Kocak, genannt Kiki, schon da. Gemeinsam mit ihrer fünfjährigen Tochter wollte die gelernte Sozialbetreuerin die Neubürger willkommen heißen. "Ich spreche deutsch, englisch, türkisch, russisch und ich dachte, ich kann vielleicht helfen", sagt die Vorsterin. Mittlerweile leben 18 Männer aus sieben Ländern in der Turnhalle - und alle kennen Kiki. "Die haben auch alle meine Telefonnummer", erzählt die Vorsterin. Wenn irgendetwas ist, rufen sie die Ehrenamtlerin an, und die weiß immer Rat oder kennt jemanden, der weiterhelfen kann.

Gemeinsam mit Edith Mascini, die ehrenamtlich Deutsch unterrichtet, hat Göksu Kocak jetzt ein Grillfest mit den Flüchtlingen organisiert. "Herzlich willkommen" steht auf dem Schild am Eingang zur Turnhalle. Harun, Abdul, Alban, Victor, Chibueze, Jetmir, Altim und etliche andere haben unterschrieben. Sie alle sitzen auf Bänken oder stehen an hohen Tischen und unterhalten sich. Auch Bewohner der Container am Sportplatz und Flüchtlinge, die in St. Tönis untergebracht sind, sind gekommen.

Einer der Männer, die sich auf Französisch unterhalten, ist Mohamed. Er ist 20 Jahre alt und stammt aus dem westafrikanischen Guinea. Zuhause war er Torwart in einem Fußballteam, erzählt er. Vor fünf Jahren starben seine Eltern kurz nacheinander. In Guinea liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei 42 Jahren. Mohamed kümmerte sich um seine drei jüngeren Brüder. Weil er in seinem Heimatland keine Perspektive sah, suchte er einen Imam, der die Brüder in seiner Koranschule aufnahm, und machte sich auf den Weg. Sechs Monate war er unterwegs, bis er in Vorst strandete. Hier will er sich etwas aufbauen.

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Foto: dapd, dapd

"Am liebsten möchte ich Koch werden", sagt er. Für das Grillfest hat auch Mohamed kräftig mitangepackt. "Alle haben geholfen, das Zelt aufzubauen, die Bänke hinzustellen und den kleinen Vorraum für das Büffet frei zu räumen", erzählt Edith Mascini. Und dort türmen sich die Salate, Brote und Saucen. "Die Firma Abbelen hat Grillfleisch gespendet und ganz viele Leute haben Salate, Getränke und Grills mitgebracht", freut sich die Organisatorin. Auch die Diakonie Krefeld-Viersen und einige Vorster Gaststätten haben sich an der Finanzierung beteiligt.

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Foto: dpa, rwe lof

Getränke haben auch Daniel und Anna Ponten mitgebracht. "Wir fanden es wichtig, hierher zu kommen und zu zeigen: 'Wir stehen hinter euch", sagt Daniel Ponten. Es sei schon traurig genug, dass die Menschen in der Turnhalle leben müssten, da sollten sie wenigstens nicht das Gefühl haben, sie stünden alleine da und seien nicht erwünscht. Berührungsängste oder Vorurteile hat das Vorster Paar nicht. Edith Mascini und Göksu Kocak freuen sich über so viel Offenheit. "Jeder, der möchte, kann die Männer hier besuchen", sagen die beiden. "Sie sind alle sehr freundlich und freuen sich, wenn jemand kommt."

(WS03)
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