Tönisvorst Grüne Lunge des Viertels soll bleiben

Tönisvorst · Anwohner der Straße Am Marienheim in St. Tönis wollen sich dafür einsetzen, dass die 18 Bäume am ehemaligen Spielplatz erhalten bleiben. Der neue Eigentümer möchte dort ein Haus mit elf Wohnungen bauen.

 Mit dieser Farbenpracht wird es wohl bald vorbei sein - nicht nur, weil der Winter naht. Auf dem Spielplatz an der Straße Am Marienheim soll ein Mehrfamilienhaus gebaut werden. Ob eine Unterschriftenliste das ändern kann, ist fraglich.

Mit dieser Farbenpracht wird es wohl bald vorbei sein - nicht nur, weil der Winter naht. Auf dem Spielplatz an der Straße Am Marienheim soll ein Mehrfamilienhaus gebaut werden. Ob eine Unterschriftenliste das ändern kann, ist fraglich.

Foto: Kaiser

Wenn Rosa Riefers auf ihrem Balkon sitzt, blickt die St. Töniser auf buntes Herbstlaub. 18 große, etwa 30 Jahre alte Bäume stehen in dem kleinen Park vor dem Balkon der Seniorin. Auch die anderen Hausbewohner und die Nachbarn lieben die Bäume und das Grün vor ihrer Tür. "Wenn hier im Sommer die Vögel zwitschern, ist das herrlich", sagt Anwohnerin Astrid Storm. Doch im nächsten Frühjahr werden keine Vögel mehr in dem kleinen Park an der Straße Am Marienheim zwitschern, denn die Bäume sollen einem Neubau weichen.

Weil der Spielplatz, der sich viele Jahre lang auf dem rund 1000 Quadratmeter großen Grundstück befand, nicht mehr von vielen Kindern genutzt worden war, sind die Politiker im vorigen Jahr dem Vorschlag der Verwaltung gefolgt, die Spielgeräte abbauen zu lassen und das Grundstück zu verkaufen. "Das Geld, das die Stadt dafür bekommen hat, ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt eine Anwohnerin. Für die Bürger aber sei die grüne Lunge des Wohnviertels für immer verloren.

"Selbst wenn da zurzeit keine Kinder mehr spielen", sagt Uli Hagen, die ebenfalls in der Nähe wohnt, "kann der Platz doch als kleine Parkanlage für die Anwohner erhalten bleiben." Besonders weil wenig Grün in der Nähe sei, seien die Bäume wichtig für das Viertel. "Als der Rewe-Parkplatz angelegt wurde, waren Bäume versprochen worden, die nie gepflanzt worden sind. Und jetzt wird hier das letzte bisschen Grün auch noch zugebaut", empören sich die Bürger.

Auch Denise Kaiser trauert dem kleinen Park nach. "Wenn es kein Spielplatz mehr sein soll", sagt die Anwohnerin, "dann soll doch wenigstens der Rasen erhalten bleiben, auf dem mein Sohn mit seinen Freunden so gerne Fußball spielt." Tatsächlich sei in unmittelbarer Nähe sonst keine Fläche mehr, wo Kinder spielen können. "Dabei gibt es hier etliche Mietwohnungen ohne Garten", weiß Denise Kaiser. Auch der zu erwartende zusätzliche Verkehr, den die elf neuen Wohnungen mit sich bringen, stört die Bürger. "Hier gibt es jetzt schon kaum Parkplätze, aber etliche Autos", sagt Astrid Storm. Für die Schulkinder, die morgens aus dem Viertel zur Schule gehen und für die Mütter, die ihre Kinder ins Familienzentrum Marienheim bringen, sei die Situation brandgefährlich.

"Und wenn die Stadt die leerstehenden Häuser an der Rue de Sees mietet, um dort Flüchtlingsfamilien unterzubringen, sind auch wieder viele Kinder im Viertel", geben die Anwohner zu Bedenken. "Wo sollen die sich denn mal austoben?" Die Bürger wollen jetzt Unterschriften für den Erhalt der Grünfläche sammeln. Rosa Riefers hat außerdem die Offenlage des Bebauungsplans genutzt, um eine Einlassung zu formulieren: Im Vertrauen darauf, dass der angrenzende Spielplatz als unbebaubar galt, sei das Haus dort errichtet worden, heißt es in dem Schreiben. Entfalle der Spielplatz mit den 18 großen Bäumen, beeinträchtige das Wert und Beliebtheit des Objekts, "zumal die Grenzabstände des Neubaus bis aufs Äußerste ausgeschöpft werden".

Auch die Abgasbelastung und das Verkehrsaufkommen seien nicht mehr vertretbar. "Es kann nicht sein, dass ohne Rücksicht auf Verluste jeglicher Quadratzentimeter zur Gewinnmaximierung ausgenutzt wird und die soziologischen und ökologischen Aspekte völlig außer Acht gelassen werden", heißt es in der Einlassung.

(WS03)
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