Tönisvorst Inklusion: Eltern mehr Hilfestellung geben

Tönisvorst · Die Fraktionen von CDU und Grünen starten eine gemeinsame politische Initiative, das Thema Inklusion in Tönisvorst zu unterstützen. Sie regen einen runden Tisch mit Fachleuten und einen Projekt-Beauftragten an.

Eine gemeinsame Initiative zum Thema Inklusion haben am Samstag Angelika Hamacher (CDU) und Jürgen Cox (Grüne) in Tönisvorst vorgestellt. Die Sache drängt, weil sich in diesem Jahr viele Eltern, die ihre Kinder an Schulen in Tönisvorst angemeldet haben, alleine gelassen fühlten. Bei den weiterführenden Schulen sind es die Sekundarschule und das Michael-Ende-Gymnasium, die bereits jetzt Inklusion umsetzen sollen. Die Stadt ist nur für die Schulgebäude zuständig, für den Betrieb aber der Schulrat beim Kreis. Da seien viele Eltern ins Leere gelaufen, mussten die Tönisvorster Schulpolitiker feststellen. Grünen-Fraktionsvorsitzender Cox treibt das Thema schon lange um, und die CDU hatte bereits 2012 einen Antrag gestellt, die Verwaltung solle zum Thema Inklusion einen Sachstandsbericht erstellen. Cox sprach Andrea Hamacher an, die Vorsitzende des Schul- und Kulturausschusses ist.

CDU und Grüne haben sich beim Thema Inklusion verständigt und fordern jetzt gemeinsam ein Aktionsprogramm. Um Inklusion inhaltlich professionell zu behandeln, regen die beiden Fraktionen einen runden Tisch der Fachleute an. Gemeint ist eine gemeinsame Runde mit Kräften, die beruflich bereits mit Inklusion zu tun haben, sprich Mitarbeitern in Kindertagesstätten und Grundschulen, Förderschulen, aber auch dem Heilpädagogischen Zentrum (HPZ), das seinen Hauptsitz in Tönisvorst hat. Die gesammelten positiven Erfahrungen könnten gebündelt und in neue Bereiche übertragen werden. Darüber hinaus fordern CDU und Grüne einen Inklusionsbeauftragten, der den Eltern Hilfestellung bei Anträgen, Förderungen und vielen offenen Fragen geben soll. Da Tönisvorst mit der Sekundarschule im Kreis eine Alleinstellung einnehme, will man das Land in die Pflicht nehmen und diese Kraft im Rahmen eines Pilotprojektes in erster Linie mit Landeszuschüssen finanzieren. Die grüne Schulministerin Sylvia Löhrmann habe ja das Thema Inklusion an den Schulen forciert.

Anja Müller (CDU) und Elisabeth Schwarz (Grüne) stehen hinter diesem gemeinsamen Vorgehen, sehen aber Inklusion nicht allein auf die Schule beschränkt; sie betreffe das gesamte gesellschaftliche Leben. Angelika Hamacher verweist darauf, dass mehrere Ämter und Behörden betroffen seien, damit seien verschiedene Rechtsgrundlagen wie die Förderrichtlinien nach dem Sozialgesetzbuch oder die des Landschaftsverbandes angesprochen. Das sei selbst für Fachleute höchst kompliziert. Den betroffenen Eltern müsse da dringend eine Hilfe an die Hand gegeben werden. Eine Schulpolitikerin wie Angelika Hamacher sieht Inklusion aber auch nicht als zwingende Einbahnstraße: Es müsse weiterhin die Möglichkeit geben, zwischen Inklusions- und Förderschule zu wählen.

Jürgen Cox und Elisabeth Schwarz gehen auch auf den in Politik und Verwaltung weit verbreiteten Irrtum ein, es gehe dabei nur um Gehbehinderte und mit einem Aufzug für Rollstuhlfahrer sei das Thema erfüllt. Cox: "Man muss auch an die Kinder denken, wo man die Behinderung nicht sieht." Gemeint sind etwa Fehlsichtige, Verhaltensauffällige, Autisten oder hyperaktiven Kinder.

Viele Kinder seien in der Vergangenheit auf der Strecke geblieben, weil die Eltern oft vor den Behörden resigniert hätten. Um Fristen zu wahren, Anträge für Mittel zu stellen, müssten Eltern fachkundig begleitet werden. Dafür müsse eine professionelle Kraft zur Verfügung stehen. Die beiden Initiatoren haben auch bereits mit dem Schulministerium und mit Bürgermeister Thomas Goßen gesprochen. Der versprach Unterstützung, verwies aber auch auf den Haushalt, der keine neuen Stellen zulasse. Insofern ruhen alle Hoffnungen auf dem Land, das ein solches Pilotprojekt in Tönisvorst fördern solle. Auch die grüne Landtagsabgeordnete Martina Maaßen aus Viersen sei angesprochen worden. Angelika Hamacher unterstreicht, es könne nicht sein, dass der Bund eine UN-Konvention unterschreibe, das Land sie in Gesetze umsetze und man dann die Kommunen damit alleine lasse.

(RP)
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