Tönisvorst Karneval im Museum angekommen

Tönisvorst · Mit einer Ausstellung im Heimathaus des Heimatbundes St. Tönis feiert das Tönisvorster Karnevals Komitee ein närrisches Jubiläum: 111 Jahre organisierter Straßenkarneval in beiden Ortsteilen.

 Die Mitglieder des aktuellen Tönisvorster Karnevals Komitee (TKK) und Kinderprinzessin Samantha I. mit Adjutantin Sophie vor der historischen Fahne.

Die Mitglieder des aktuellen Tönisvorster Karnevals Komitee (TKK) und Kinderprinzessin Samantha I. mit Adjutantin Sophie vor der historischen Fahne.

Foto: W. K.

Eine alte Fahne ist der Beweis: 1905 ist auf der Fahne des Karnevalszugvereins St. Tönis eingestickt. Also haben wir nach närrischer Zeitrechnung 2016 ein besonders Jubiläum: 111 Jahre organisierte Straßenkarneval in Tönisvorst. Nach alten Unterlagen in den Archiven gab es wohl "um 1900 und früher" zu Karneval erste Umzüge. Doch die Gruppen und Vereinigungen, die sich in loser Form trafen, zogen mehr oder weniger ungeordnet durch St. Tönis.

Dabei muss der Wunsch entstanden - oder auch die Notwendigkeit gesehen worden sein, die Umzüge rechtzeitig vorher zu organisieren und am Tag selber zu koordinieren. Der Straßenkarneval erlebte dadurch einen Aufschwung. Mit Hilfe der ortsansässigen Vereine und Straßengemeinschaften wurden die Umzüge immer größer und schöner - bis sie schließlich im Zweiten Weltkrieg zum Erliegen kamen. Dann der Neustart: 1962 gründeten die Vertreter der Karnevalsvereine das Komitee zur Förderung des St. Töniser Karnevals. Der erste Vorsitzende Anton Beusch war gleichzeitig stellvertretender Bürgermeister von St. Tönis. Als aus St. Tönis und Vorst Tönisvorst entstand, wurde das Komitee in Tönisvorster Karnevals Komitee umbenannt.

Die Ausstellung in der Antoniusstraße vermittelt einen guten Überblick über die letzten gut 40 Jahre des Karnevals unter dem Zeichen vom TKK. Zu sehen gibt es die offiziellen Fotos der meisten Prinzen und Kinderprinzen, die Prinzenorden, die seit 1962 verteilt wurden. Drei Prinzenketten sind ausgestellt, die älteste, die von 1986 bis 1996 getragen wurde, die mittlere von 1997 bis 2007 und die aktuelle, die seit 2008 die Prinzen ziert.

Zu sehen gibt es aber nicht nur Orden und Fotos, sondern auch die Weinpräsente der Prinzen, gestiftete Pokale und der Ornat der Prinzen, blau-gelb bei den Erwachsenen und rot-weiß bei den Kindern. Und da es in diesem Jahr keinen aktuellen Prinzen gibt, standen Kinderprinzessin Samantha I. (12 Jahre) und ihre Adjutantin Sophie, Kinderprinzessin der vergangenen Session, neben den Komiteemitgliedern ganz im Mittelpunkt der Eröffnung am Donnerstagabend. Die Prinzessin des Jugendkarnevalsvereins rot-weiß 1978 besucht die sechste Klasse der Sekundarschule in Tönisvorst.

Für den Besucher der Ausstellung, die noch bis zum 2. Februar läuft, lohnt es sich besonders, sich in die zahlreichen alten Zeitungsausschnitte zu vertiefen. So stürmten die Tönisvorster Karnevalisten 1992 etwa "mit einer Rakete das Kasernentor" in Forstwald. Der britische Major Bon Weston kapitulierte mit weißer Fahne. Noch nicht so lange her ist auch die Regentschaft 2009 von Lothar Vauth und seiner Frau Jessica.

Der damalige Tönisvorster SPD-Vorsitzende, der Landrat werden wollte, wählte für die Session das Motto "Wer feiert und lacht, hat immer Recht." Nach Karneval kam es ganz anders. Während die Vauths in Ägypten Urlaub machte, durchsuchte die Staatsanwaltschaft die Wohnung des Ehepaars. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen des Verdachts, Mandantengelder veruntreut zu haben.

Die Ausstellung im Heimathaus an der Antoniusstraße 6 ist bis zum 2. Februar zu sehen, geöffnet jeweils dienstags von 18 bis 20 Uhr, donnerstags von 11 bis 13 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

(RP)
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