Tönisvorst Kirchengemeinde setzt auf gute Zeiten

Tönisvorst · Am 22. April startet die Evangelische Kirchengemeinde St. Tönis eine neue Form des Gottesdienstes. Einmal im Monat will die Gemeinde sonntags um 18 Uhr zusammenkommen und gemeinsam selbst gestellten Themen nachgehen.

 Pfarrerin Daniela Büscher-Bruch ist seit 18 Jahren in der Gemeinde, Christian Dierlich kam jetzt neu hinzu. Beide ziehen an einem Strang und gehen mutig neue Wege. Die neue Gottesdienstform einmal im Monat ist offen für alle.

Pfarrerin Daniela Büscher-Bruch ist seit 18 Jahren in der Gemeinde, Christian Dierlich kam jetzt neu hinzu. Beide ziehen an einem Strang und gehen mutig neue Wege. Die neue Gottesdienstform einmal im Monat ist offen für alle.

Foto: H. BRINKMANN

"Go(o)dtime - der etwas andere Gottesdienst", so nennt die evangelische Kirchengemeinde St. Tönis ihre Neuerung, die am 22. April um 18 Uhr zum ersten Mal in der Christuskirche an der Hülser Straße ausprobiert wird. Der Gottesdienst am Morgen soll dann immer am letzten Sonntag im Monat entfallen, weil dann um 18 Uhr Gottesdienst gefeiert wird. Und auch, wenn die Impulse dazu vor allem von der Jugend der Gemeinde kommen, ist "Go(o)dtime" kein Jugendgottesdienst, sondern eine gute Zeit mit Gott für alle.

So ganz neu ist die Idee nicht, gibt Pfarrerin Daniela Büscher-Bruch zu. Erste alternative Gottesdienst-Formen kamen mit der Thomasmesse auf, dem Gottesdienst für Zweifelnde, Suchende und andere gute Christen. Zusammen mit Pfarrer Renz Schaeffer, der jetzt im Ruhestand ist, gab es in St. Tönis bereits die "30 Minuten mit Gott", die aber nur zwei bis maximal vier Mal im Jahr angeboten wurden, vor allem auf Wunsch der Konfirmanden. Die 30 Minuten sind geblieben, und auch der Wunsch, mit neuen Formen im Gottesdienst jüngere oder kirchenfremde Menschen zu interessieren. Auch wenn eine Band mitspielt und mediale Statements genutzt werden, will "Go(o)dnews" keineswegs Formen wie "Lighthouse" oder "ProChrist" , wie sie es in der Gemeinde Anrath-Vorst gab, kopieren. Pfarrer Christian Dierlich distanziert sich von platter Evangelisation und fundamentalen Inhalten. Das Tönisvorster Konzept ist viel offener, will Themen und Gestaltung mit Interessierten im kleinen Kreis vorbereiten und ausarbeiten.

Auf jeden Fall wird es wohl keine Liturgie mit Wechselgesängen geben, auch keine Predigt im üblichen Sinne, dafür aber immer einen Pfarrer - ob im Talar oder nicht, ist noch offen. Wie der einzelne Gottesdienst dann gestaltet wird, ob mit Meditationen und Taizé-Gesängen, mit Aktions- und Stllephasen, kurzen thematischen Impulsen oder neuen Liedern, wird sich von Mal zu Mal zeigen. Das Presbytierum war auf jeden Fall von Anfang an offen für die Neuerungen. Der Impuls kam zwar von den Jugendlichen, für die gerade der frühe Sonntagabend die beste Zeit am Wochenende für Kirche ist, aber auch die "Mittelalten" finden die neue Form interessant und haben direkt gefragt, ob man auch kommen dürfe.

Die Band, die den ersten Termin am 22. April gestalten wird, spielt zwar Rock-Pop-Musik. In der Kirche wird aber auf das Schlagzeug verzichtet, niemand soll "an die Wand gespielt werden" (Dierlich). Für den Rhythmus reicht dort eine Cajon (Kistentrommel). Und auch wenn die Feier nur eine halbe Stunde dauert, soll versucht werden, dem schnelllebigen Alltag eine Nachdenkpause zu verschaffen. Die neue Gottesdienstform will keinen neuen Event schaffen, sondern die Teilnehmer anrühren. Pfarrerin Büscher-Bruch ist sich sicher, dass die Gemeinde dabei mitziehen wird. Beim Picknick im Sommer habe die Gemeinde "toll mitgemacht". Und bei der Kulturreihe "Götterspeise" gebe es in den Gesprächen einen wunderbaren Austausch über Gott und die Welt.

Dass Daniela Büscher-Bruch jetzt 25 Jahre Ordination begehen kann, hätte sie selber fast vergessen. Das Thema kam im Presbyterium auf, die Feier am Samstag wird ein Geschenk an die beliebte Pfarrerin sein - die darüber "tief berührt" ist. In Bonn hatte sie als junge Pfarrerin eine frühe Form der Citypastoral übernommen. Die Stelle als Sonderdienst lief aus. Um Renz Schaeffer bei den 160 Konfirmanden zu helfen, bewarb sie sich in St. Tönis und wurde genommen. Bereut hat sie den Schritt nie.

(RP)
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