Tönisvorst Kunst zwischen Weiden und Apfelbäumen

Tönisvorst · Der in Tönisvorst lebende Beuys-Schüler John Waszek öffnet am Wochenende sein Atelier zu einer Hausausstellung. Zu sehen gibt es eine neue Serie von Gemälden und eine Vielzahl von kleinen Papierarbeiten.

 John Waszek in seinem Atelier an der Schmitzheide. In der Wochenendausstellung zeigt er zum ersten Mal die neuen abstrakten Bilder der Serie Kolumbarium. In Mappen und Rahmen sind auch Papierarbeiten zu sehen.

John Waszek in seinem Atelier an der Schmitzheide. In der Wochenendausstellung zeigt er zum ersten Mal die neuen abstrakten Bilder der Serie Kolumbarium. In Mappen und Rahmen sind auch Papierarbeiten zu sehen.

Foto: ACHIM HÜSKES

Gut zehn Jahre lebt und arbeitet er schon an der Schmitzheide. Am Wochenende öffnet Künstler John Waszek Haus und Atelier zu einer Ausstellung. Verteilt auf mehrere Räume präsentiert er neue, aber auch ältere, selten gezeigte Arbeiten. Waszek hat an der Kunstakademie Düsseldorf zwei Jahre bei Beuys studiert, bis der Professor nach der zweiten Sekretariatsbesetzung von Wissenschaftsminister Johannes Rau entlassen wurde. Klar, dass Beuys im Atelier präsent ist, etwa durch die Postkarte "Wer nicht denken will, fliegt raus."

Auch wenn John Waszek schon zehn Jahre in Tönisvorst lebt - allerdings in einem Haus weit draußen an der Kreuzung Kempener Straße / Butzenstraße - dürfte er vielen Tönisvorstern unbekannt sein. Der Künstler, ein gebürtiger Bayer, der in Düsseldorf und Köln studierte, ist vor allem in Krefeld gut vernetzt. Dort gehört der Künstler, Mitglied im BBK Niederrhein, der Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK) an und wird dort im März im Kunst-Spektrum eine Ausstellung haben.

Wer Waszek besucht, hat viel zu schauen - nicht nur die vielen Bilder an den Wänden, in Mappen und auf Tischen. Regale mit unzähligen CDs und Film-DVDs verraten auch andere Interessen. Noch vor seinem Kunststudium startete er als Bassgitarrist und war zehn Jahre lang mit verschiedenen Rock- und Jazzgruppen unterwegs. Nach dem Studium bei Beuys an der Akademie wechselte er zur Fachhochschule Düsseldorf, um dort mehr Grundlagen zu lernen. Später war er selber über viele Jahre Dozent in der Grafikwerkstatt der FH. Von 1977 bis 1979 studierte er außerdem noch Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Kölner Universität. Als Student dreht er mit einem Kommilitonen in der eigenen Produktionsfirma Lazarus SW-Kurzfilme in 16 mm. Einer lief sogar auf den Kurzfilmtagen in Oberhausen.

In den 1990er Jahren veröffentliche Waszek Kurzprosa im Krefelder Sassafras-Verlag. Aktuell arbeitet er gerade an einem Fotoband über Künstlergräber. Im Mittelpunkt steht aber sein bildnerischer Schaffen. Ganz neu ist die Serie Kolumbarium. Die abstrakten Malereien mit einem roh gezimmerten Rahmen sind inspiriert von Friedhofswänden mit Urnengräbern. Die provisorisch verschlossenen Leerfächer hat Waszek fotografiert. Auch auf der Bildfläche verschwinden die Farben, wenn sie mehrfach übermalt werden. In seinen Kleinformaten "Zwischen Himmel und Erde" erleben Papierreste der Radierwerkstatt eine Auferstehung als "abstrakte Landschaften". Der Künstler übermalt die Papiere mit stark verdünnten Acrylfarben.

Die Farbschichten der Papierarbeiten korrespondieren wunderbar mit den Keramik-Teetassen der befreundeten Künstlerin Maika Korfmacher. Die Professorin der Keramikwerkstatt an der Kunstakademie in Münster hatte über viele Jahre (1983-91) ihr Atelier in Vorst. Die japanische Raku-Brenntechnik im Sinne des Zen-Buddhismus trifft bei Waszek einen Nerv. Ihn interessiert Japan sehr, vor allem die Kalligraphie. Die Schwertkunst Kendo der Samurai hat er jahrelang selber ausgeübt.

Der über und über mit Farben befleckte Teppich im Atelier verrät seine Lieblingsarbeitsweise: Auf dem Boden. Der heute 67-jährige Künstler malt mit stark verdünnten Farben "nass in nass". In einem Katalogtext nennt Hans-Jürgen Lange den Künstler einen Alchimisten.

(RP)
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