Tönisvorst Menschliche Momente fürs Standesamt

Tönisvorst · Margot Buscher aus Waldniel zeigt ihre Bilder und Plastiken im Trauzimmer des Standesamtes im St. Töniser Rathaus.

 Standesbeamter Manfred Küsters freut sich über die neue Ausstellung mit Arbeiten von Margot Buscher aus Waldniel. Bis Weihnachten wird die Ausstellung die Trauungen im St. Töniser Standesamt begleiten.

Standesbeamter Manfred Küsters freut sich über die neue Ausstellung mit Arbeiten von Margot Buscher aus Waldniel. Bis Weihnachten wird die Ausstellung die Trauungen im St. Töniser Standesamt begleiten.

Foto: WOLFGANG KAISER

Auf den Bildern der Waldnieler Künstlerin Margot Buscher (65) dominieren ganz eindeutig die Farben gelb, orange und rot. Der Mensch wird darauf als stilisiertes Symbol in vielfältige Zusammenhänge und Beziehungen gesetzt. Betrachter können sich darin vielleicht selbst erkennen. Einige werden dabei vor allem das Bild "Geborgenheit" kennen und schätzen lernen. Gemeint sind Frischvermählte, denn von jetzt an bekommen sie dieses Bild in Kleinformat in ihr Stammbuch. Soeben ist im St. Töniser Standesamt die Ausstellung "Menschliches" eröffnet worden.

Es ist die siebte Kunst-Staffel im Standesamt des St. Töniser Rathauses. Standesbeamter Manfred Küsters und Margot Buscher kennen sich schon lange. Seit 2013 gibt es auf Initiative des Standesbeamten, der selbst in seiner Freizeit malt, installiert, viel fotografiert und der Oedter Künstlergruppe "Bunte Gans" angehört, diese besondere Event im Standesamt. Genauer gesagt sind dies jetzt 17 Arbeiten der Schwalmtalerin, die sich schon lange neben ihrer früheren Arbeit als Kunstlehrerin, Sonderpädagogin oder Kunst-Therapeutin einen Namen gemacht hatte, unter anderem mit verhaltensgestörten jungen Leuten arbeitete, die sie durch das Heranbringen an die Kreativität erfolgreich behandelt hatte.

Die Ausstellung trägt den Titel "Menschliches". Die Werke von Margot Buscher strahlen in ihren hellen und weichen Farben im ersten Moment Harmonie, Nähe, Vertrauen und Hoffnung aus. Die symbolisierten Menschen, die darin vorkommen, erscheinen frei und unbeschwert zu sein, sind aber meist durch Fäden oder andere Formen mit der realen Welt verstrickt. Natürlich geht es dabei auch um Ängste und um die unterschiedlichsten Gefühle.

"Meine genaue Technik mit den Farbtönen verrate ich Ihnen aber nicht", sagte Margot Buscher lächelnd zu ihren Bildern, die nahezu ausnahmslos in rot, orange und gelb gehalten sind. Sie benutzt dazu Acryl-Farben, setzt ihnen einen gewissen Jod-Anteil zu, der die Farben im Bild, auf den Gesichtern und in den Formen beweglich erscheinen lässt. Nur bei zwei kleineren ihrer Kunstwerke dominiert das Weiß. Sie tragen den Titel "Optimismus 1" und "Optimismus 2". Dafür hat die Künstlerin aus Spargelschalen geschöpftes Papier verwandt.

Viele ihre Bilder strahlen trotz der zeit- und gesellschaftskritischen Hintergründe Optimismus und Lebensfreude aus. Die Vernetzung und die Abhängigkeiten spielen bei ihr ebenfalls eine große Rolle. So unter anderem bei einer besonderen Installation, die Margot Buscher "Online Community" nennt. Darauf sind neben- und übereinander 18 gleich aussehende kleine Gestalten, geformt aus Edelstahl und Epoxid-Harz, zu sehen, die wohl völlig isoliert ihrem Hobby als PC-User nachgehen sollen. Ein kleiner Schatten macht den Anschein, als ob die Computerfreaks aus ihrer Isolation herausgeholt werden könnten.

Besonders bewegt und entrüstet hatte Margot Buscher ein Zeitungsartikel, der davon berichtet. wie eine junge Touristin in den Vereinigten Arabischen Emiraten vergewaltigt worden war, und das Opfer im ersten Prozess als Täterin zu 16 Monaten Haft verurteilt wurde, weil das Gericht dies bei der verheirateten Frau als außerehelichen Sex ahndete und bestrafte. Die Künstlerin setzte den Artikel mit Fotos auf die Leinwand, deutete in ihrem Bild "Verkehrte Welt" die Politiker, Richter, Polizisten und die Korruption an, durch die der Frau noch zusätzliches Leid zugefügt worden war. Auf anderen Bildern werden natürliche Bedürfnisse der Menschen angesprochen, wie Eintracht und Zufriedenheit. Es sind Bilder, die auch in die Wohnungen der Frischvermählten passen dürften. Einige größere Skulpturen sind außerdem zu sehen, begegnen sich quasi in einigen Ecken des Trauzimmers. "Das ist schon stark, wie breitgefächert diese Reihe geworden ist", war bei der Ausstellungseröffnung Fachbereichsleiter Wolfgang Schouten begeistert.

(wsc)
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