Tönisvorst Mit Temperament und Lebensfreude

Tönisvorst · Beim Neujahrskonzert des Stadtkulturbunds gab es viel Beifall für die "Junge Philharmonie Ukraine". Auf dem Programm im forum Corneliusfeld stand leichte Klassik im Wiener Stil.

 Die Junge Philharmonie Ukraine gastierte am Wochenende im Forum Corneliusfeld.

Die Junge Philharmonie Ukraine gastierte am Wochenende im Forum Corneliusfeld.

Foto: norbert prümen

Mit Schwung in s neue Jahr: Auch das 23. Neujahrskonzert, das der Stadtkulturbund in St. Tönis veranstaltete, hatte alle Zutaten, die es für einen temperamentvollen Auftakt braucht: große Opernarien und gern gehörte Operettenmelodien, Walzer und Polkas, dargeboten von einem Orchester, das trotz seiner Jugend eine erstklassige Qualität auf die Bühne brachte. Die "Junge Philharmonie Ukraine Inso" aus der ehemaligen habsburgischen Kulturmetropole Lemberg (heute: Lviv) bewies, dass sie zurecht bereits einen guten Namen bei Klassikfreunden hat. Mit von der Partie: die mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnete Sopranistin Anna Nosova, die am Konservatorium und der Musikakademie in Lemberg studierte und seit einigen Jahren Solistin am dortigen Staatsopernhaus ist.

Gleich zwei Neujahrskonzerte, wie seit Jahren üblich, gab es im Forum Corneliusfeld: Am Samstagabend blieben wegen der Eisglätte trotz des eigentlich völlig ausverkauften Hauses viele Plätze frei. Einige Zuschauer wichen auf das zweite Konzert am Sonntagvormittag aus. Wer kam, brauchte sein Erscheinen aber nicht zu bereuen, denn die leichte Klassik im Wiener Stil brachte die richtige Stimmung in den Saal. Peter Siegel hatte als Vorsitzender des Stadtkulturbundes die Gäste begrüßt und sie dazu aufgefordert, trotz aller Probleme in der Welt die Lebensfreude nicht zu verlieren. Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Konzert gleich zwei Dirigenten hat: Der eigentlich eingeplante Georg Mais musste Grippe bedingt seine Stabführung auf wenige Titel beschränken und sich aufs launige Moderieren verlegen. Für ihn sprang kein Geringerer als der Direktor der Philharmonie Lemberg, Volodymyr Sivokhip ein, der das Orchester mit viel Elan führte. Georg Mais, der bereits seit 15 Jahren unter anderem mit Orchestern aus Minsk und Kaliningrad (Königsberg) nach St. Tönis kommt, gehört der Südwestdeutschen Mozart-Gesellschaft an. Da war es folgerichtig, dass das Konzert mit der Ouvertüre zur Mozart-Oper "Die Hochzeit des Figaro" begann und danach Anna Nosova voller Leidenschaft die Arie der Bauerntochter Zerlina "Vedrai Carino" aus der Mozart-Oper "Don Giovanni" sang. Dass auch Russen Walzer komponieren können, hat Peter Tschaikowsky mit seinem wunderbaren "Blumenwalzer" aus dem Ballett "Der Nussknacker" hinlänglich bewiesen. Danach folgte mit viel Kastagnettenklang der Bolero aus der Verdi-Oper "Die Sizilianische Vesper". Anna Nosova konnte mit einer der wohl schönsten Arien der Opernliteratur, dem legendären "O mio babbino caro" der Lauretta aus der Oper "Gianni Schicchi" von Giacomo Puccini glänzen, ehe sich das Orchester mit der Ouvertüre zur Operette "Leichte Kavallerie" von Franz von Suppé mit rasantem Tempo und machtvollen Blechbläsern in die Pause verabschiedete.

Nach dem Pausensekt gehörte das Programm ohne Abstriche der Strauß-Dynastie: Vor allem die beliebten Ohrwürmer von Johann Strauß Sohn sind ja aus dem Repertoire eines Neujahrskonzerts im Wiener Stil einfach nicht weg zu denken, warum auch? Natürlich durfte die Ouvertüre zur populären Operette "Die Fledermaus" ebenso wenig fehlen wie die von Anna Nosova gesanglich gestalteten "G`schichtn aus dem Wienerwald" und die "Tritsch-Tratsch-Polka". Die Sopranistin zeichnete sich einmal mehr aus mit ihrer Arie der Adele "Spiel' ich die Unschuld vom Lande", ebenfalls aus der "Fledermaus". Dann das klassische Ende eines jeden Neujahrskonzerts: der Strauß-Walzer "An der schönen blauen Donau" und der unvermeidliche "Radetzky-Marsch" von Johann Strauß Vater, der dem Publikum einmal mehr Gelegenheit bot, kräftig mit zu klatschen. Nach begeistertem Applaus und einem vom gesamten Orchester ausgesprochenen Neujahrswunsch spielte das jugendlich frische Orchester die Polka schnell "Ohne Sorgen!" von Strauß als Zugabe.

(jka)
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