Tönisvorst Nachdenken über mehr Kooperation mit Krefeld

Tönisvorst · Gespräch mit dem SPD-Landtagskandidaten Benedikt Winzen, der Ansprechpartner auch für Tönisvorst sein will.

 Der SPD-Landtagskandidat Benedikt Winzen (31) vor der Redaktion der Rheinischen Post in Kempen.

Der SPD-Landtagskandidat Benedikt Winzen (31) vor der Redaktion der Rheinischen Post in Kempen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Zuhause wurde immer viel über Politik diskutiert, erzählt Benedikt Winzen, SPD-Landtagskandidat für Tönisvorst/Krefeld-Süd, bei seinem Besuch in der RP-Redaktion in Kempen. Sein Vater, ein Polizist, ist über 40 Jahre in SPD und Gewerkschaft aktiv. Er selber trat 2008 im Alter von 23 Jahren in die SPD ein. Initialzündung waren die schlechten Umfragewerte der SPD im Bund. Vorher war er bereits bei den Jusos in Meerbusch, wo er aufwuchs, aktiv. Mit dem Vornamen Benedikt - Winzen kommt aus einem katholischen Milieu und war selber Messdiener - und dem Beruf Geschäftskundenberater bei der Commerzbank hat Winzen vielleicht nicht das typische sozialdemokratische Profil. Aber er lacht selber darüber und hat überhaupt kein Problem damit. Als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Krefelder Stadtrat beweist er sich lieber inhaltlich.

Als der langjährige Krefelder Bundestagsabgeordnete Bernd Scheelen nicht mehr bei den Wahlen 2013 antrat, wurde Winzen sein Nachfolger. Im Dezember 2012 wurde er auf einer Versammlung im Saal Gietz in Fischeln als Kandidat gewählt. Er unterlag dem CDU-Kandidaten Ansgar Heveling. Nach der Wahl zeigte sich SPD-Chef Frank Meyer zufrieden mit dem Abschneiden des damals 28-Jährigen: "Wir haben ihn ins kalte Wasser geschmissen, er ist großartig geschwommen." Was Meyer damals mit "Perspektivkandidat" meinte, zeigt sich jetzt zur Landtagswahl 2017. Vor einem Jahr, am 10. Januar 2016, starb Ulrich Hahnen, seit 2010 für Krefeld im Landtag. Dann wurde der Wahlkreis neu zugeschnitten. Tönisvorst geht jetzt mit Krefeld-Süd zusammen. Winzen wurde 2016 zum Landtagskandidaten gewählt.

Bereits aus seiner Jugendzeit als aktiver Fußballer ist ihm Tönisvorst bestens bekannt. Auch der Apfelblütenlauf ist Winzen, der begonnen hat, ein wenig für Triathlon zu trainieren, präsent. Inzwischen kennt sich Winzen noch besser in Tönisvorst aus, findet Vorst und St. Tönis sehr unterschiedlich. Bei seinem Besuch auf dem Adventsmarkt in St. Tönis konnte er feststellen, wie häufig Tönisvorster Beziehungen zu Krefeld haben, sei es familiär oder beruflich. Die Sorge vieler Tönisvorster Politiker, das eher ländliche Tönisvorst werde in einem gemeinsamen Wahlkreis mit dem großstädtischen Krefeld untergehen, teilt Benedikt Winzen nicht. Er stellte schnell fest, dass die Probleme beider Städte sehr ähnlich sind, wenn auch die Dimensionen unterschiedlich bleiben. Nachdem der sechsspurige Ausbau der A 57 beschlossen sei, konnten sich Krefelder und Tönisvorster auch in der Ablehnung der Westtangente K9n einig werden.

Ein Kernthema, das ebenfalls beide Kommunen verbindet, ist das Thema Sicherheit. Für Winzen ist das auf keinen Fall ein Wahlkampf-Schlager, sondern Herzensangelegenheit. Vater, Schwiegervater und Schwägerin sind Polizisten, das Thema Sicherheit sei ihm nicht erst seit gestern präsent. Es dürfte noch drängender werden, wenn die anstehende Pensionierungswelle gelaufen ist. Trotzdem bleibt er sachlich: Man dürfe nicht alles über Bord werfen, aber auch nicht allen Hardliner-Ideen folgen. Von einer präventiven Fußfessel für Verdächtige hält er nichts. Einbrüche werde man allein mit mehr Personal nicht verhindern. Trotzdem müssen man das Unsicherheitsgefühl der Bürger sehr ernst nehmen.

Die Stadt Krefeld kämpfe mit dem Haushaltssicherungskonzept. Das Thema Finanzen sei in beiden Städten ähnlich, auch in Krefeld wurde über Schwimmbäder und Büchereien diskutiert. In Uerdingen kämpften Bürger jetzt für die Wiedereröffnung der Bücherei. Tönisvorst sei besser aufgestellt, in beiden Kommunen müsse die Politik dafür sorgen, das kulturelle, soziale und sportliche Leben zu erhalten. Und im Gespräch entwickelt Winzen Ideen, die er erst einmal ganz privat meint. Zum Beispiel kann er sich durchaus vorstellen, wenn das Theater Krefeld/Mönchengladbach mit einer Studio-Vorstellung auch mal in St. Tönis gastiert. Oder beim Thema Bücherei könne man sich als Region vernetzen. Mit Synergien für beide Städte will er sich mal intensiver auseinandersetzen.

(RP)
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