Tönisvorst Neues mit altmeisterlicher Malerei

Tönisvorst · Die zehnte Ausstellung im Standesamt im alten Rathaus von St. Tönis zeigte Gemälde von Heike Westermann. Die Duisburger Künstlerin setzt gefaltete oder zerknitterte Bögen Papier in Malerei um.

 Die Duisburger Künstlerin Heike Westermann stellt bis Ende Juni als zehnte Ausstellung der Reihe "Kunst im Trauraum" ihre Werke unter dem Titel "Nicht zu begreifen" aus. Rechts Standesbeamter Manfred Küsters.

Die Duisburger Künstlerin Heike Westermann stellt bis Ende Juni als zehnte Ausstellung der Reihe "Kunst im Trauraum" ihre Werke unter dem Titel "Nicht zu begreifen" aus. Rechts Standesbeamter Manfred Küsters.

Foto: WOLFGANG KAISER

Heike Westermann ist fasziniert von Papier. Es ist das bevorzugte Motiv ihrer Bilder. Ein Grund für diese besondere Liebe ist das Licht- und Farbspiel auf den Höhen und Vertiefungen von zerknittertem und gefaltetem Papier. Es reizt sie, dies darzustellen. Bis zum 30. Juni stellt die in Duisburg lebende Künstlerin unter dem Titel "Nicht zu begreifen" im Trau-Raum des Standesamtes im Rathaus aus.

Standesbeamter Manfred Küsters spricht angesichts der zehnten Kunstausstellung an diesem Ort von einem kleinen Jubiläum. Die Präsentationen unter dem Generalthema "Mensch und Begegnung" richten sich vor allem an Paare, die an diesem Ort getraut werden, sind aber ebenso für andere Interessierte auf Wunsch zugänglich.

"Vorherrschendes Motiv bei Heike Westermann sind unbeschriebene Blätter. Paare, die getraut werden, wollen ihr nächstes Kapitel gemeinsam schreiben und sich entfalten. So passt die Motivwelt zum Thema", erzählt Küsters.

Westermann ist gelernte Diplomgrafikerin mit großer Liebe zur Malerei. Sie hat sich für die altmeisterliche Malerei entschieden, da diese ihr erlaubt, beinahe meditativ zu arbeiten. "Früher schon habe ich auch in der Zeichnung immer pingelig genau gearbeitet und mit bis zu acht unterschiedlichen Stiften gezeichnet, die mit jeder Schicht immer weicher wurden", erzählt sie. Die Gemälde grundiert Westermann mit verschiedenen Farben, wie sie überhaupt gerne Primärfarben mischt, um zu schattieren. Sie legt ihre Kompositionen in bis zu zehn Schichten an. Die Arbeit mit kleinem Pinsel und langen Trocknungsphasen ist zeitaufwändig. Die langwierige Arbeitsphase empfindet Westermann als Zwiesprache mit dem Bild. "Ich habe gelernt, langsam zu arbeiten, mit viel Geduld", sagt die 77-Jährige. Sie ist überzeugt, dass die altmeisterliche Malweise sie gelehrt hat, mehr zu sehen. Ein Anliegen ist ihr die räumliche Wirkung, die sie durch das Widerspiel von warmen und kühlen Tönen unterstreicht. Westermann nutzt eine Tageslichtlampe, um während des Arbeitsprozesses ein gleichbleibendes Licht zu haben und damit eine konsequente Lichtregie gestalten zu können.

Zwischen den Gemälden "Papier auf Leinwand" ist eine Darstellung von Stoff zu finden. Die Parallele zum Thema Papier ist offensichtlich, denn auch der Faltenwurf bietet ihr einen Vorwand Struktur, Licht und Farbe darzustellen. Einige kleinere Arbeiten im Traumraum zeigen eine Auseinandersetzung mit Linien, Flächen und minimalen Motiven. Auch diese Arbeiten sind gewachsen aus etlichen Schichten.

Die Ausstellung kann nach Voranmeldung mit Begleitung besucht werden. Anmeldung bei Manfred Küsters unter 02151/ 999207.

(anw)
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