Tönisvorst Neujahrsbriefe: Mit Dankbarkeit ins neue Jahr

Tönisvorst · Im 18. und 19. Jahrhundert schrieben Kinder ihren Eltern Neujahrsbriefe. Sie bedankten sich für deren Liebe und versprachen, im neuen Jahr gute Kinder zu sein. Auch heute werden Neujahrsbriefe geschrieben, nur nicht von Kindern.

Die Evangelische Landeskirche schreibt ihn und die Schweizerische Buddhistische Union, das Europäische Jugendparlament in Deutschland und das Deutsche Mode-Institut, und früher schrieben ihn auch die St. Töniser Kinder: den Neujahrsbrief. "Liebe Mutter! Wiederum ist ein Jahr vergangen und Gottes Güte hat uns ein neues geschenkt", begann etwa ein Neujahrsbrief, den eine Tochter 1898 an ihre Mutter schrieb. "Für alle Wohlthaten, die mir im verflossenen Jahr durch Deine Güte zuteil geworden sind, empfange Du meinen tiefgefühlten Dank", heißt es weiter.

"Früher schrieben die Lehrer in den Schulen zum Jahreswechsel die Briefe mit den Kindern", weiß Rolf Schumacher, Ehrenvorsitzender des St. Töniser Heimatbundes. "Die Schüler dankten darin ihren Eltern für alle Wohltaten und wünschten ihnen Glück, Gesundheit und ein langes Leben." Außerdem, erzählt der Heimatforscher weiter, versprachen die Kinder den Eltern Liebe und Gehorsam - ein frommes Versprechen, das sich manche Eltern heute ebenfalls wünschen würden.

In einem Text aus dem Jahr 1959, den der Heimatbund veröffentlicht hat, erinnert sich Dr. Stepke an die Neujahrsbriefe, die er als Kind in der Schule schreiben musste. "Tafeln heraus", habe der Lehrer gesagt, "wir setzen den Neujahrsbrief auf." Wenn der Tafelentwurf vom Lehrer genehmigt war, so schreibt der Senior, seien die Kinder zum Büdchen gelaufen, um für fünf Pfennig einen Briefbogen mit aufgeklebtem Blumenstrauß zu kaufen. Darauf wurde der Text ordentlich abgeschrieben. "Immer will ich fleißig lernen und mich so betragen, dass ihr Freude an mir habt", steht in dem Brief, der zu den Erinnerungen von Dr. Stepke abgedruckt ist.

Belegen lässt sich die Tradition der Neujahrsbriefe von Kindern an ihre Eltern bereits im 18. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert war es eine selbstverständliche Pflicht in vielen Familien der Mittel- und Oberschicht, dass die Kinder ihren Eltern die Grüße zum neuen Jahr überreichten. Wohl Anfang des 20. Jahrhunderts starb die Tradition der Kinderbriefe aus.

Ganz vergessen ist der Neujahrsbrief aber nicht. Noch heute schreiben viele Firmen und Unternehmen ihren Kunden oder Mitarbeitern Briefe zum neuen Jahr. Meistens kommt der Text in der ersten Januarwoche. Wie bei den Kinderbriefen, geht es auch in den heutigen Neujahrsbriefen darum, Dank auszusprechen, etwa für die gute Zusammenarbeit und die Treue zum Unternehmen. Außerdem wird der Gruß genutzt, um einen Rückblick zu halten und einen Ausblick auf das neue Jahr zu geben.

Oft beginnen die Neujahrsbriefe mit dem Zitat "Allem Anfang wohnt ein Zauber inne" von Hermann Hesse. Gern genommen wird auch ein Wort von Hal Borland: "Das Jahresende ist kein Ende und der Jahresanfang ist kein Anfang. Vielmehr geht es um ein Weiterleben mit der Weisheit, die uns die Erfahrung gelehrt hat." Schön ist auch das Zitat von Hoffmann von Fallersleben: "Wir sehen auf's alte Jahr zurück und haben neuen Mut. Ein neues Jahr, ein neues Glück, die Zeit ist immer gut."

(RP)
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