Tönisvorst No-go-Area am Pastorswall?

Tönisvorst · Nicht nur tagsüber ist der Park am Pastorswall in St. Tönis gut besucht. Auch nachts ist die Anlage ein beliebter Treffpunkt - zum Ärger der Anwohner, deren Nachtruhe gestört wird und die sich über das Verhalten einiger Gäste ärgern.

 Eine größere Sitzgelegenheit im kritischen Bereich rund um das am Ballspielgerät wurde von der Stadt bereits abgebaut, das Grün dort an einigen Stellen zurückgeschnitten.

Eine größere Sitzgelegenheit im kritischen Bereich rund um das am Ballspielgerät wurde von der Stadt bereits abgebaut, das Grün dort an einigen Stellen zurückgeschnitten.

Foto: Stephanie Wickerath

In der vorigen Woche war es wieder so weit: In der Nacht zu Freitag werden die Anwohner des Pastorswalls Richtung Hochstraße und Kirchstraße aus dem Tiefschlaf gerissen. Um halb zwei knallt es zum ersten Mal, drei Minuten später folgt die zweite Explosion. Ob es ein Chinaböller ist oder ein selbstgebauter Knaller, der da auf dem Hügel am Spielplatz in die Luft gejagt wird, vermag niemand zu sagen, aber der Schall stört die nächtliche Ruhe der Anwohner empfindlich.

Seit die Polizei vor etwa einem halben Jahr zwei Jugendliche und einen Erwachsenen verwarnt hat, kommt es seltener vor, aber immer mal wieder explodiert etwas nachts im Park am Pastorswall. Überhaupt ist vor allem in lauen Nächten einiges los in der Anlage. Zurückgelassene Pizzakartons, Scherben und Zigarettenstummel rund um die Tischtennisplatte bezeugen die nächtlichen Treffen noch am nächsten Tag. Neben vielen Beschwerdeanrufen, die das Ordnungsamt bereits entgegengenommen hat, liegen der Verwaltung jetzt zwei Schreiben von Anwohnern vor, die sich über die nächtlichen Parkgäste und deren Verhalten besonders im Bereich zur Viersener Straße hin beschweren.

So schreibt ein Bürger, der im April in den Neubau "Ahl Scholl" gezogen ist: "Die Lärmbelästigung aus dem Park am Pastorswall nimmt zwischenzeitlich ungeahnte Formen an." Der Ort sei ein Treffpunkt für Alkoholexzesse und ein Drogenumschlagplatz und werde ab 22 Uhr "zur nicht begehbaren Zone". Der Neubürger bittet die Verwaltung, Vorschläge zu unterbreiten, um den Brennpunkt zu entschärfen. Nicht nur Lärm, auch Vandalismus beklagt der Anwohner: Außenleuchten seien mehrfach beschädigt worden und eine Gartenmauer eingestürzt.

Ein zweiter Anwohner berichtet in seinem Schreiben, dass die nervliche Belastung durch die nächtliche Ruhestörung ihn und seine Familie krank mache, und schildert ebenfalls, dass der Park für Anlieger abends tabu sei. Gewalttätigkeiten, Alkoholexzesse und Sachbeschädigungen seien an der Tagesordnung. Beide Bürger schlagen vor, Bäume und Sträucher zurückzuschneiden, damit der Park besser eingesehen werden kann, Sitzgelegenheiten zu entfernen, für ausreichende Beleuchtung zu sorgen und ein nächtliches Aufenthaltsverbot auszusprechen.

Die Verwaltung hat bereits reagiert. Sie weist darauf hin, dass "zwischenzeitlich verstärkt" durch Polizei und Ordnungsdienst Kontrollen durchgeführt worden seien. Auch eine größere Sitzgelegenheit im kritischen Bereich rund um das am Ballspielgerät sei bereits abgebaut, das Grün dort an einigen Stellen zurückgeschnitten worden. Zurzeit werde darüber hinaus ermittelt, ob eine weitere Ausleuchtung des Bereichs und ein Aufenthaltsverbot nach 22 Uhr möglich seien.

Nicht gesprochen wird bisher über den Einsatz eines Streetworkers, den das Kreisjugendamt bereits 2013 für St. Tönis empfohlen hat, nachdem die Mitarbeiter eine sogenannte Sozialraumstudie erstellt hatten. Dabei hatte sich unter anderem herausgestellt, dass in St. Tönis, anders als in Vorst, viele Jugendliche ihre Freizeit "im öffentlichen Raum" verbringen, Schwerpunkt: der Park am Pastorswall.

Für diese Gruppe werde ein Streetworker empfohlen, hieß es vom Kreisjugendamt. Er solle gemeinsam mit den Jugendlichen Freizeitangebote aufbauen, Themen wie Drogen oder Extremismus aufgreifen und bei Konflikten, etwa mit Anwohner von Treffpunkten, vermitteln. Rund 100.000 Euro hätte die auf zwei Jahre befristete Stelle gekostet, der Kreis hätte 56,6 Prozent davon getragen. Während die Politiker sich mehrheitlich dafür aussprachen, schien dem Personalrat der Verwaltung das angesichts der Haushaltslage nicht finanzierbar, die Stelle wurde nie besetzt.

(WS03)
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