Tönisvorst Ortmanns-Stiftung hilft durch Immobilien

Tönisvorst · Schon lange gibt es am alten Firmengelände in St. Tönis den Ortsmannsweg - in Erinnerung an die Verdienste des ersten St. Töniser Ehrenbürgers, Peter Jakob Ortmanns, der unter anderem viele Jahre lang Gemeindeverordneter und Beigeordneter war. Er war ein Nachkomme von Peter Johann Ortmanns, der 1837 die gleichnamige Brauerei gründete. Daraus entstand in den 1980er-Jahren die Ortmanns-Stiftung, aus der nach wie vor bedürftige St. Töniser Familien einmalige Zuwendungen bekommen.

Auf Einladung der Bildungs-Beauftragten der St. Töniser Kolpingsfamilie, Ingrid Köffers, informierte jetzt im Vereinslokal "Zur Linde" der ehemalige Bundestagsabgeordnete Walter Schöler über die Stiftung und über die Brauerei, die es schon lange nicht mehr gibt, sie musste bereits 1927 mit der Rixen-Brauerei fusionieren und wurde dann im Dezember 1984 stillgelegt.

Walter Schöler ist seit 1980 Geschäftsführer der Stiftung, die lange brauchte, um ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen. Denn bereits 1939 hatte Jakob Ortmanns aus der Gründerfamilie in seinem Testament niedergeschrieben, dass im Falle seines Ablebens das Kapital in eine mildtätige Stiftung fließen solle. Daraus sollten "würdige und bedürftige Personen aus St. Tönis", Angehörige der Brauerei-Beschäftigten und Ordensschwestern (zur zuletzt kinderlosen Großfamilie der Ortmanns gehörten auch zwei Nonnen) Zuwendungen erhalten. Jakob Ortmanns starb 1953, viele Jahre dauerte es bis zur offiziellen Stiftungsgründung im Jahr 1980.

Da es schon lange keine Ordensschwestern in St. Tönis mehr gibt, kommen in den Genuss der Erträge noch etwa eine Handvoll Pensionäre, ehemalige Brauerei-Arbeiter, und eben nach jährlicher Absprache mit sozialen und karitativen Einrichtungen oder Behörden bedürftige Privatpersonen. "Im Jahr geben wir im Schnitt rund 20.000 Euro aus, erhalten die Familien einmalige Zuwendungen von jährlich 100 bis 300 Euro", sagte Schöler. In diesem Jahr dürften es insgesamt rund 120 Familien sein. Im Laufe der Zeit wurden bis heute etwa 800.000 Euro ausgeschüttet. Das Stiftungskapital liegt derzeit bei rund 450.000 Euro.

Wie kann es sein, dass trotz der derzeit niedrigen Zinsen immer noch etwas ausgeschüttet wird?, wollte ein Gast wissen. Schöler erklärte, dass es sich größtenteils nicht um Bar-Vermögen handele, sondern dass die Stiftung Eigentümer eines Miethauses mit einer kleinen Gaststätte in Krefeld sei, außerdem Ackerflächen in Wegberg besitze, die verpachtet seien.

Schöler führte weiter aus, dass es einen dreiköpfigen Stiftungsvorstand gibt, der sich zweimal im Jahr trifft und dem laut Statuten immer der jeweilige katholische St. Töniser Pfarrer und der Bürgermeister, also derzeit Propst Thomas Eicker und Thomas Goßen, angehören. Außerdem sollte eigentlich der Brauerei-Gesellschafter dazu gehören. Da es diese Brauerei aber nicht mehr gibt, ist Michael Amdor, ein Grundschul-Rektor im Ruhestand, der Dritte im Bunde.

Schöler gab noch eine Anekdote zum Besten: Zu den Immobilien gehörte einst die Bar "Grotte" beziehungsweise später "Lido Bar" an der Neusser Straße in Krefeld. Als der damalige St. Töniser Pastor und Vorstand Benno Chrubasik davon erfuhr, war der Geistliche überhaupt nicht begeistert. Die "anrüchige" Immobilie wurde dann auch zu Beginn der 1980er-Jahre gegen eine andere in Krefeld getauscht.

(wsc)
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