Tönisvorst Schwimmbad reißt Loch in den Haushalt

Tönisvorst · Rund 1,6 Millionen Euro muss Tönisvorst in den nächsten sieben Jahren in das Schwimmbad "H2Oh!" investieren. Das 20 Jahre alte Bad ist sanierungsbedürftig. Die Politik muss entscheiden, ob die Stadt die Summe aufbringen soll.

 165.000 Badegäste besuchen im Schnitt das Tönisvorster "H2Oh!" pro Jahr. Einen Betriebskostenzuschuss von einer Million Euro bringt die Stadt jedes Jahr auf.

165.000 Badegäste besuchen im Schnitt das Tönisvorster "H2Oh!" pro Jahr. Einen Betriebskostenzuschuss von einer Million Euro bringt die Stadt jedes Jahr auf.

Foto: NEW

Rutschanlage und Rutschturm müssen aus Sicherheitsgründen erneuert werden, die Fugen rund um die Becken sind ausgewaschen, ein Schutzanstrich gegen Feuchtigkeitsschäden wird gebraucht. Auch die Klinkerfassade weist gravierende Mängel auf, und die Sprunganlage entspricht nicht mehr der heutigen Norm. Das sind nur einige der Mängel, die die Ingenieursgesellschaft Constrata im Tönisvorster Schwimmbad "H2Oh!" gefunden hat.

Um die größten Mängel zu beheben, rechnet die Stadt mit einer Investition von 120.000 Euro in den nächsten drei Jahren. Der mittelfristige Sanierungsbedarf, der laut Gutachten in den kommenden sieben Jahren auf die Stadt zukommt, liegt bei insgesamt 1,6 Millionen Euro netto, der langfristige Sanierungsbedarf für einen Betrieb über das Jahr 2023 hinaus, beträgt insgesamt 1,85 Millionen Euro. Das ist viel Geld für eine verschuldete Stadt und ein Schwimmbad, das jedes Jahr einen Betriebskostenzuschuss von einer Million Euro verschlingt.

In der jüngsten Hauptausschusssitzung diskutierten die Politiker jetzt erneut über die Zukunft des Tönisvorster Hallenbads. Lohnt es sich, so viel Geld in ein Schwimmbad zu stecken, dessen Betrieb man sich eigentlich nicht leisten kann? Das ist die Frage, die die Politiker beantworten müssen. Bevor eine Entscheidung fällt, gibt Bürgermeister Thomas Goßen zu bedenken, dass Schwimmen ein verpflichtender Bestandteil des Sportunterrichts an Grund- und weiterführenden Schulen sei. "Das heißt, die Stadt als Schulträger muss dafür sorgen, dass die Schüler ein Schwimmbad nutzen können", sagt Goßen. Sei in der eigenen Stadt kein Bad vorhanden, müssen die Schüler zum Schwimmunterricht in eine andere Stadt gebracht werden.

Alexander Decher (CDU) bittet die Verwaltung zu prüfen, ob es möglich ist, die Tönisvorster Kinder zum Schwimmen in eine Nachbarkommune zu schicken. Bürgermeister Goßen weiß bereits, dass das Angebot, wie es heute für die Schüler besteht, in dem Umfang dann nicht aufrechterhalten werden kann. Jürgen Cox von den Grünen gibt zu bedenken, dass die Stadt die Fahrtkosten zahlen muss. Kämmerin Nicole Waßen weist darauf hin, dass auch eine Schließung nicht kostenlos wäre, weil Steuern zurückgezahlt werden müssen. Anja Lambertz-Müller (CDU) will wissen, wie teuer eine Schließung wäre und bittet um eine Kostenaufstellung.

Obwohl die Politiker bis zur Haushaltsdebatte ergebnisoffen diskutieren wollen, tendiert die SPD dazu, das Schwimmbad zu erhalten. Dr. Michael Horst sagt: "Die vorliegenden Zahlen geben eine Schließung nicht vor. Das wäre betriebswirtschaftlicher Harakiri." Sein Fraktionskollege Helge Schwarz findet: "Wir haben viele Konsolidierungsansätze im Haushalt, über die gesprochen werden muss. Das macht mehr Arbeit und ist weniger plakativ, als das Schwimmbad zu schließen, bietet aber hohes Einsparpotenzial."

Von einer Schließung wären neben den Grund- und weiterführenden Schulen auch Vereine wie die DLRG und die Schwimmabteilung der Teutonia sowie Gesundheitskurse betroffen. Nach einer Auflistung der NEW, Betreiber des Tönisvorster Bads, nutzen die Schulen jeden Morgen das Schwimmbad, und die Vereine sind ebenfalls von montags bis freitags im Wasser. Aber auch in der Freizeit sind viele - besonders junge - Menschen im "H2Oh!": 14,4 Prozent der Besucher sind jünger als sieben Jahre, 21,2 Prozent sind zwischen sieben und 17 Jahre. Insgesamt zählt das Bad jährlich um die 165.000 Gäste.

(WS03)
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