Tönisvorst Trasse führt um Höhenhöfe herum

Tönisvorst · Am Montagabend stellte der Leitungsnetzbetreiber Open Grid Europe im Haus Vorst mögliche Trassenverläufe für die neue Erdgasleitung "Zeelink" zwischen Willich und Krefeld vor. In St. Hubert entsteht eine neue Verdichterstation.

 Dicht umlagert waren die Tafeln mit dem Kartenmaterial. Steffen Hampe von Zeelink erklärt beim Dialogmarkt die Planungen. Die ersten Interessenten waren bereits 20 Minuten vor dem Termin im Haus Vorst aufgetaucht.

Dicht umlagert waren die Tafeln mit dem Kartenmaterial. Steffen Hampe von Zeelink erklärt beim Dialogmarkt die Planungen. Die ersten Interessenten waren bereits 20 Minuten vor dem Termin im Haus Vorst aufgetaucht.

Foto: WOLFGANG KAISER

Die Karte mit den vier Varianten für mögliche Leitungs-Trassen war der Star des Abends. Dicht belagert und vielfach mit den Smartphones fotografiert, waren die in eine Landkarte eingezeichnete 600 Meter breiten Planungskorridore für die neue Erdgasleitung der Dreh- und Angelpunkt des "Dialogmarkt" genannten Informationsabends von Open Grid Europe im Haus Vorst. Nach Erkelenz, Korschenbroich, Stolberg und Schermbeck war Tönisvorst die fünfte Station der Informations-Tour des Unternehmens - und nach Rebecca Ritter (Zeelink Kommunikation) mit rund 120 Gästen die am besten besuchte Veranstaltung bisher.

Open Grid Europe ist für die Planung und den Bau des Zeelink-Projektes verantwortlich. Zeelink schließt das deutsche Erdgasnetz an das belgische an, und damit an das Flüssigerdgasterminal (LNG) in Zeebrügge, dem Nordseehafen von Brügge in Flandern. Deutschland deckt seinen Gasbedarf bisher mit Importen vor allem aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Die Fördermengen von L-Gas (Low calorific gas = niedriger Brennwert) aus dem Nachbarland Niederlande gehen deutlich zurück, die Quellen versiegen. Die Umstellung auf H-Gas (High calorific gas = höherer Energiegehalt) wie etwa aus Sibirien oder Norwegen ist bis 2029 eines der größten Infrastrukturprojekte für die deutsche Erdgasversorgung. Das verflüssigte Erdgas, das per Tankschiff in Zeebrügge ankommt, kann aus Algerien, Katar oder den USA (Fracking) stammen.

Von diesen europaweiten Energieplänen ist auch unsere Region betroffen. Sie wurde bisher stark mit L-Gas beliefert. Parallel muss ein neues H-Netz aufgebaut werden. Konkret geht es um eine neue Rohrverbindung zwischen den Verdichterstationen in Glehn und St. Hubert. Zeelink verläuft insgesamt von der deutsch-belgischen Grenze bei Lichtenbusch bis ins niedersächsische Legden bei Ahaus, wo es an das deutsche Netz anschließt. Zeelink soll nicht den kürzesten, sondern den sinnvollsten Weg durch die Landschaft nehmen. Siedlungsbereiche werden umgangen, die Rohre verlaufen weitgehend unter landwirtschaftlichen Flächen.

Beim Dialogmarkt in Vorst hat Open Grid vier Varianten für das Gebiet im Kreis Viersen vorgestellt und auf Karten eingezeichnet, wobei es aus Unternehmenssicht eine klare Favoritin gibt. Was "aus fachlicher Sicht favorisiert" ist, habe aus Sicht von Open Grid eine Chance von 70:30, auch von der Bezirksregierung so genehmigt zu werden. Diese Trasse überquert von Süden den Nordkanal, verläuft nördlich von Schiefbahn Richtung Münchheide, dann entlang der A 44, westlich von Forstwald auf St. Tönis zu. St. Tönis wird mit dem Gewerbegebiet Höhenhöfe mit einem großen Halbkreis umrundet, um dann Richtung Kempen zu laufen, wo südlich von St. Hubert und westlich von Hüls eine Verdichtungsstation angesteuert werden muss. Von dort kann die Trasse weiter nach Vluyn oder nach Rheurdt laufen. Eine alternative Trasse kommt vom Süden zwischen Neersen und Schiefbahn an. Zur Wahl stehen noch Trassen zwischen St. Tönis und Benrad oder westlich an Anrath und Vorst vorbei. Marcus Beyer, Fachbereichsleiter Planung bei der Stadt Tönisvorst, kann mit der favorisierten Trasse von Open Grid leben, auch wenn sie das geplante Gewerbegebiet südlich des Südrings durchschneidet. Für 2016 ist das Raumordnungsverfahren angesetzt, bevor 2017/18 das Planfeststellungsverfahren folgt. Gebaut soll 2019/20 werden, um die Inbetriebnahme im März 2021 sicherzustellen. Während dieser Projektphasen wird die Öffentlichkeit einbezogen, betroffene Grundstückseigentümer werden rechtzeitig angeschrieben,

(RP)
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