Tönisvorst Über Einbahnstraßen durch die City

Tönisvorst · Im Bauausschuss stand ein Verkehrskonzept für die St. Töniser Innenstadt auf der Tagesordnung. Die Politiker beschlossen, die Friedens- und die Kirchstraße zu Einbahnstraßen zu erklären und den Alten Markt zu öffnen.

 In der St. Töniser Innenstadt kreuzt der Verkehr die Fußgängerzone an der Ecke Hochstraße/Kirchstraße. Durch eine Einbahnstraßenregelung soll der Verkehr jetzt reduziert werden.

In der St. Töniser Innenstadt kreuzt der Verkehr die Fußgängerzone an der Ecke Hochstraße/Kirchstraße. Durch eine Einbahnstraßenregelung soll der Verkehr jetzt reduziert werden.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Idee ist einfach: Friedensstraße und Kirchstraße werden zur Einbahnstraße. Das halbiert den Verkehr, der die Fußgängerzone Hochstraße kreuzt, weil die Autofahrer, die in die St. Töniser Innenstadt reinfahren, nicht mehr auch über die Kirch- und Friedensstraße wieder herausfahren müssen. Stattdessen soll der Platz Alter Markt für den Verkehr geöffnet werden. Auch hier, das beschlossen die Politiker im Bau- und Verkehrsausschuss, sollen die Autos über eine Einbahnstraßenregelung zwischen den Ginkgo-Bäumen und den Häusern geleitet werden. In der Weiterführung soll der Verkehr dann über die Kaiserstraße abfließen.

Ordnungsamtsleiter Wolfgang Schouten hatte ursprünglich noch eine andere Idee, um die Autos aus der Innenstadt herauszuhalten. Sein Vorschlag: Elektrische Poller werden auf der Friedensstraße, etwa in Höhe des Gemüsegeschäfts Brake, installiert und morgens um 10.30 Uhr hochgefahren. Bis abends um 18.30 Uhr wären Kirchstraße und Kirchplatz dann komplett für den Verkehr gesperrt. Anwohner, die die Innenstadt verlassen möchten, können das über die Ausfahrt Alter Markt tun. Eine Einfahrt in die Innenstadt gäbe es aber nicht mehr. Kirchstraße und Kirchplatz wären damit tagsüber de facto Fußgängerzone.

"Das ist die einzige effektive Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass die Hochstraße nicht mehr von Autos gequert wird und die Fußgängerzone tatsächlich auf die Bereiche Kirchstraße und Kirchplatz erweitert wird", sagt Schouten. Den Politikern ist diese Lösung zu radikal. Wie sollen die Patienten zur Arztpraxis am Kirchplatz kommen? Wie kommen Krankenwagen und Feuerwehr im Notfall zu den Häusern? Was ist mit den Pflegediensten? Das sind einige der Fragen, die sich den Politikern stellen.

"Wäre es nicht besser, eine Einbahnstraßenlösung umzusetzen?", fragt Christoph Giltges (SPD). "Dann hätten wir den Verkehr nur in eine Richtung, die Anwohner kämen aber jederzeit über die Kirchstraße zu ihren Häusern und könnten über den Alten Markt raus fahren." Wolfgang Schouten gibt zu Bedenken, dass nicht die Anwohner das Problem seien, sondern Innenstadtbesucher auf der Suche nach Parkplätzen, die es nicht gebe. "Eine Einbahnstraßenlösung würde noch mehr Quellverkehr bringen", prophezeit Schouten, denn das mache das Durchfahren der Innenstadt noch bequemer.

Christian Rütten (CDU) sieht einige gute Ideen im Konzept der Verwaltung, aber auch Schwachpunkte. Er schlägt vor, zunächst die Anwohner zu befragen. Günter Körschgen (CDU) ist dagegen. "Seit wann befragen wir bei Verkehrskonzepten Anwohner?", fragt der Parteivorsitzende. Er präferiert die Poller-Idee: "In Venlo geht das auch." Alexander Descher, ebenfalls CDU, hält fest, dass es wichtig sei, die Innenstadt attraktiver zu gestalten, und dazu gehöre es, den Verkehr aus der Fußgängerzone herauszuhalten.

Stadtplaner Marcus Beyer gibt zu Bedenken, dass ein Verkehrsabfluss über den Alten Markt nicht unproblematisch sei. "Zwischen der Baumreihe und den Häusern ist nur ein schmaler Streifen." Es sei zu überlegen, ob der Platz nicht komplett umgestaltet werden könne. "Zurzeit ist er wenig attraktiv und wird als Aufenthaltsort nicht angenommen", sagt Beyer. Den Platz in der Mitte für den Verkehr zu öffnen und die Seitenbereiche neu zu gestalten, könne auch eine Chance für den Platz sein. Schließlich schlägt die CDU-Fraktion vor, die Einbahnstraßenregelung für Friedensstraße und Kirchstraße möglichst schnell umzusetzen und zu sehen, welche Erfahrungen die Neuregelung mit sich bringt.

Bis auf den Ausschussvorsitzenden Helge Schwarz (SPD) stimmen alle Politiker für den Vorschlag. Schwarz kann sich mit seinem Einwand, erst die Anwohner nach ihren Meinungen und Ideen zu befragen, nicht durchsetzen. Allerdings sind sich auch die meisten anderen Politiker und die Verwaltung einig, dass eine Anwohnerbefragung durchgeführt werden soll. "Wir starten den Versuch mit der Einbahnstraßenregelung in der Hoffnung, dass sich der Verkehr, der die Hochstraße kreuzt, halbiert", sagt Schouten, "dann sehen wir, wie das bei den Anwohner ankommt."

Meral Thoms von den Grünen regt an, auch für die Vorster Innenstadt ein neues Verkehrskonzept zu entwickeln. "Die Situation auf der Kuhstraße in Vorst ist nicht besser, als die auf der Kirchstraße in St. Tönis", sagt Thoms.

(WS03)
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