Tönisvorst Unternehmer spendiert Essen für 100 Flüchtlinge

Tönisvorst · Halit Gediktas weiß, wie es ist, allein in einem fremden Land zu sein. Mit 22 Jahren kam der Mann aus der Türkei als Textilfacharbeiter nach Deutschland. "Ich hatte einen Arbeitsvertrag in der Tasche und habe dadurch schnell Fuß gefasst", erzählt der heute 66-Jährige. Anderen Menschen zu helfen, die ebenfalls aus der Fremde kommen und vielleicht nicht so viel Glück haben wie er selbst, ist ihm eine Herzensangelegenheit.

 Rund 100 Menschen feierten in der ehemaligen Daihatsu-Zentrale in St. Tönis das traditionelle Fastenbrechen.

Rund 100 Menschen feierten in der ehemaligen Daihatsu-Zentrale in St. Tönis das traditionelle Fastenbrechen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Und so beschloss Halit Gediktas, seine Möglichkeiten zu nutzen und rund 100 Menschen zum gemeinsamen Abendessen einzuladen. "Bei den Muslimen ist zurzeit Fastenmonat Ramadan", erzählt der Tönisvorster, "gegessen und getrunken wird vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang." Also schleppen um 21.30 Uhr Halit Gediktas, sein Sohn Hakan und einige Mitarbeiter Getränkekisten, etliche Becher mit Ayran, dem typisch türkischen Erfrischungsgetränk, große Schüsseln mit Salat, gekochtem Reis und arabischem Gulasch in das Flüchtlingshaus an der Industriestraße. Auch Wasser- und Honigmelonen, Datteln, Feigen und Fladenbrot werden in die große Gemeinschaftsküche gebracht.

Pünktlich zum Sonnenuntergang ist alles angerichtet, und die Teller werden gefüllt. In der Küche und auf der Wiese vor dem Speiseraum sitzen Menschen aus Syrien und Albanien, dem Irak, Iran, Afghanistan, essen und trinken gemeinsam. Für Halit Gediktas ist das ein schöner Anblick. "Es ist gut, anderen zu helfen", sagt der 66-Jährige. Kinder kommen zu ihm und sagen "Danke, Onkel" und "Danke, Opa" auf Türkisch. Sie waren auf der Flucht in einem türkischen Lager und haben dort ein paar Brocken der Sprache gelernt.

Halit Gediktas ist kein Unbekannter im Flüchtlingshaus. Immer wieder bringt er Brot und Essen. "In meinem Festsaal 'Majestät' sind am Wochenende oft große Feiern", erzählt der Unternehmer, da bleibe immer etwas übrig. Deshalb sei es für ihn auch keine große Herausforderung gewesen, für 100 Flüchtlinge zu kochen. "Wir haben reichlich Catering-Erfahrung und kochen auch selbst, wenn türkische Hochzeiten bei uns gefeiert werden", erzählt Sohn Hakan. "Der Stress fängt erst an, wenn wir für mehr als 700 Leute kochen sollen."

Halit Gediktas kann sich auch vorstellen, die Tönisvorster Flüchtlinge mal in seinen Festsaal am Lenenweg einzuladen. "Ich stelle mir einen kulturellen Abend vor mit Tanz, Musik und Essen." Damit wolle er den Menschen, die so viel verloren haben, ein Stück Heimat geben, sagt der Unternehmer, der längst angekommen ist in diesem einst so fremden Land.

(WS03)
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