Tönisvorst Was geschieht mit dem Vorster Rathaus?

Tönisvorst · In den nächsten Monaten muss der Stadtrat eine Entscheidung in der Frage des Verwaltungssitzes treffen. Das Rathaus an der Bahnstraße müsste saniert werden. Ein denkbarer Neubau könnte aber das Vorster Rathaus überflüssig machen.

 Heute ist das 1913 errichtete Vorster Rathaus das Technische Rathaus der Stadt Tönisvorst. Nach einem eventuellen Neubau stünde das alte Gebäude leer, ohne Nutzung könnte es die Stadt verkaufen.

Heute ist das 1913 errichtete Vorster Rathaus das Technische Rathaus der Stadt Tönisvorst. Nach einem eventuellen Neubau stünde das alte Gebäude leer, ohne Nutzung könnte es die Stadt verkaufen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Die Frage, was passiert mit den Verwaltungsgebäuden der Stadtverwaltung, steht ungelöst im Raum und wird in der neuen Ratsperiode auf die Tagesordnung kommen. Das Rinke-Gutachten machte damals den Vorschlag, die Bücherei aus dem alten Rathaus herauszunehmen und an den Kirchplatz zu verlegen. Im Rathaus an der Hochstraße sollte dann als eine Art Front-Office ein wirklicher Bürgerservice aufgebaut werden. Als zentrale Anlaufstelle für Bürger und Unternehmen zur Verwaltung hätte dort alles geregelt werden können, selbst ein Bauantrag hätte dann dort gestellt werden können.

 Der Trauraum in der ersten Etage des Vorster Rathauses hat 30 Sitzplätze. Wenn das Gebäude verkauft wird, stünde der Raum nicht mehr zur Verfügung.

Der Trauraum in der ersten Etage des Vorster Rathauses hat 30 Sitzplätze. Wenn das Gebäude verkauft wird, stünde der Raum nicht mehr zur Verfügung.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

"Die Idee an sich war gut", findet auch Beigeordnete Nicole Waßen, Doch gescheitert seien die Pläne an den Bücherei, die nicht verlagert werden sollte, was auch eine Frage der Kosten war. Heute sind die Pläne von 2008 überholt, weil das Grundstück der Alten Schule mit den Gebäuden am Kirchplatz an einen Bauunternehmer verkauft wurde. Dort entstehen demnächst Wohngebäude. Doch das Thema eines zentralen Anlaufpunkts ist für die Verwaltung noch nicht gestorben.

 Blick auf den Treppenaufgang des historischen Gebäudes. Ein Investor müsste den Denkmalschutz beachten.

Blick auf den Treppenaufgang des historischen Gebäudes. Ein Investor müsste den Denkmalschutz beachten.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Doch das eigentliche Problem ist das Gebäude an der Bahnstraße, dass mit seinen vielen Glasflächen alles andere als energetisch vernünftig sei. Im Sommer könne in der obersten Etage kaum normal gearbeitet werden, kann man immer wieder hören, im Winter müsse stark geheizt werden. Die Energiebilanz, so heißt es in der Verwaltung, sei verheerend. Jetzt geht es darum, abzuwägen, ob eine Sanierung der richtige Weg oder ob ein Neubau an anderer Stelle besser sei.

Wenn man dem Prinzip des Front-Offices an der Hochstraße folgt, könnten die anderen Verwaltungsabteilungen in einem Zweckbau auf der grünen Wiese vereint werden. Zur Finanzierung trügen der Verkauf des Rathaus Bahnstraße und des alten Vorster Rathauses bei. Bei der Diskussion über die richtige Lösung will die Beigeordnete "schon an eine große Lösung denken". Sie selber sitzt mit ihrer Abteilung im ehemaligen Schwesternheim an der Hospitalstraße. Alle Verwaltungsstellen unter einem Dach zu vereinen, mache aus Sicht der Arbeitsabläufe durchaus Sinn.

Und beim Verkauf der alten Immobilien legt sich Waßen keine Denkverbote auf. Auf das Rathaus Vorst angesprochen, sagt sie, das Rathaus unter Denkmalschutz sei schön, aber als Verwaltungsbau heute nicht mehr geeignet. Es entspreche nicht mehr heutigen Standards: So ist das Gebäude nicht barrierefrei, es verfügt über keinen Aufzug und ist ein über 100 Jahre altes Gebäude, das ebenfalls saniert werden müsste. Es hat hohe Räume und keine Isolierfenster.

Für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit von Verwaltungsbauten müssten Kosten für Bauunterhalt, Instandhaltun, Brandschutz und Energiekosten einbezogen werden. Und wer einen Neubau andenke, müsse auch über Möglichkeiten der Finanzierung nachdenken. Für Nicole Waßen ist eine Partnerschaft mit einem privaten Investor (PPP-Modell) durchaus denkbar. Sie sehe PPP durchaus kritisch, aber nicht ablehnend. Ihr gefällt, dass ein Investor, der den Neubau selber errichtet und finanziert sowie der Kommune dann langfristig vermietet, die Miete für 30 Jahre kalkulierbar macht. Sie weiß allerdings auch, dass PPP-Projekte in anderen Städten zu Mängelbauten geführt haben. Der Politik wird vielmehr missfallen, dass sie bei einem PPP-Neubau weitgehend außen vor bleibt und wenig mitbestimmen kann. Die Stadt hat sich im Bereich Kindergarten auch schon mal gegen PPP ausgesprochen und selber gebaut. Aber damit bei einem möglichen Rathaus-Neubau die Kosten nicht so aus dem Ruder liefen wie bei der Elbphilharmonie im Hamburg, könne ein privater Investor nicht grundsätzlich abgelehnt werden.

Ein Neubau betrifft natürlich auch den Ratssaal, der neu entstehen könnte. Überlegungen zu Neumöblierung oder Mikrofonanlage seien dann hinfällig. Doch hier herrscht keine Eile. Für den Ratssaal steht 2014 nichts um Haushalt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort