Tönisvorst Wohnstätte: Inklusion mit Leben gefüllt

Tönisvorst · Mit einem Sommerfest feierte das "Haus am Stegsgen", die Vorster Wohnstätte der Lebenshilfe, das 20-jährige Bestehen. Etliche Angehörige, Mitglieder von Vereinen und Vorster Bürger versammelten sich im Garten der Anlage.

 Das "Haus am Stegsgen", die Wohnstätte der Lebenhilfe in Vorst, feierte gestern das 20-jährige Bestehen.

Das "Haus am Stegsgen", die Wohnstätte der Lebenhilfe in Vorst, feierte gestern das 20-jährige Bestehen.

Foto: Kaiser

Bunte Luftballons steigen in den Himmel. An jedem hängt ein Wunsch, den die Bewohner des Hauses am Stegsgen zuvor formuliert haben. 29 Menschen mit geistiger Behinderung sind es, die in der Wohnstätte der Lebenshilfe an der Kniebelerstraße 21 ein Zuhause gefunden haben. Vor 20 Jahren hat das Haus eröffnet, in dem es 25 Zimmer und ein Appartement gibt. Auch ein Musikraum und ein Werkraum beherbergt das Haus.

"Die meisten unserer Bewohner arbeiten tagsüber im heilpädagogischen Zentrum", erzählt Ralf Kurzweg, seit sechs Monaten Leiter des Hauses am Stegsgen. Wer dort nicht arbeiten kann, der hat in der Wohnstätte die Möglichkeit, sich einzubringen. So bietet Eva Linnartz etwa Handarbeiten in der "kleinen Werkstatt" an. Zurzeit seien sieben Menschen aus verschiedenen Wohnstätten in der kleinen Werkstatt, erzählt die Leiterin. Aus Glas- und Acrylsteinen haben sie Mosaike in Schüsseln und Schalen gedrückt, Vasen geformt und Teller gestaltet, die beim Sommerfest verkauft werden.

"Wir versuchen, den Bewohnern ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen", erklärt Ralf Kurzweg die Philosophie des Hauses. So versorgt eine Bewohnerin die Kaninchen, die im Außengehege leben, andere helfen dabei, die Mahlzeiten zuzubereiten und die Einkäufe zu erledigen. Auch für die Ordnung in ihren Zimmern sind die Bewohner weitgehend selbst verantwortlich.

Wichtig ist der Lebenshilfe außerdem, dass die Menschen der Wohnstätte im Ort integriert sind. Wie gut das in Vorst gelingt, zeigt sich beim Jubiläumsfest. Verschiedene Vereine wie der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr, die Jugendgruppe des Deutschen Roten Kreuzes oder der Jugendtreff Vorst engagieren sich. Auch viele Vorster Bürger kommen nach dem gemeinsamen Gottesdienst in den Garten. Dort treffen sie Konstantin wieder, der zuvor in der katholischen Kirche als Messdiener geholfen hatte.

"Konstantin war schon beim Gottesdienst zu Eröffnung der Wohnstätte als Messdiener dabei", erinnert sich Pfarrer Ludwig Kamm. Mit 66 Jahren ist der geistig-behinderte Mann der älteste Bewohner im Haus, aber er ist nicht der einzige Bewohner der ersten Stunde. "Heute sind noch 23 Erstbewohner hier", weiß Geschäftsführer Michael Behrendt.

Zu den 29 Plätzen werden bald noch einige hinzukommen, denn die Wohnstätte möchte die benachbarte Altenresidenz von der Arbeiterwohlfahrt übernehmen. "Die Senioren, die jetzt da sind, bleiben natürlich dort wohnen", sagt Ralf Kurzweg. Aber die freien Plätze, zurzeit sind es zehn, sollen von Menschen mit Behinderung belegt werden, die weitgehend selbstständig leben können. Zu dem Grundstück der Lebenshilfe wird das Mehrgenerationenhaus einen direkten Zugang bekommen. "Auch das ist ein Projekt, das die Inklusion weiter vorantreiben soll", sagt Kurzweg.

(WS03)
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