Tönisvorst Zeugin im Vauth-Prozess: "Ich habe keinen Verdacht geschöpft!"

Tönisvorst · / KREFELD Gestern setzte das Krefelder Landgericht, 2. Große Strafkammer, die Verhandlung gegen Lothar und Jessica Vauth fort. Dem Tönisvorster Ehepaar wird Untreue in 923 Fällen vorgeworfen. Es geht um eine Schadenssumme in Höhe von 1,9 Millionen Euro.

Diesmal war eine Fachangestellte als Zeugin geladen, die in der Sozietät, in welcher der ehemalige Rechtsanwalt Lothar Vauth als Partner und seine Ehefrau Jessica als Büroleiterin tätig waren, gearbeitet hatte. Die 42-jährige Zeugin erklärte, dass sie ihre Tätigkeit im Dezernat Vauth 2001 begonnen habe. Sie sei unter anderem für die Postverteilung zuständig gewesen, außerdem habe sie Jessica Vauth vertreten, wenn diese wegen Urlaub oder Krankheit nicht anwesend war.

"Allerdings lag die Buchführung ausschließlich in ihren Händen. Das hat auch in Frau Vauths Abwesenheit kein anderer gemacht", ergänzte die Fachangestellte. Entsprechende Kontoauszüge seien in solchen Fällen von der Zeugin bei Seite gelegt worden. Habe Jessica Vauth beispielsweise einen zweiwöchigen Urlaub geplant, so sei "Vor- oder Nachbearbeitung" üblich gewesen. Auch für Fremdgelder wäre die Büroleiterin Vauth zuständig gewesen. Sie habe diese an Mandanten weitergeleitet. Die Zeugin selbst füllte nie entsprechende Überweisungsträger aus: "Und ja, es ist richtig, dass auch solche Gelder nicht an die Klienten ausgezahlt wurden, wenn Frau Vauth nicht da war." Über Kontoauszüge habe die Zeugin keinerlei Überblick gehabt, weil sie die Umschläge, in denen sich diese befanden, nicht öffnen durfte. Sobald sie ankamen, musste die Fachangestellte sie ihrer Kollegin Jessica Vauth geben. Irgendwelche Unregelmäßigkeiten seien der Zeugin nie aufgefallen; ihr Chef Lothar Vauth habe stets verkündet, dass die Kanzlei sehr gut laufe. Einsicht in das Firmenkonto hatte die heute 42-Jährige auch nicht. Die Richterin hielt der Zeugin vor, sie habe in einer früheren Vernehmung ausgesagt, dass Jessica Vauth ihr gegenüber einmal erwähnte, das Firmenkonto werde bewusst im Minus gehalten, damit sich die anderen Kanzleipartner nicht "bedienen" könnten. Daran erinnere sie sich nicht mehr, meinte die Frau im Zeugenstand, "aber wenn ich das so in einer Vernehmung geäußert habe, wird es wohl stimmen." Als die Zeugin im Frühjahr 2009 von dem damaligen Partner der Sozietät, Stephan Jellacic, über die Vorwürfe gegen das Ehepaar Vauth unterrichtet worden sei, wäre das ein richtiger Schock für sie gewesen. Schließlich habe sie sich mit beiden gut verstanden und zuvor keinerlei Verdacht geschöpft.

Fortsetzung am 20. Februar.

(sste)
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