Tönisvorst Zum Ausnüchtern in die Grundschule

Tönisvorst · Die Stadt wird am Tulpensonntag das Erdgeschoss der katholischen Grundschule St. Tönis zweckentfremden: Betrunkene sollen dort ausnüchtern, Verletzte versorgt werden. DRK und Polizei nutzen die Räume als Anlaufstelle.

 Wie im vergangenen Jahr sollen auch diesmal rund um den Tulpensonntagszug Betrunkene in den Räumen der Grundschule ausnüchtern. Vielen Eltern der Schulkinder passt das gar nicht.

Wie im vergangenen Jahr sollen auch diesmal rund um den Tulpensonntagszug Betrunkene in den Räumen der Grundschule ausnüchtern. Vielen Eltern der Schulkinder passt das gar nicht.

Foto: Wolfgang Kaiser

Gisela Küchler ist empört. Gerade hat die St. Töniserin erfahren, dass in den Räumen der katholischen Grundschule, in denen ihre beiden Töchter täglich nach dem Unterricht betreut werden, am Tulpensonntag betrunkene Jugendliche ausnüchtern sollen. "Das war im vorigen Jahr auch so", sagt eine andere Mutter, "der Geruch von Erbrochenem hing noch tagelang in der Luft." Das sei eine Zumutung für die Kinder, Betreuerinnen und die Lehrerinnen, sind sich die Mütter einig.

Die Stadt dementiert entschieden, dass Alkoholgeruch oder der Geruch von Erbrochenem zurückbleibe. "Die Räume werden im Vorfeld leergeräumt und die Böden mit Folie ausgelegt", erklärt Wolfgang Schouten vom Ordnungsamt. Schon am Sonntagabend, wenn die letzten Jugendlichen von ihren Eltern abgeholt worden sind, werde alles gereinigt. Montags komme zusätzlich noch mal eine Putzkolonne der Stadt und säubere Böden und Sanitäranlagen. Dabei werde großen Wert auf Hygiene gelegt, alle Räume würden desinfiziert, versichert Schouten.

"Nach Abschluss der Reinigungsarbeiten werden alle Möbel und das Spielzeug wieder auf ihren Platz gebracht und einer unserer Mitarbeiter kontrolliert gemeinsam mit dem Hausmeister der Schule noch einmal das Erdgeschoss", versichert der Fachbereichsleiter. Am Dienstagmorgen, wenn der Schulbetrieb wieder aufgenommen werde, seien die Räume in ihrem ursprünglichen Zustand.

Einige Eltern der Kinder, die in den Erdgeschossräumen untergebracht sind - neben den beiden Betreuungsräumen werden voraussichtlich auch die Klassenräume der 2a und 2b als Anlaufstation für Polizei, Ordnungsdienst, DRK-Mitarbeiter, Jugendamt, Rettungsdienst und Feuerwehr gebraucht - finden die Lösung dennoch befremdlich. Eine Grundschule als Ausnüchterungszelle, das passe nicht. "Sonntags liegen hier betrunkene Jugendliche in ihrem Erbrochenen, und dienstags spielt mein Kind in der gleichen Ecke mit Lego?", bringt es eine Mutter auf den Punkt. Sie schlägt vor, dass auf dem Schulhof ein Zelt aufgebaut werde, in dem die Betrunkenen aufgefangen werden.

Das allerdings sehen die Ersthelfer vom DRK und die Stadt gleichermaßen kritisch. "Wir können Betrunkene, die vielleicht schon unterkühlt sind, nicht zwei, drei Stunden zum Ausnüchtern in ein kaltes Zelt legen", sagt Schouten. Außerdem brauche das DRK mindestens zwei Zelte: eines für die Betrunkenen und eines für das Verarzten der Schnittwunden, zu denen es trotz Glasverbots in der Innenstadt jedes Jahr komme.

Auch die Idee von Gisela Küchler, die alte, leerstehend Schule am Kirchplatz für diese Zwecke zu nutzen, sei keine gute Lösung, sagt Schouten: "Gerade für die notärztliche Versorgung ist es wichtig, dass wir möglichst kurze Wege haben." Und da der Parkplatz Neuer Markt der Platz sei, an dem vor allem die Jugend feiere, biete sich die benachbarte katholische Grundschule geradezu an.

Die kommissarische Schulleiterin Sabrina Broll ist ebenfalls nicht glücklich mit der Lösung, aber: "Es ist wichtig, dass die Jugendlichen aufgefangen und Verletzte versorgt werden." Bessere Absprachen zwischen Stadtverwaltung und Schulleitung im Vorfeld hätten aber sicher auch zu einer besseren Lösung für alle Seiten geführt.

(WS03)
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