Kreis Viersen 200 Frauen weben beim Kirchentag

Kreis Viersen · In der Krefelder Friedenskirche trafen sich Mitglieder aus verschiedenen Kirchenkreisen. Das Motto: "Den Himmel ins Leben weben"

 Beim ersten Frauenkirchentag in der Region Nord lernten die Teilnehmerinnen auch den lebendigen Webstuhl aus dem Haus der Seidenkultur kennen. Außerdem gab's zahlreiche Workshops.

Beim ersten Frauenkirchentag in der Region Nord lernten die Teilnehmerinnen auch den lebendigen Webstuhl aus dem Haus der Seidenkultur kennen. Außerdem gab's zahlreiche Workshops.

Foto: Dirk Janssen

"Ich zähle bis vier. Bei eins die Ellenbogen zurück, bei zwei klatschen, bei drei die Ellenbogen erneut zurück und bei vier wieder klatschen. Ganz einfach. Alle stehen bitte einmal auf", gibt Bea Nyga vor. In die Friedenskirche kommt Bewegung. Über 200 Frauen unterschiedlichsten Alters erheben sich. Kaum hat Nyga die ersten Sätze gesungen, verändert sich die Stimmung in der Kirche. Es scheint, als würden die Frauen durch das Lied, das sie klatschend begleitend und dessen Refrain sie alle mitsingen, näher zusammenrücken. Die Frau am schwarzen Klavier hat eine Ausstrahlung, die in der gesamten Friedenskirche spürbar ist.

"Danke für den wunderschönen Einstieg. Für uns ist es heute nach denen in der Region Süd und Mitte der dritte Frauenkirchentag, aber es ist der erste in der Region Nord", begrüßt Dagmar Müller, leitende Pfarrerin der evangelischen Frauenhilfe Rheinland, die Besucherinnen. Unter dem Motto "Den Himmel ins Leben weben" hat der Landesverband der evangelischen Frauenhilfe im Rheinland gemeinsam mit Frauen aus den Kreisverbänden Krefeld, Mönchengladbach und Neuss sowie der Frauenreferentin der Kirchenkreise, Katrin Meinhard, zu dem ersten Frauenkirchentag in der Region Nord eingeladen.

Das ungewöhnliche Motto ist dabei auf einen Text von Tina Wilms zurückzuführen. "Leben weben, ohne zu wissen, wie das Ganze sein wird. Dazwischen, immer wieder ein glitzerndes, helles Blau. Als webe einer den Himmel in mein Leben hinein", heißt es so in ihrem Text. "Heute ist ein Tag, wo wir spüren, wie ein Stück Himmel in unser Leben gewebt wird. Wo ein Haufen Frauen zusammenkommt, ist ein großes Stück blauer Himmel angekommen", bemerkt Müller. Sich informieren, diskutieren, entspannen, nachdenken und auf Frauen zugehen, die man bislang noch nicht kenne, das solle der Tag bringen, schließt sich Sabine Richarz, Regionalreferentin des Landesverbandes an. Doch lange Reden gibt es nicht, stattdessen singt Nyga mit den Teilnehmerinnen Kennenlernlieder und passend zum Motto demonstrieren neun Frauen, wie der lebendige Webstuhl funktioniert, den Franziska Schütze vom Krefelder Haus der Seidenkultur mitgebracht hat. Zusammen lassen sie Kettbaum, Schäfte und Webschiffchen zusammenspielen und weben. Dann aber rücken die Workshops in den Mittelpunkt. Wer beim Offenen Singen mit Nyga teilnimmt, kann direkt in der Kirche selber bleiben. Ansonsten verteilen sich die Workshops auf das gesamte Gemeindehaus, die rund 800 Meter weiter entfernte Alte Kirche und die Stadt, denn es gibt auch einen Frauenstadtrundgang auf den weiblichen Spuren in der Geschichte der Stadt. Während sich die einen mit Trommeln und Rhythmus beschäftigen, haben sich andere für Meditation und Yoga oder Entspannung und Achtsamkeit entschieden.

Workshops zu Themen wie Selbstachtung und Selbstwertschätzung, aber auch Resilienz und Zentangle erfreuen sich reger Nachfrage. Bei Sabine Richarz dreht sich alles um das Thema Herz und die Bedeutung im biblischen Kontext. Iris Pupak hingegen beschäftigt sich mit dem Bereich Freundinnen auf dem Lebensweg. Es gibt Rückzugsecken, und die Mediathek des Frauenreferates lädt zum Schmökern ein. Fast jede Frau bringt sich mit einer praktischen Webarbeit ein, denn in einem, mit weißer Wolle umsponnenen Hula-Hopp-Reifen kann sich eine jede einweben. Ein Korb mit Stoffstreifen, Wolle und Papierstreifen samt Stiften steht bereit. Einige schreiben ihre Wünsche auf die Streifen und ziehen sie zwischen den Wollfäden fest. Andere weben ein buntes Stück Wollfaden ein. Etwas entsteht, dass an den ersten Frauenkirchentag in Krefeld erinnern wird. "Ich denke, jede Frau hat heute viele Impulse erhalten. Es gibt Fäden, die sie aufgegriffen hat, die sie mitnimmt. Und ich hoffe, dass nach dem heutigen Tag, ganz viele Frauen, die sich hier kennengelernt haben, miteinander in Kontakt bleiben", sagt Meinhard bei der Schlussandacht. Wobei das Schlussgebet mit der Bitte um Beistand den Menschen gewidmet ist, deren Lebensgewebe Risse erhalten hat. Ein letztes gemeinsames Lied mit Bea Nyga und für alle Frauen endet ein Tag, der die Seele berührt und den Himmel ins Leben gewoben hat.

(RP)
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