Viersen 30 schräge Vögel aus Süchteln für die LVR-Klinik

Viersen · Im Rahmen eines Kunstprojektes kreierten Jugendliche der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der LVR-Klinik Viersen bunte Kunstobjekte.

 Die Ausstellung "Schräge Vögel - schrill und schön schräg" in der LVR-Klinik: Jugendliche Patienten bastelten phantasievolle Vogelskulpturen aus unterschiedlichen Materialien.

Die Ausstellung "Schräge Vögel - schrill und schön schräg" in der LVR-Klinik: Jugendliche Patienten bastelten phantasievolle Vogelskulpturen aus unterschiedlichen Materialien.

Foto: Busch

Bunt gestreifte Beine, ein gelber Körper samt gleichfarbenem Kopf, dazu viele verschiedene Federn. Ein roter Körper, Öhrchen und Flügel aus Fell, ein pinker Pfeifenreiniger als Ringelschwänzchen, Augen und Nase aus Kork. Daneben ein Storch sowie eine Eule. Hingucker reiht sich an Hingucker.

So verschieden die ganzen Figuren auch sind, sie alle haben eins gemeinsam. Sie sind in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der LVR-Klinik Viersen entstanden. Unter dem Projektnamen "Schräge Vögel" arbeiteten 16 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren an 30 Kunstwerken.

Zum nunmehr dritten Mal ging das Projekt an den Start. Die Idee dazu entstand vor drei Jahren vor dem Hintergrund, dass "wir den Jugendlichen neben den gängigen Therapien ein besonderes Projekt anbieten wollten, um zwischen Schule und Urlaub zu differenzieren, wie es auch dem normalen Leben entspricht", informiert Chefärztin Dr. Freia Hahn.

Los ging es damals mit der Gruppe einer einzelnen Station, die im Rahmen des Projektes Skinnis und Nanas schuf. Die Ergebnisse waren so herausragend, dass im nächsten Sommer ein weiteres kunsttherapeutisches Angebot entstand. Die Nummer drei in diesem Jahr ist aber nicht nur die Fortsetzung eines erfolgreichen Angebotes, sondern zugleich auch eine Premiere: Erstmalig startete das Kunstprojekt mit einer Gruppe aus drei verschiedenen Stationen der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Begleitet wurde das Angebot von der Kunsttherapeutin Tutta Oxley und der Heilpädagogin Monika Schlutzkus. Für je drei Stunden am Tag arbeiteten die beiden mit den Jugendlichen an den Kunstwerken, wobei die persönliche Kreativität gefragt war. "Die einzige Bedingung war, dass die Objekte fliegend sein mussten. Es entstanden 29 Vögel und ein fliegendes Schweinchen", berichtet Schlutzkus.

Die Bedeutung des Kunsttitels "Schräge Vögel" bezog sich dabei auf "schrägzusein", was seinerseits bedeutet, außergewöhnlich und bemerkenswert zu sein, den Mut zu besitzen anders zu sein, seinen eigenen Stil zu kreieren und einen freien Geist zu besitzen. Dinge, die sich allesamt in den phantasiereichen Kunstobjekten spiegelten. "Das freie Gestalten war für viele eine große Herausforderung", sagt Schlutzkus. Aus einem vorsichtigen Herantasten, teilweise auch mit Skepsis verbunden, entstand ein Erschaffungsprozess, der alle begeisterte. Wer anfänglich noch das Bekleistern der Luftballons, die als Körper der Tiere dienten, belächelte, war erstaunt, wie viel Spaß schon die Arbeit für das eigentliche Grundmodell machte. Danach waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Aus einem gigantischen Materialfundus konnten die jungen Künstler frei schöpfen. "Durch ihre eigenen Problematiken haben die Jugendlichen oft ein anderes Selbstbild von sich. Sie meinen, Dinge nicht zu können und sie würden nichts zu Stande bringen. Durch das Projekt erleben sie eine ganz neue Erfahrung. Sie gestalten und erreichen etwas. Sie entdecken Eigenschaften, aus denen sie schöpfen können", erläutert Dr. Hahn.

Wobei dieses Jahr nicht nur der Erschaffungsprozess an sich eine spannende Sache war, sondern auch die Tatsache, dass die Kunstwerke erstmalig für drei Tage in der Klinik ausgestellt wurden. Es sei ein Wagnis, etwas zu präsentieren und andere an dem teilhaben zu lassen, was man selber geschaffen habe, sagt Dr. Hahn. Die kleine Ausstellung war ein voller Erfolg und begeisterte die zahlreichen Besucher.

(tref)
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