Viersen 4300 Kilometer durch die USA wandern

Viersen · Die Süchtelnerin Teresa Schulz wandert über den Pacific Crest Trail. Das Abenteuer verknüpft sie mit einer Spendenaktion

 Teresa Schulz mit ihrer Wanderausrüstung. Zelt und Sonnenschirm, Erste-Hilfe-Set und Regenhose packt sie unter anderem in ihren Rucksack.

Teresa Schulz mit ihrer Wanderausrüstung. Zelt und Sonnenschirm, Erste-Hilfe-Set und Regenhose packt sie unter anderem in ihren Rucksack.

Foto: Busch

Sierra Nevada statt Süchtelner Höhen, Berglöwen und Klapperschlangen statt Hauskatzen und Regenwürmern: Für fünf Monate verlässt die Süchtelnerin Teresa Schulz ihre Heimat, um an der Westküste der USA entlang zu wandern. Die 22-Jährige möchte den Pacific Crest Trail bezwingen, eine rund 4300 Kilometer lange Strecke durch sechs der sieben Ökozonen Nordamerikas, durch Nationalparks und Gebirge, Wüste und Wälder. Zwischen zwei Städten auf der Route liegen meist vier bis acht Tagesmärsche und einsame Nächte im Zelt. Übermorgen fliegt sie gemeinsam mit einer Bekannten aus Bonn nach Kalifornien. In Campo, einer Stadt nahe der mexikanischen Grenze, ist der offizielle Startpunkt des Trails. Das Ziel ist Seattle im Bundesstaat Washington. "Wir gehen einfach mal los", sagt Teresa Schulz.

Gerade erst hat die Süchtelnerin in Köln ihr Studium abgeschlossen, sie möchte als Sprachtherapeutin arbeiten. Aber vorher möchte sie ihre Freiheit genießen, ein Abenteuer erleben, ihre Grenzen ausloten. "Wenn nicht jetzt, wann dann", sagt die 22-Jährige. Der Gedanke, aus eigener Kraft so eine Distanz zu überwinden, reize sie. "Mit diesem Projekt möchte ich aber auch auf den Viersener Verein Löwenkinder aufmerksam machen." Die Organisation unterstützt krebskranke Kinder - darunter ein fünf Jahre altes Mädchen aus Viersen, das gerade zwölf Monate Chemotherapie hinter sich gebracht hat. "Das Mädchen war noch nie am Meer", erzählt Teresa Schulz. Sie möchte in den USA für die Fünfjährige Spenden sammeln, "um ihr eine Reise zu ermöglichen, bei der sie sich von den Strapazen der vergangenen Monate erholen kann." Jeannette Wyes, Familienbetreuerin beim Verein Löwenkinder, lobt das Engagement der Süchtelnerin. "Wir finden es super, wenn sich junge Menschen schon so einsetzen." Dass Teresa Schulz plant, 4300 Kilometer mehr oder weniger durch die Wildnis zu wandern, bewundert sie: "Es ist mutig und aufregend."

In ihrem Blog "teresawandert.wordpress.com" wird die Süchtelnerin, wann immer sie unterwegs einen Internetzugang findet, über ihre Reiseetappen schreiben. Auf der Seite verweist sie auch auf die Spendenaktion. "Wenn man so etwas Schönes erlebt, möchte man das auch teilen", sagt sie. Dabei ist ihr bewusst, dass die Tour sehr anstrengend wird. "Ich rechne mit Muskelkater und Schmerzen - aber das ist egal."

Schon als Kind war Teresa Schulz an den Wochenenden häufig mit der Familie Wandern, 2015 erkundete sie zusammen mit ihrem Freund vier Wochen lang zu Fuß die Insel Korsika. 120 Kilometer legten die beiden zurück, etwa genau so viel schaffte Teresa Schulz 2016 im September im englischen Cornwell. Da habe sie schon darüber nachgedacht, den Pacific Crest Trail zu erwandern, über den sie in einem Buch gelesen hatte.

"Um die Strecke bis September zu schaffen, müsste ich jeden Tag 30 bis 40 Kilometer laufen", sagt sie. Anfangs sei das Tagesziel aber eher 20 bis 30 Kilometer, "weil man noch anfälliger für Verletzungen ist". Um sich vorzubereiten, hat Teresa Schulz zum Beispiel auf den Süchtelner Höhen trainiert. Mit ihrem 8,2 Kilogramm schweren bepackten dunkelgrünen Rucksack stapfte sie über die Wege. Diese 8,2 Kilo seien übrigens nur das Basisgewicht, erklärt sie. Wenn sie in den USA ist, kommen täglich drei bis fünf Liter Wasser, spezielles Tüten-Essen wie Chili und Nudeln, Schokoriegel und Nüsse dazu. "Insgesamt wird er wohl 15 bis 16 Kilo wiegen", schätzt Teresa Schulz. Eingepackt hat sie unter anderem Zelt und Isomatte, Wanderstöcke und Sonnenschirm, Antibiotika, Regenkleidung und Schlafsack. Ein Topf, Herdplatte, Rettungsdecke, Daunenjacke, Fleece-Jacke, ein paar Hosen und Wandershirts passen auch noch rein.

"Am meisten vermissen werde ich meine Familie und mein Bett", sagt Teresa Schulz. Zumindest immer dann, wenn ihre Bekannte und sie eine Stadt erreichen, kann sie das Zelt im Rucksack lassen und im Hotel oder der Jugendherberge übernachten. Als Navigationsgerät dient ihr Handy: Eine App zeigt Städte und Streckenverlauf, Einkaufsmöglichkeiten und Duschen.

Auf die Etappe durch die Sierra Nevada freut sie sich besonders, auch wenn sie besorgt ist, dass im Gebirge Schnee liegt. "Und der Crater-Lake-Nationalpark soll ganz toll sein." Von Kalifornien über Oregon nach Washington führt ihr Weg, Mitte September fliegt sie von Seattle aus zurück nach Europa. "Ich fliege jetzt aber nicht los und denke: Ich muss unbedingt den ganzen Weg laufen", betont sie. "Ich bin ja frei - ich kann machen, was ich will."

(RP)
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