Viersen AKH-Mitarbeiter sorgen sich um ihre Jobs

Viersen · Der Krieg der beiden Viersener Krankenhäuser hat die Mitarbeiter des Allgemeinen Krankenhauses Viersen (AKH) verunsichert. Bei der gestrigen Betriebsversammlung nahmen sie Bürgermeister Günter Thönnessen ins Kreuzverhör.

 Zu den meisten AKH-Betriebsversammlungen kommen etwa 30 Mitarbeiter. Gestern waren es 250. Sie wollten von Thönnessen wissen, wie er sich die Zukunft ihres Arbeitgebers vorstellt.

Zu den meisten AKH-Betriebsversammlungen kommen etwa 30 Mitarbeiter. Gestern waren es 250. Sie wollten von Thönnessen wissen, wie er sich die Zukunft ihres Arbeitgebers vorstellt.

Foto: Busch

Wenn 250 von 900 AKH-Mitarbeiter zu einer Betriebsversammlung ins Seniorenhaus Dülken kommen, dann müssen ihre Sorge und ihr Frust groß sein. Die lang anhaltende Geriatrie-Debatte und der damit verbundene Krieg der Viersener Krankenhäuser hat die Mitarbeiter verunsichert. Angst um die Arbeitsplätze, Ärger über das St.-Irmgardis-Krankenhaus und Sorge vor einer Übernahme des AKH durch die St.-Franziskus-Stiftung treiben die Mitarbeiter um. Bürgermeister Günter Thönnessen stellte sich den Fragen und geriet ins Kreuzverhör.

 Viele AKH-Mitarbeiter haben den Eindruck, dass Thönnessen hauptsächlich die Interessen der Angestellten des St.-Irmgardis-Krankenhauses vertritt.

Viele AKH-Mitarbeiter haben den Eindruck, dass Thönnessen hauptsächlich die Interessen der Angestellten des St.-Irmgardis-Krankenhauses vertritt.

Foto: con

"Wir haben den Eindruck, dass Süchteln stark gemacht wird. Aber wir sind ein gesundes Krankenhaus, das größte im Kreis Viersen. Wir brauchen Süchteln nicht", gab der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Schümers die Stimmung wieder.

Thönnessen bemühte sich um eine "Wir-sitzen-alle-in-einem-Boot"-Stimmung. Er verwies darauf, dass der AKH GmbH 49 Prozent des St.-Irmgardis-Krankenhauses gehören, er malte das Schreckgespenst der großen, gefräßigen Medizinkonzerne an die Wand, kurzum er bemühte sich um eine Solidarisierung der AKH-Mitarbeiter mit dem St. Irmgardis. Vergeblich. Die AKH-Leute quittierten sein Bemühen mit Murren.

Eine Sorge der AKH-Mitarbeiter gilt der bis 2023 festgeschriebenen Beschäftigungsgarantie für St.-Irmgardis-Mitarbeiter. "Wenn es also zu Personaleinsparungen kommt, müssen wir als erste gehen", schlussfolgerte eine AKH-Arbeitnehmerin. Der Bürgermeister konnte den Erbbaurechtsvertrag nur so bestätigen. Aus dem Forum hallte die Frage zurück: "Wer gibt uns Schutz, Herr Bürgermeister?"

Was die Betriebsversammlung auch deutlich machte: Die Stimmung zwischen den Krankenhäusern ist schlecht. Verärgert berichteten AKH-Ärzte, dass das Süchtelner Krankenhaus Patienten am AKH vorbei an Kliniken verlege, die auch der St.-Franziskus-Stiftung gehören. Thönnessen räumte ein: "Wir wissen alle, dass die Zuweisungspraxis von St. Irmgardis an das AKH deutlich intensiviert werden könnte." - "Muss!", schallte es daraufhin aus dem Auditorium zurück.

Die vom Bürgermeister ausgearbeitete Kooperationsvereinbarung, bei der das AKH bei Unterzeichnung seinen Antrag auf Geriatrie zurücknehmen wird, stieß ebenfalls auf Unverständnis. Ein Arzt sagte: "Sie erwarten von uns, dass wir das so abnicken. Die Geriatrie wird als heilige Kuh vorweg geschoben. Aber welche konkreten Zusagen haben wir?" Thönnessen konnte nur entgegenhalten, dass ein medizinisches Gesamtkonzept noch entwickelt werden müsse.

Als der Bürgermeister bestätigte, dass die Bezirksregierung über den Ratsbeschluss zur Kooperationsvereinbarung informiert und damit eine Rücknahme des AKH-Antrags auf Geriatrie signalisiert sei, rief ein AKHler erbost: "Sie haben mehr Interesse am Standort Süchteln."

Kritik musste Thönnessen auch für den offenen Brief einstecken, den er an die Mitarbeiter in Süchteln gerichtet hatte. Ein anderer Mitarbeiter des AKH fragte Thönnessen wiederholt nach seiner Vision für die Zukunft. Als er keine konkrete Antwort bekam, sagte er: "Als Bürgermeister und Mitglied des Verwaltungsrats müssen Sie eine Vision für die Zukunft haben. Sonst füllen Sie die Ihnen zugedachte Rolle nicht aus."

(RP)
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