Niederkrüchten Alles auf Anfang

Niederkrüchten · Die Bürgermeister-Kandidaten Bennet Gielen (CDU) und Kalle Wassong (parteilos) haben nun zwei Wochen Zeit, die Niederkrüchtener zu überzeugen, zur Stichwahl zu gehen und sich für einen der Kandidaten zu entscheiden.

Viel zu eng war es bei der Bekanntgabe der Wahlergebnisse im Elmpter Rathaus am Sonntagabend. Das soll bei der Stichwahl anders werden: Dann werde die Trennwand zum Nebenraum geöffnet, so dass alle Besucher im Ratssaal Platz finden können, versprach Bürgermeister Herbert Winzen.

Viel zu eng war es bei der Bekanntgabe der Wahlergebnisse im Elmpter Rathaus am Sonntagabend. Das soll bei der Stichwahl anders werden: Dann werde die Trennwand zum Nebenraum geöffnet, so dass alle Besucher im Ratssaal Platz finden können, versprach Bürgermeister Herbert Winzen.

Foto: Heike Ahlen

Dass Bennet Gielen (CDU) und Kalle Wassong (parteilos) in die Stichwahl am 27. September gehen, kam für viele Beobachter nicht überraschend. Bemerkenswert ist jedoch, dass Wassong mit 40,4 Prozent fast elf Prozent mehr holte als Gielen. Stark war Wassong vor allem in Alt-Niederkrüchten. Hier schaffte er in mehreren Wahlbezirken deutlich über 50 Prozent, in Brempt knackte er gar die 60-Prozent-Marke. In der Summe kam der Ur-Niederkrüchtener Wassong in Alt-Niederkrüchten und Umgebung auf 48 Prozent, während der Elmpter Gielen dort nur 24 Prozent erreichte. Umgekehrt konnte Gielen sich in den Elmpter Bezirken nicht so deutlich absetzen: Mit 32 zu 36 Prozent hielt Wassong hier den Rückstand gering.

Bei den drei unterlegenen Bewerbern schwankte die Stimmung zwischen Enttäuschung und Zufriedenheit. Zu den Enttäuschten gehörte die SPD-Kandidatin Trudis Jans, die nur 19,1 Prozent der Stimmen erreichte. "Ich hatte mit mehr erhofft", sagte sie nach der Wahl. Allerdings habe sie mit Bennet Gielen und Kalle Wassong sehr starke Gegenkandidaten gehabt. Ortsvereinsvorsitzender Marco Goertz war ebenfalls wenig begeistert. Auch in Wahlkreisen, in denen die SPD noch bei der Ratswahl vor einem Jahr gut abschnitt, "haben wir suboptimale Ergebnisse erzielt".

Aljoscha Ortmann (Linke), der sich ein zweistelliges Ergebnis vorgenommen hatte, blieb mit 2,2 Prozent weit unter der eigenen Vorgabe. "Wahlziel verfehlt", bekannte er. Die Linke habe ihre Wähler in der Gemeinde nicht mobilisieren können. Dennoch sei er "nicht enttäuscht". Der Wahlkampf sei eine tolle Erfahrung gewesen. Yvonne Jeurißen strahlte. Sie war die große Gewinnerin unter den Ausgeschiedenen. 8,7 Prozent hätte ihr niemand zugetraut, als sie Anfang des Jahres als völlig unbeschriebenes Blatt ihre Kandidatur bekanntgab. Doch die Außenseiterin überzeugte als engagierte, selbstbewusste Wahlkämpferin und profilierte sich als Mit-Initiatorin des Bürgerbegehrens zum Standort des Lebensmittel-Vollsortimenters. Der Wahlkampf habe Spaß gemacht. "Wir haben etwas bewegt", sagte sie und ließ durchblicken, dass sie sich kommunalpolitisch weiter engagieren möchte: "Ich werde meinen Platz suchen und finden. Ich bin und bleibe unabhängig."

Für die Stichwahl steht nun alles auf Anfang. Wie werden sich diejenigen entscheiden, die am vergangenen Sonntag Trudis Jans, Yvonne Jeurißen oder Aljoscha Ortmann wählten? Werden sie erneut zur Wahlurne gehen und einen der beiden wählen? Oder werden sie zu Hause bleiben? Und was werden die 6504 Niederkrüchtener tun, die am Sonntag jetzt gewählt haben? Wird es den Kandidaten gelingen, wenigstens einen Teil von ihnen zu motivieren, zur Stichwahl zu gehen?

Weder SPD noch Grüne wollten eine Empfehlung für einen der beiden Kandidaten abgeben, allein Yvonne Jeurißen sprach sich für Gielen aus, mit dem sie gemeinsam das Bürgerbegehren zum Vollsortimenter-Standort initiiert hatte.

Dass sich keine der Parteien für einen Kandidaten ausgesprochen habe, finde er gut, sagte Wassong gestern, "damit ist die Überparteilichkeit gegeben, falls ich gewählt werde". Sein Ergebnis erkläre er sich damit, "dass ich gemacht habe, was ich kann", so Wassong. Er habe versucht, mit seinen Ideen und Vorstellungen authentisch zu sein, einen kreativen Wahlkampf und persönliche Gespräche zu führen: "Ich glaube, man kauft mir ab, dass ich es ehrlich meine." In den nächsten zwei Wochen will er vor allem in Elmpt und Overhetfeld von Tür zu Tür gehen und für eine Teilnahme an der Stichwahl werben.

Auch Gielen will in Elmpt Hausbesuche machen. Zudem will die CDU noch eine Zeitschrift herausbringen, um auf die großen Herausforderungen aufmerksam zu machen, vor denen die Gemeinde Niederkrüchten steht. "Wir sind der Meinung, dass wir einen Verwaltungsprofi brauchen", so Gielen, "wir wollen mit Inhalten überzeugen." Er sei optimistisch, dass es gelinge, viele zu motivieren, an der Stichwahl teilzunehmen. Und dabei sei alles offen, meint Gielen. "Die Erfahrung lehrt uns, dass bei einer Stichwahl alles wieder von Null los geht", so Gielen, der auf die Ergebnisse der Stichwahlen in Niederkrüchten und Viersen 2004 verweist: Damals setzte sich in Niederkrüchten der parteilose Herbert Winzen gegen den CDU-Kandidaten Johannes Wahlenberg durch - Wahlenberg hatte im ersten Wahlgang zunächst mehr Stimmen als Winzen erhalten. In Viersen lief es damals ebenso: Dort gewann Günter Thönnessen (SPD) gegen Marina Hammes (CDU), obwohl Hammes zunächst deutlich mehr Stimmen auf sich vereint hatte.

Im Elmpter Rathaus soll am Abend des 27. September genug Platz für interessierte Bürger sein - anders als am vergangenen Sonntag, als über 100 Besucher die Bekanntgabe der Wahlergebnisse im Sitzungssaal verfolgen wollten. Doch sehr viele bekamen davon kaum etwas mit, weil der Ratssaal voll war und der Rückstau bis ins Treppenhaus reichte. Die faltbare Trennwand zum Nebenraum konnte nicht geöffnet werden, weil dort Stimmen ausgezählt wurden. Dass das nicht besonders glücklich war, räumte Bürgermeister Herbert Winzen ein und versprach für die Stichwahl Besserung. Dann werde die Trennwand geöffnet, so dass alle Besucher im Ratssaal Platz finden können.

(RP)
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