Brüggen Als Geld noch von Hand gezählt wurde

Brüggen · Als 16-Jährige begann sie ihre Ausbildung zur Bankkauffrau, 47 Jahre war sie bei der Sparkasse in Bracht beschäftigt. Zum Jahresende tritt Angelika Schnitzler in den Ruhestand. Viel hat sich die 63-Jährige für den neuen Lebensabschnitt vorgenommen: Sie möchte Sport machen, sich ehrenamtlich engagieren, häufiger nach Berlin fahren, wo die Tochter mit den drei Enkeln wohnt, und endlich über den Jakobsweg nach Santiago de Compostela pilgern.

47 Jahre gehörte Angelika Schnitzler zur Sparkasse in Bracht, und für viele Kunden ist die Sparkasse ohne sie kaum vorstellbar. So mancher Brachter sagte nicht: "Ich gehe zur Sparkasse", wenn er einen Bekannten auf der Straße traf, sondern: "Ich gehe zu Frau Schnitzler." Und der Bekannte wusste Bescheid. So sehr waren Schnitzler und die Sparkasse miteinander verbunden. Dabei wollte sie als jungen Mädchen gar nicht zur Bank. "Mein Vater wollte, dass ich Bankkauffrau werde, er war selbst Bankkaufmann", erzählt die Brüggenerin. "Und ich wollte nicht. Aber dann habe ich festgestellt, dass mir das Kaufmännische liegt. Der Umgang mit den Kunden gefiel mir, und Buchführung war ,mein Ding'."

1968 begann sie ihre Ausbildung, 1971 trat sie die Stelle in Bracht an. "Damals gab es noch keine Computer", erinnert sich Schnitzler. Geld musste von Hand gezählt, in Formulare mussten von Hand ausgefüllt werden. Zinsen rechneten die Mitarbeiter aus, "und wenn Weltspartag war, kamen die Kinder mit ihren Spardosen, man stapelte die Münzen zu Häufchen und zählte". In den 80er-Jahren wurden Computer aufgestellt, Geldautomaten folgten. "Man kann sich das gar nicht mehr vorstellen, alles manuell auszurechnen", sagt Schnitzler. "Heute sieht man alles auf einen Klick."

Wer sich von Angelika Schnitzler verabschieden möchte, kann das zwischen den Jahren tun: Bis Silvester ist sie in der Geschäftsstelle. Dann nimmt sie endgültig Abschied vom Berufsleben. "Ich freue mich darauf, frei zu haben", sagt Schitzler. "Aber wenn ich dann frei habe, werde ich meine Tätigkeit, die Kollegen und die Kunden vermissen."

(biro)
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