Viersen Alt und neu in anregendem Konzert

Viersen · Das "Trio archipercussione" verband in der Süchtelner Kirche St. Clemens gern Gehörtes mit Ungewohntem.

Beginnen wir mit dem Besten, was an diesem Nachmittag im gut besuchten Kirchenkonzert in St. Clemens, Süchteln zu hören war: Unbestritten handelte es sich dabei um die Gigue aus der Sonate für Violine solo d-Moll BWV 1004 von Johann Sebastian Bach, die Benjamin Nachbar den begeistert applaudierenden Zuhörern nahe brachte.

Der 1972 in Czernowitz in der westlichen Ukraine geborene Geiger und Bratscher, der in Gent und Maastricht studierte, Mitglied der Jungen Philharmonie Köln und der Kammerphilharmonie Essen war und auf vielfältige Konzertverpflichtungen verweisen kann, überzeugte mit einnehmendem, glutvollem Ton, ausgereifter Technik und Interpretationssicherheit.

Gemeinsam mit seinem Vater, dem Geiger Michael Nachbar, musizierte er (nun den Violapart übernehmend) ein Duett aus Bachs "Clavierübungen" (bearbeitet von Ferdinand David) und eine Sonate von Michael Haydn, bei der Intonationstrübungen des Geigers doch sehr störten.

Der löblichen Vorgabe, Neues und Ungewohntes in Konzertprogramme mit einzubringen, entsprachen die Musiker mit "meditazione" des 1956 geborenen Günther Wiesemann. Hier war der Komponist für Gong und Windspiel zuständig, Michael Nachbar war der Violinpart anvertraut, und dessen Sohn bediente Klangschalen und Triangel. So entstanden vielschichtige, überraschende Klangergebnisse, die zum Meditieren anregen konnten.

Schwierig zu verfolgen war für die Zuhörer Wiesemanns Werk "Um Frieden, um Gnade II", das wegen des vom Komponisten selbst übernommenen Orgelparts auf der Empore interpretiert wurde - ansonsten war die Besetzung dem vorgenannten Opus ähnlich. Die von Wiesemann während des Vortrags über Mikrofon deklamierten Texte waren kaum zu verstehen, da die Orgel sie meist überdeckte. Wenn sie im Programmblatt abgedruckt gewesen wären, hätte das merklich ratlose Publikum eine Möglichkeit gehabt, wenigstens in etwa den kompositorischen Intentionen zu folgen. So aber regte sich nach den leise verklingenden letzten Tönen keine Hand zum Applaus.

Glücklicherweise spielten Vater und Sohn Nachbar zum Abschluss sehr ausgewogen zwei Sätze aus einem Duo für Violine und Viola von Wolfgang Amadeus Mozart. So endete das Konzert doch noch mit anhaltendem Beifall.

(oeh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort