Viersen Alternativen zur Realschul-Schließung

Viersen · Mehr als 600 Unterzeichner aus Viersen wollen ein Auslaufen der Realschule an der Josefskirche verhindern. Die Schulverwaltung hat vier Alternativen genannt, die sie aber nicht empfiehlt. Wir stellen die Alternativen vor

 Mehr als 600 Viersener unterzeichneten eine Online-Petition zum Erhalt der Realschule an der Josefskirche.

Mehr als 600 Viersener unterzeichneten eine Online-Petition zum Erhalt der Realschule an der Josefskirche.

Foto: Busch

Die mögliche mittelfristige Schließung der Realschule an der Josefskirche beschäftigt die Gemüter in Viersen stark. Mehr als 600 Viersener unterzeichneten bis gestern bereits eine Online-Petition zum Erhalt der Schule — noch bevor der Schulausschuss erstmals über das Thema gesprochen hat. Übermorgen wird es so weit sein. Die Schulverwaltung hatte das Auslaufen der städtischen Realschule empfohlen, aber auch eine Reihe von Alternativen aufgezeigt. Die wichtigsten Antworten:

Warum soll überhaupt eine Schule geschlossen werden?

Vier große Entwicklungen nennt die Schulverwaltung. Erstens: Grundsätzlich stellt sich angesichts der demografischen Entwicklung mittelfristig die Frage, ob es in Viersen zu viele weiterführende Schulen gibt. "Die Klassenkapazitäten sind häufig nicht ausgereizt, die Anmeldezahlen mittelfristig rückläufig", berichtet Schuldezernent Paul Schrömbges.

Zweitens: Die Primus-Schule benötigt mit Start des siebten Jahrgangs, also zum Sommer 2020, einen weiteren Standort. "Die Situation, dass Familien bislang keine Aussage zum Schulstandort ab Klasse 7 gegeben werden kann, ist für die Schulwahlentscheidung schwer tragbar", sagt Schrömbges. Drittens: Die Anmeldezahlen der Hauptschule Süchteln gehen stark zurück.

Dieser Trend werde durch das Schulwahlverhalten der Eltern in Richtung "Wunsch nach Höherqualifizierung" des eigenen Kindes verschärft, indem freie Plätze an Realschulen zunehmend von Kindern mit Hauptschulempfehlung nachgefragt werden, heißt es von Seiten der Schulverwaltung. Hat die Realschule noch freie Kapazitäten, muss dem Elternwunsch seitens der Schule entsprochen werden. Und viertens: Die städtischen Schulen in Viersen verlieren massiv Schüler, weil sie außerhalb Viersens lernen: So hat sich der Saldo von ein- und auspendelnden Schülern binnen dreier Jahre von -21 auf inzwischen -293 Schüler erhöht. "Das bedeutet, dass bei einer Klassenrichtzahl von 27 Schülern etwa elf ganze Schulklassen fehlen und damit 1,3 Züge", rechnet Schrömbges vor.

Gibt es Alternativen zur Schließung der Realschule?

Ja. Die Schulverwaltung nennt vier mögliche Alternativen, die sie allerdings alle nicht empfiehlt. Nur: Über die Schulschließung wird nicht die Schulverwaltung entscheiden, sondern der Stadtrat.

Alternative 1

Maßnahme: Schließung des Clara-Schumann-Gymnasiums

Grund: Die Anmeldezahlen an dem Gymnasium sind rückläufig, und laut Prognose kann die Schule die festgelegte Dreizügigkeit nicht immer erreichen.

Problem: Der Elternwille geht verstärkt Richtung Gymnasium. Im Falle einer Schließung wäre das verbleibende weitere städtische Gymnasium nicht in der Lage, alle Kinder aufzunehmen.


Alternative 2

Maßnahme: Schließung der Hauptschule Süd, Einrichtung eines Hauptschulzweiges an der Realschule.

Grund: Die Zahlen an der Hauptschule sind so rückläufig, dass aktuell und auch in Zukunft in Klasse fünf nur mehr ein Zug gegründet werden kann.

Problem: Die Stadt Viersen investiert dort viel Geld in diverse Projekte, die dezentral nicht realisierbar wären.


Alternative 3

Maßnahme: Errichtung einer zweiten Gesamtschule.

Grund: So könnte dem Elternwillen Rechnung getragen werden.

Problem: Gegen die Errichtung einer zweiten Gesamtschule spricht, dass dafür die Hauptschule Süchteln, beide Realschulen sowie das Clara-Schumann-Gymnasium geschlossen werden müssten, um die formal benötigte Mindestanzahl von vier Zügen zu gewährleisten.

Alternative 4

Maßnahme: Keinerlei Veränderung.

Problem: Die Primus-Standortfrage muss dennoch beantwortet werden. Ab 2020 muss ein zusätzlicher Standort (mit Mensa und naturwissenschaftlichen Räumen) gefunden werden. Ein Neubau ist angesichts der zum Teil schwachen Anmeldezahlen an anderen Schulen schwer vertretbar. Im Ergebnis würde dennoch eine Schule der Sekundarstufe I die erforderlichen Schülerzahlen nicht mehr haben.

Wie schnell wird die Entscheidung fallen?

Aller Voraussicht nach wird es nicht schon in diesem Monat eine endgültige Entscheidung geben. So will beispielsweise die CDU in der nächsten Sitzung des Schulausschusses mehrere Prüfaufträge stellen. "Ich gehe davon aus, dass frühestens Anfang kommenden Jahres über den neuen Schulentwicklungsplan abgestimmt wird", erklärte gestern CDU-Ratsherr Stephan Seidel.

(mrö)
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