Schwalmtal Amern: Todesschütze angeklagt

Schwalmtal · Nach der Bluttat in Schwalmtal, bei der ein 71-Jähriger im August drei Menschen tötete und einen schwer verletzte, hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Rentner erhoben. Der schweigt seit der Tatnacht.

Was beim Familiendrama in Schwalmtal geschah
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Zwei Monate nach der schrecklichen Bluttat in Amern hat die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach nun Anklage gegen den 71-Jährigen erhoben, der am 18. August dort drei Menschen erschoss. Der Rentner aus Unna wird des dreifachen Mordes und des versuchten Mordes beschuldigt. Dies teilte der zuständige Mönchengladbacher Staatsanwalt, Stefan Lingens, gestern mit.

Der Anklage zufolge hatte der Mann bei einem Streit um die Zwangsversteigerung eines Hauses am Margeritenweg wahllos auf zwei Gutachter und zwei Rechtsanwälte aus dem Kreis Viersen geschossen. Dabei starben ein 38-jähriger Anwalt aus Lobberich, ein 70-jähriger Jurist aus Dülken und ein 48-Jähriger aus Brüggen-Born, der als Mitarbeiter des Vermessungs- und Katasteramtes des Kreises Viersen als Gutachter den Ortstermin in Amern begleitete. Der ebenfalls beim Kreis tätige Bernd Püllen (50), im Mönchengladbacher Rat für die Freie Wählergemeinschaft (FWG) aktiv, wurde durch zwei Schüsse in Bauch und Gesicht schwer verletzt. Er sei inzwischen auf dem Wege der Besserung, aber noch nicht dienstfähig, teilte eine Sprecherin des Kreises gestern mit.

Seit August in U-Haft

Der Schießerei vorausgegangen war offenbar ein lange schon schwelender Ehestreit zwischen der Tochter des Rentners und seinem Schwiegersohn, in dessen Folge das Haus der Familie am Amerner Margeritenweg zwangsversteigert werden sollte. Doch der Rentner, der nach der Tat durch Sondereinsatzkräfte der Polizei in dem Haus festgenommen worden war, schweigt seit der Tatnacht zu den Vorwürfen. Im Wesentlichen, sagt die Staatsanwaltschaft, habe der Mann die Tat eingeräumt, seitdem habe er sich aber nicht mehr äußern wollen. Zu Polizisten hatte Hans P. damals gesagt, er habe im Streit um das Haus "endlich einen Fortschritt" haben und "ein Zeichen setzen" wollen. Seit August sitzt er nun in Untersuchungshaft. In einigen Monaten soll ihm der Prozess gemacht werden.

Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach geht davon aus, dass der 71-Jährige voll schuldfähig ist. Die Zusammenarbeit bei der Erstellung eines entsprechenden Gutachtens habe der Mann zwar verweigert, dennoch habe man Anklage erhoben, weil es im gesamten Ermittlungsverfahren keine Anhaltspunkte für eine verminderte Schuldfähigkeit gegeben habe, sagt Staatsanwalt Stefan Lingens. Auch auf eine Verhandlungsunfähigkeit des Rentners gebe es keine Hinweise, so Lingens.

Gegen den Rentner war schon einmal Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung erhoben worden: Er soll im April 2006 eine Tante seines Schwiegersohns mit einem Baseballschläger schwer verletzt haben. Doch ein Gutachten bescheinigte ihm Verhandlungsunfähigkeit, das Verfahren wurde eingestellt. Noch im Februar 2009 erklärte ein Gutachter, Hans P. sei nicht allgemeingefährlich.

(RP)
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