Viersen An welches Bild glaubst du?

Viersen · Eine Ausstellung in der Städtischen Galerie im Park in Viersen stellt Gottes- und Menschenbilder in den Mittelpunkt. Dazu gibt es ein umfangreiches Programm.

"Wir müssen uns ein Bild machen. Wir müssen es bewegen und uns von ihm bewegen lassen," sagte Dr. Guido Schlimbach, Künstlerischer Leiter der Kunst-Station Sankt Peter, Köln, in seiner aufschlussreichen Rede zu Eröffnung der Ausstellung "Herzblut oder An welches Bild glaubst Du?" und fügte hinzu: "Das Auge glaubt mit."

Die Ausstellung in der Städtischen Galerie in Viersen findet im Rahmen des Themenjahres "Himmelwärts. Religiöses Zusammenleben am Niederrhein" des Museumsnetzwerkes Niederrhein statt. Es geht um Gottes- und Menschenbilder. Es geht um die Jahrhunderte alte Frage, ob sich der Mensch ein Bild von Gott machen kann. Die Tatsache, dass er eines sucht, bleibt dabei unbestritten. Aber welches Gottesbild überzeugt? Welches Gottesbild trägt den Menschen?

Mit der Ausstellung "Herzblut" hat Christiane Leuchtenberg eine beeindrucke Vielfalt an unterschiedlichsten Gottesbildern im weitesten Sinne des Wortes zusammengeführt. Nicht nur sind Werke aus der Grafischen Sammlung der Stadt präsentiert und Arbeiten zeitgenössischer Künstler wie Mira Bergmüller, Philipp Valenta, Klaus Boegel, Stefan Knor, Michaela Kuhlendahl und Marianne Reiners-Maaz gezeigt. Die Viersener Bürger waren aufgefordert, die sakralen Objekte aus ihren Kirchen zu benennen, an denen ihre Herz hängt. Eine Vielzahl an Skulpturen, Abbildungen von Kirchenfenstern und Altargerät kam zusammen.

Ihr Zusammentreffen, die Begegnung von Verehrungsbildchen aus dem 19. Jahrhundert mit modernen Installationen, erzeugt eine Spannung, die neue Perspektiven eröffnet und zum Nachdenken anregt. Klaus Boegels Video "Blutwäsche", in der er eigenes Blut sich zu Wasser verwandeln lässt, wird mit süßlich-lieblichen Darstellung von Jesus, von Maria konfrontiert, die dem Betrachter ebenso vertraut wie fremd sind.

Mira Bergmüller referiert in ihrem Video vor einer Schar holzgeschnitzter Heiligenfiguren "Was ist mir heilig?" eine Art Lebensbeichte, in der sie erklärt, dass ihr der Sinn für die tiefe Bedeutung der von ihr geschnitzten Figuren verloren gegangen ist. Im gleichen Raum sind Heiligenfiguren aus Kirchen, Reliquien und Reliquiare ausgestellt. Passend hierzu stellte Philipp Valenta Reliquien her, mit eigenen Haaren, Fingernägeln und Kleidungsstücken. Er stellt die Fragen nach Authentizität und Fälschung, nach dem, was zur Heiligkeit führt.

"Vera icon" heißt die Arbeit von Marianne Reiners-Maaz. In Anlehnung an das Schweißtuch der Veronika zeigt Reiners-Maaz zwölf Aquarelle des menschlichen Gesichtes, spielt mit den Spuren des Individuellen. Michaela Kuhlendahl inszeniert eine eucharistische Installation mit einem Suppenteller, auf dessen Boden das Bild ihres Vaters sich mit dem eigenen überlagert. Eine Erklärung hierzu findet sich in dem Satz von Joseph Beuys: Das einfach Anschauen eines Menschenantlitzes ist schon in sich etwas Sakramentales.

Die Ausstellung ist gegliedert in eine Reihe von übergeordneten Fragestellungen, was die Fülle der Exponate gut strukturiert. Wandtexte ermöglichen eine Vertiefung über die Betrachtung der Objekte hinaus.

Geöffnet ist bis zum 28. Juni dienstags bis samstags von 15 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr. Führungen für Schulen werden vereinbart unter Telefon 02162 101 160. Begleitprogramm zur Ausstellung im Internet: www.viersen.de/de/inhalt/aktuell-in-der-galerie/

(b-r)
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