Kreis Viersen Anwohner-Protest gegen Abfallzentrum

Kreis Viersen · Der Kreis Viersen will im Gewerbegebiet Venete in Kaldenkirchen ein Abfall- und Logistikzentrum errichten. Viele Nachbarn sorgen sich vor Geruchsbelastungen und zu viel Verkehr. Sie wollen eine Bürger-Initiative gründen

In Nettetal regt sich massiver Widerstand gegen das Abfall- und Logistikzentrum, das der Kreis Viersen 2019 im Gewerbegebiet Venete öffnen will. Ein Sprecher dieser Bewegung ist Werner Jobst, der 400 Meter Luftlinie entfernt von dem künftigen Standort wohnt. "Wir sind nicht gegen das Vorhaben, sondern dessen Nähe zu Wohngebieten", sagt der 69-Jährige.

Zwei Kritikpunkte sind Geruchsbelästigungen und verstopfte Straßen durch zuviel Verkehr. "Durch das Railterminal von Cabooter müssen wir mit 200 zusätzlichen Lastwagen in Kaldenkirchen rechnen - und es gibt doch nur drei Straßen", sagt Jobst. Anwohner überlegen jetzt, Unterschriften zu sammeln und ein Bürgerbegehren zu starten.

Im Netzwerk Facebook ist das Interesse immens: Innerhalb von wenigen Tagen haben sind mehr als 1200 Menschen in der Gruppe: "Venete - Ja gerne, aber nicht so" zusammengeschlossen. Auch Bürgermeister Christian Wagner nimmt dort zu den Befürchtungen der Anwohner, die während einer Infoveranstaltung wurden, Stellung: "Die Stadt Nettetal ist jetzt Beteiligter im Verfahren. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Sorgen und Nöte der Bürger ernst genommen werden." Er habe vom Abend mitgenommen, dass die Verkehrsbelastungen für Ausweichstraßen wie etwa den Deller Weg und die Belastung für die B 221 Sorgen hervorrufen. Auch die Zahl insbesondere der LKW-Bewegungen werde kritisch gesehen, die Aussagen des Gutachters bezweifelt. "Ich teile diese Sorgen und die Stadt wird die entsprechenden Fragen im Verfahren eindeutig formulieren", kündigte er an.

Über die Planung und Umsetzung berichtete bei dem Info-Abend Nils Oldhafer, Geschäftsführer des Planungsbüros in Hannover. Das Zentrum werde aus zwei getrennten Teilen bestehen. Im hinteren Logistikzentrum, einer großen, rund 14 Meter hohen Halle, sollen die kommunalen Abfälle umgeschlagen werden. Man rechne mit etwa 150.000 Tonnen im Jahr, insbesondere Bio- und Grünabfall sowie Hausmüll und Papier. In der Halle herrsche Unterdruck, die Luft würde abgesaugt und gefiltert. Die Zufahrt der Lastwagen erfolge über Schleusen. Somit könne keine Abluft ungefiltert nach draußen gelangen. Vorne an der Straße liege das Wertstoffzentrum. Dort können Privatleute Abfälle abgeben. Diese werden nach Arten getrennt in Containern angenommen und zu den Verwertungs- oder Entsorgungsanlagen transportiert. Die Container sind im Halbkreis versenkt, so dass eine Abladung problemlos möglich sei. Dort rechne man mit etwa 100.000 Tonnen pro Jahr.

Für die Genehmigung sind einige Gutachten nötig, die zurzeit erstellt werden. Für die Bereiche Verkehr, Luft und Schall lägen erste Ergebnisse vor. Im Verlauf der Diskussion zeigte sich, dass die Bürger den Ergebnissen sehr skeptisch gegenüberstanden. So wurde die Aussage von Hans Königs vom IVV-Aachen, dass "die Lage des Zentrums nahe der Autobahnabfahrt ideal sei" und der Lkw-Verkehr über die Autobahn fließen werde, angezweifelt. Man habe beim Bau der Autobahn erfahren, dass sich die Lkw-Fahrer nicht an vorgegebene Routen halten, der Zeitdruck sei zu hoch. Dazu sagte Andreas Budde, Betreibsleiter der ABV, sagte: "Ich kann Ihnen versichern, dass wir das durch Vorschriften vorgeben".

Alexander Ropertz (Müller-BBM) meinte, dass wegen der Schleusentore und des Unterdrucks in der Halle Geruchsbelästigungen sehr gering seien. Anders als in Süchteln gebe es keine Kompostierungsanlage oder Zerkleinerung, sondern es erfolge nur eine Umladung. Deshalb könnten vergleichbare Gerüche wie in der Süchtelner Anlage in Venete auch nicht entstehen.

(heko)
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