Kreis Viersen Archivfrage: Politik kritisiert Kreistagsvorlage

Kreis Viersen · In der Kreispolitik ist man über den Umgang des Landrats mit den Städten Viersen, Willich und Kempen alles andere als begeistert

 Das Kreisarchiv ist noch in der Kempener Burg untergebracht. Seit Monaten wird über den Standort für einen Neubau diskutiert. Viersen, Willich und Kempen boten dem Kreis Grundstücke an.

Das Kreisarchiv ist noch in der Kempener Burg untergebracht. Seit Monaten wird über den Standort für einen Neubau diskutiert. Viersen, Willich und Kempen boten dem Kreis Grundstücke an.

Foto: Wolfgang Kaiser

Nicht nur in den drei Städten Viersen, Willich und Kempen ist man wenig erfreut über die Art und Weise, wie Landrat Andreas Coenen (CDU) das Thema neues Kreisarchiv in den vergangenen Wochen angegangen ist. Auch innerhalb der Kreispolitik gibt es inzwischen kritische Stimmen, die sich im Vorfeld der Sitzung des Kreistages am kommenden Donnerstag, 22. September, im Viersener Forum (Beginn 18 Uhr) zu Wort melden.

Weitgehend einig sind sich die Kreispolitiker in der Einschätzung, dass es alsbald einen Neubau für das Kreisarchiv geben muss. Allerdings halten viele die Verwaltungsvorlage des Landrates für den Kreistag nicht für entscheidungsreif. Auch Coenens Umgang mit den betroffenen Kommunen wird kritisiert. Der Landrat hätte sich schon vor Monaten mit den Bürgermeistern aller Städte und Gemeinden im Kreis Viersen an einen Tisch setzen und "mit offenen Karten" verhandeln müssen, sagte gestern der FDP-Kreisvorsitzende Wolfgang Lochner. Der Kempener ist Mitglied des Kreiskulturausschusses, in dem das Vorhaben zuletzt auch Thema war. "Aufgrund des ungeschickten und unsensiblen Taktierens" des Landrates bestehe jetzt "die große Gefahr, dass dieses Zukunftsprojekt vor die Wand gefahren wird", so Lochner. Sollte Kempen sein Archiv aus dem Kreisarchiv herauslösen, wäre Letzteres nur noch ein "Torso", meint der FDP-Politiker.

SPD-Kreisparteichef Udo Schiefner - er ist auch Mitglied des Kreistages - wünscht sich eine sachlichere Diskussion, die mehr von Fakten als von Emotionen getragen sein sollte. Auch er hält die Vorlage für den Kreistag für "nicht beschlussreif". Die Verantwortlichen im Kempener Rathaus hätten beim Thema Archivneubau viel früher in die Offensive gehen müssen, meint der frühere langjährige Kempener Ratsherr. Kempen habe in der Angelegenheit zu spät reagiert. Gleichwohl habe der Landrat insgesamt "kein diplomatisches Meisterstück" abgeliefert, indem er die Städte Viersen, Willich und Kempen "doch in Wirklichkeit gegeneinander ausgespielt" habe. Schiefner erinnerte im Gespräch mit unserer Redaktion daran, dass das Kreisarchiv vor allem behördliche Vorgänge und Ratsunterlagen archiviere: "Wir reden hier nicht über den Neubau eines bedeutenden Museums."

Die Vorlage für die Sitzung des Kreistags enthält drei Beschlussvorschläge. Abhängig davon, wie sich die Städte Viersen, Willich und Kempen positionieren, soll über einen der drei Vorschläge im Kreistag abgestimmt werden. Sollten sich der Viersener Stadtrat und gegebenenfalls der Willicher Stadtrat für ein gemeinsames Archiv mit dem Kreis aussprechen, soll das Archiv in Viersen gebaut werden, spricht sich nur Willich für den Zusammenschluss aus, in Willich. Sollten Viersen und Willich absagen, soll das Archiv in Kempen gebaut werden. Der Viersener Stadtrat kommt am Mittwoch, 21. September, in einer Sondersitzung im Forum in Viersen zusammen, um eine Entscheidung zu treffen (Beginn 20 Uhr).

Er erwarte "eine klare, fundierte Vorlage - aber nicht das, was man uns da jetzt vorgelegt hat", erklärte Schiefner im Kreisausschuss. Der Landrat betonte, er habe sich die Entscheidungen aus den Städten früher gewünscht, seien doch die Bürgermeister im Januar schon angeschrieben worden. Den Mitgliedern des Ausschusses versicherte er, zu Volker Rübo, Bürgermeister von Kempen, und Josef Heyes, Bürgermeister von Willich, habe er "weiterhin ein sehr gutes Verhältnis".

(RP)
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