Kreis Viersen Arznei-Versandverbieten

Kreis Viersen · Die Apotheker im Kreis Viersen warnen erneut davor, Arzneimittel im Internet oder bei dubiosen Versandfirmen zu bestellen. Aktueller Anlass für die Warnung sind die von der EU-Kommission vorgestellten Ergebnisse der Aktion „Medi-Fake“. Darüber sprach RP-Redakteur Ludger Distelkamp mit dem Sprecher der Apotheker im Kreis, Dr. Joachim Kresken.

Was ist geschehen?

Kresken In nur zwei Monaten beschlagnahmten die Zollbehörden der EU-Mitgliedsstaaten 34 Millionen gefälschte Arzneimittel. Dieses spektakuläre Ergebnis übertraf bei weitem alle Befürchtungen. Nach Angaben der Zollbehörden wurden unter anderem Antibiotika, Krebs- und Malariamedikamente, Cholesterinsenker, Schmerzmittel und potenzsteigernde Medikamente gefälscht. Die Situation wird immer besorgniserregender. Denn geraten gefälschte Arzneimittel in die Hände von Patienten, droht unter Umständen Lebensgefahr. Die Patienten spielen russisches Roulette mit ihrer Gesundheit.

Wie kann dies eingedämmt werden?

Kresken Es ist höchste Zeit, dass der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln verboten wird. Erst durch ein Verbot würde jedem Verbraucher klar, dass jeder Bezug von Medikamenten außerhalb der Apotheke vor Ort ein hohes Risiko birgt. Verbraucher könnten sich vor solchen Fälschungen schützen, indem sie ihre Arzneimittel in öffentlichen Apotheken kaufen.

Warum?

Kresken Nur in öffentlichen Apotheken erhält der Kunde eine persönliche, auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Beratung. Das ist aktiver Verbraucherschutz.

Lässt sich mit Arzneimittelfälschungen so viel Geld verdienen?

Kresken Arzneimittelfälschungen sind für Kriminelle lukrativer als der Drogenhandel. So kostet auf dem Schwarzmarkt ein Kilogramm an Plagiaten des Lifestyle-Arzneimittels Viagra durchschnittlich 90 000 Euro. Ein Kilo Kokain kostet dagegen „nur“ geschätzte 65 000 Euro, Heroin 50 000 Euro. Im Rahmen der Aktion „Medi-Fake“ wurde am Flughafen in Brüssel die größte jemals in Europa beschlagnahmte Menge illegaler Medikamente sichergestellt. Dabei wurden 2,2 Millionen nachgeahmte Tabletten beschlagnahmt, davon 1,6 Millionen Schmerztabletten und 600 000 Tabletten gegen Malaria.

(RP)
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