Viersen Aus Pferd Oskar wird "Bunter Blitz"

Viersen · Reittherapeutin Lena Henke nimmt Kindergartenkinder auf eine "Indianerreise" mit. So können die Kleinen Pferde spielerisch kennenlernen — etwa, indem sie ihr Fell bunt anmalen

 Bei Sozialpädagogin Lena Henke (26) auf ihrem Hof in Dülken dürfen Kinder sogar Pferde anmalen. "Oskar" steht geduldig still.

Bei Sozialpädagogin Lena Henke (26) auf ihrem Hof in Dülken dürfen Kinder sogar Pferde anmalen. "Oskar" steht geduldig still.

Foto: Jörg Knappe

Oskar kennt das schon. Das Pferd steht still und lässt sich nicht anmerken, dass ihm irgendwas missfallen könnte. Um ihn herum stehen Kindergartenkinder mit Pinseln in der Hand - und können es gar nicht erwarten, endlich Oskars Fell anzumalen. Angeleitet werden sie dabei von Lena Henke. Sie ist Reittherapeutin und Sozialpädagogin. Die junge Frau weiß, welch positive Wirkung Pferde besonders auf Kinder und Jugendliche haben: "Dadurch werden zum Beispiel die Motorik und das Sozialverhalten gefördert", sagt die 26-Jährige.

Auf ihrem Reiterhof arbeitet Henke normalerweise mit Kindern und Jugendlichen zusammen, die etwa Aufmerksamkeitsschwierigkeiten haben oder Autisten sind. Darauf ist Henke spezialisiert. Sie arbeitet mitKinderheimen und sozialen Einrichtungen zusammen. Das Familienzentrum MUC (Zusammenschluss vom Familienzentrum Marienheim, St. Ulrich und St. Cornelius in Dülken) hat bei der Reitlehrerin nun eine Schnupperstunde für ihre Kindergartenkinder gebucht.

So dürfen Ronja (4), Luise (4), Emely (4), Lina (5), Defne (3) und Lena (3) den geduldigen Oskar mit Farben bemalen, sodass er wieder "Bunter Blitz" werden kann. "Die Kinder sind oft am Anfang ängstlich, doch innerhalb kurzer Zeit legen sie das ab, werden selbstbewusster mit der Zeit", sagt Henke. Die junge Frau ist auf dem Reiterhof in Dülken groß geworden. "Schon als Kind bin ich immer zum Bauern gegangen, der Pferde hatte, und war sofort infiziert", erzählt sie. Derzeit hat sie fünf Pferde und kümmert sich zusammen mit ihrer Kollegin Saskia Meurer und Praktikanten um den Hof. Nach einer kurzen Einführung müssen die Mädchen Pferd Oskar fürs Anmalen vorbereiten. "Jede nimmt sich jetzt bitte eine Bürste", sagt die Reittherapeutin und erklärt, dass sie nicht hinter dem Pferd stehen dürfen, falls es tritt, und auch auf ihre Füße achten sollen. Jedes Mädchen trägt jetzt Kopfschmuck mit zwei Federn drin - so wie es sich für Indianermädchen gehört.

"Geht die Farbe auch wieder ab?", fragt Ronja. Geht sie. Doch die Pferde werden nach dem Anmalen nicht gewaschen, erst der Regen werde die Farbe wieder ausspülen, sagt Henke. Die Mädchen pinseln ihre Namen, aber auch Striche, Blumen und Punkte auf das Fell. Sie sind sehr zufrieden mit ihren Künsten. Danach darf jede von ihnen auf Oskar reiten, während die anderen Kinder Hindernisse bereitlegen, über die das Pferd steigen muss.

Die kleinen Teilnehmerinnen sind begeistert von der Schnupperstunde. Stolz sitzen sie auf dem Rücken von "Bunter Blitz" und wollen gar nicht mehr herunter. Da kann so manche Träne fließen. Henke weiß zu beruhigen: "Möchtest du die Leine halten, während wir spazieren gehen?", fragt die 26-Jährige das weinende Mädchen. Seine Tränen sind schnell verschwunden, und ein paar Augenblicke später läuft es neben der Reitlehrerin her.

Am Ende der Schnupperstunde gibt es für das Pferd eine Belohnung. Eine Möhre nach der anderen halten die Kinder Oskar vor das Maul. "Der sabbert aber", sagt Lina und lacht. Die Kinder selbst bekommen Gummibärchen. "Wann kommen wir wieder?", fragt Defne ihre Mutter. Der nächste Kursus bei Henke für die Kindergartenkinder vom MUC ist für den 30. Juni geplant.

(janj)
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