Gewalttaten verunsichern Viersener Auslöser für Messerattacke weiterhin unklar

Viersen · Der 24-jährige mutmaßliche Messerstecher sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft. Bisher hat er sich zwar zu der Tat geäußert, seine Darstellung deckt sich aber nicht mit denen der Zeugen. Unter den Viersenern schürt der Vorfall vom Wochenende Angst.

 Nach der Tat riegelte die Polizei das Haus ab.

Nach der Tat riegelte die Polizei das Haus ab.

Foto: Reichartz

Die Messerattacken und Gewalttaten vom vergangenen Wochenende haben bei manchen Viersener Bürgern die Angst vor Übergriffen und Gewalttaten erhöht. Zwei ältere Damen zeigen sich besorgt, vor allem in Bezug auf ihre Enkel: "Solche Ereignisse schockieren einen natürlich, grade auch durch die unmittelbare Nähe. Die Leute werden immer aggressiver, was sich am Grad der Gewalt zeigt. Gerade wenn man Enkelkinder hat, die ja oft nachts noch in der Gegend unterwegs sind, macht man sich schon viele Sorgen. Es kann ja eigentlich jedem so etwas zustoßen", sagen sie.

Hanne Faßbender fühlt sich im Gegensatz dazu nicht persönlich betroffen. "Ich denke, solche Gewalttaten laufen eher in diesen gewissen Kreisen unter sich ab. Ich selbst habe daher nicht unbedingt ein gesteigertes Angstgefühl. Erschreckend sehe ich einfach den steigenden Gewaltgrad", erklärt der 70-Jährige.

Für eine weitere Dame dagegen steigern die Gewalttaten in Viersen das Gefühl der eigenen Unsicherheit. "Die zu beobachtende Entwicklung ist schon sehr bedenklich, grade das Ausmaß der Gewaltbereitschaft bei den jungen Erwachsenen. Dass sowas direkt hier vor Ort passiert, zeigt, wie wenig man sich vor schützen kann", sagt sie und fügt hinzu: "Ich würde nachts nicht mehr alleine durch die Stadt gehen."

Unterschiedliche Aussagen einiger Zeugen

Der 24-Jährige, der am Montag nach einer Messerattacke auf einen Bekannten (26) an der Gladbacher Straße als dringend tatverdächtig festgenommen worden war, wurde am Dienstag der Haftrichterin vorgeführt. Der Tatvorwurf der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach lautete auf versuchten Totschlag. Der 24-Jährige sitzt nun in Untersuchungshaft. Warum es zu dem Streit in der Wohnung des Tatverdächtigen gekommen ist, habe weder das Opfer noch der Beschuldigte erklären können, teilte die Polizei mit.

Der Tatverdächtige habe sich bei der Vorführung, die rund anderthalb Stunden dauerte, durchaus zu der Tat geäußert, sagte Mönchengladbachs Staatsanwalt Stefan Lingens. "Aber es gibt unterschiedliche Aussagen einiger Zeugen. Die decken sich nicht mit denen das Tatverdächtigen." Fest steht laut Polizeiangaben lediglich, dass eine verbale Auseinandersetzung mit wechselseitigen Beleidigungen zwischen dem mutmaßlichen Täter und dem Opfer so weit eskalierte, dass es zu der Messerattacke kam. Der Staatsanwalt will nun Anklage erheben.

Zweite Messerstecherei am Remigius-Platz

Auch am Remigius- und am Gereonsplatz erlitten am Wochenende Personen Verletzungen durch Messerstiche. An der Süchtelner Straße ließ sich ein 26-jähriger Viersener festnehmen, der nach eigener Aussage in seiner Wohnung einen Mann mit einem Messer verletzt hatte. In allen Fällen - so auch bei der Messerattacke auf der Gladbacher Straße - soll der Konsum von Alkohol im Spiel gewesen sein. Für die Viersener Polizei ist das kein neues Problem: "Mit Körperverletzungsdelikten haben wir durchaus häufiger zu tun, auch in Verbindung mit Alkohol", erklärte eine Sprecherin der Viersener Polizei.

2013 seien im Kreisgebiet 1352 Tatverdächtige wegen des Vorwurfs der Körperverletzung festgenommen worden, 349 davon in alkoholisiertem Zustand. Von der Gesamtzahl fielen 368 der Taten unter schwere und gefährliche Körperverletzung, 112 davon unter Alkoholeinfluss.

Bei der einfachen Körperverletzung erwartet den Täter eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. Im Fall der gefährlichen Körperverletzung drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis.

(lh)
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