Kreis Viersen Awo: Übernahme überraschend geplatzt

Kreis Viersen · Der Kreisverband Viersen der Arbeiterwohlfahrt wird keine Einrichtungen nach Mönchengladbach abgeben. Die dortige Awo machte kurzfristig einen Rückzieher. Im Kreis Viersen will man nun allein weitermachen.

 Im ehemaligen Standesamt der Stadt Nettetal, dem Ursprungshaus der Lobbericher Bongartzstiftung, unterhält die Arbeiterwohlfahrt Kreis Viersen ihr Sozialpsychiatrisches Zentrum.

Im ehemaligen Standesamt der Stadt Nettetal, dem Ursprungshaus der Lobbericher Bongartzstiftung, unterhält die Arbeiterwohlfahrt Kreis Viersen ihr Sozialpsychiatrisches Zentrum.

Foto: Busch

Die geplante Zusammenarbeit der Awo-Kreisverbände Viersen und Mönchengladbach / Neuss ist geplatzt. Das bestätigte gestern Bernd Bedronka, Geschäftsführer der Awo im Kreis Viersen: "Wir wissen darüber Bescheid, aber eine Begründung haben wir nicht bekommen. Eine Ankündigung gab es nicht." Das biete Raum für allerlei Spekulationen, aber davon wolle er Abstand nehmen, so Bedronka weiter. Die Begründung liefert sein Mönchengladbacher Kollege Uwe Bohlen in einem Brief an die Mitarbeiter: Die mit der Übernahme verbundenen Risiken könnten den eigenen Kreisverband bedrohen.

Die Awo Mönchengladbach hat alle potenziellen neuen Mitarbeiter schriftlich über den Rückzug informiert. Das wird die Awo im Kreis auch noch tun. Geplant war, dass die meisten der hauptamtlichen Arbeitsbereiche - darunter die Altenpflege, die Behindertenhilfe, die Schuldnerberatung und die Kindertagesstätten - in die Regie der Mönchengladbacher Awo übergehen sollten. Der Kreisverband Viersen sollte als eingetragener Verein mit seinen 15 Ortsverbänden und 1300 Mitgliedern erhalten bleiben.

Nach der neuesten Entwicklung gibt es nur noch 14 Ortsverbände. Der Ortsverband Vorst hat sich in der vergangenen Woche aufgelöst. Als Grund wurde unter anderem die geringe Mitgliederzahl genannt. Es habe weder Interesse noch Bereitschaft gegeben, den Ortsverband weiterzuführen, heißt es im Protokoll. Der Kreisverband Viersen werde nun zunächst alleine weitermachen, sagt Bedronka: "Das können wir, da ist keine Zahlungsunfähigkeit in Sicht." Mittelfristig werde man sich neu aufstellen, dann eventuell mit anderen Partnern: "Jetzt folgen zunächst einmal Monate der Konsolidierung."

Aus dem Schreiben des Mönchengladbacher Geschäftsführers Uwe Bohlen an die Mitarbeiter geht auch nicht klar hervor, wo die Gründe für den überraschenden Rückzieher liegen könnten. Man habe viele Gespräche geführt und Planungen angestellt, heißt es da. Erklärtes Ziel sei es gewesen, die unternehmerischen Bereiche aus dem Kreis Viersen nach Mönchengladbach und den Rhein-Kreis Neuss zu übertragen. "Leider muss ich Ihnen heute mitteilen, dass diese Bemühungen nun gescheitert sind", schreibt Bohlen den Mitarbeitern.

Die Risiken der für die Übertragung vorgesehenen Geschäftsfelder erschienen "derzeit als nicht mehr beherrschbar". Hinzu komme der Umstand, "dass es uns unmöglich gemacht wurde, die Verhandlungen über die Finanzierung dieser erheblichen Investition fortzusetzen". Vorrangiges Ziel sei es freilich, "unsere Unternehmen und die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter zu schützen".

Die Awo in Mönchengladbach und Neuss, heißt es in dem Schreiben weiter, hätte gern ihr Engagement auf den Kreis Viersen ausgeweitet: "Ich bin davon überzeugt, dass in der Sozialwirtschaft die Wohlfahrtsverbände weiter eine herausragende Rolle spielen müssen, wozu es aber angepasster Strukturen von ausreichender Größe bedarf."

(RP)
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