Kreis Viersen Bauernläden profitieren vom Eierskandal

Kreis Viersen · Kunden sind verunsichert. Sie kaufen deshalb derzeit lieber beim Bauern nebenan

 Wolfgang Toerschens Hühner leben auf rund 7000 Quadratmetern. Zum Reinigen der Ställe benutzt der Schwalmtaler Branntkalk.

Wolfgang Toerschens Hühner leben auf rund 7000 Quadratmetern. Zum Reinigen der Ställe benutzt der Schwalmtaler Branntkalk.

Foto: Jörg Knappe

Brigitte Heitzer vom Bauernladen auf dem Helfeshof in Hinsbeck musste am Wochenende Kunden mit leeren Händen wegschicken. Die Eier waren aus. "Wir haben uns mit der Anzahl unserer Hühner auf unseren Kundenstamm eingestellt", sagt die Inhaberin. "Die Tiere können nicht plötzlich mehr Eier legen." 100 Hühner laufen frei auf dem Hof herum, an guten Tagen legen sie etwa 60 Eier. Die Nachfrage ist derzeit allerdings größer.

Der Skandal um mit Insektengift Fipronil belastete Eier hat den Bauernläden in der Region einen plötzlichen Ansturm an neuen Kunden beschert. Die Betreiber berichten, dass die Menschen besorgt seien, fragen würden, woher die Eier stammen. Die Inhaber freuen sich über die zusätzlichen Einnahmen - und wissen gleichzeitig: Es geht auch wieder vorbei.

Gabi Toerschen von Toerschen's Bauernlädchen in Schwalmtal zählt seit Bekanntwerden des Skandals deutlich mehr Kunden, die Eier kaufen wollen, als sonst. "Etwa doppelt so viele", sagt sie. Derzeit verkauft sie unter der Woche gut 550 Eier pro Tag, am Wochenende waren es über 1000. Noch sind sie und ihr Mann damit nicht an ihre Grenzen und die der eigenen 1100 Hühner gestoßen - diese legen etwa 850 bis 900 Eier täglich. "Im Moment profitieren wir", sagt Toerschen. Ihre Mutter Auguste Tobrock verkauft die Eier in einem Bauerladen in Breyell. "Ich kann meinen Kunden guten Gewissens sagen, woher die Eier stammen", erzählt sie.

Für die Säuberung der Schwalmtaler Ställe, in denen die Hühner nachts vor Füchsen und Mardern geschützt sind, benutzt Manfred Toerschen Branntkalk, ein Naturprodukt, das Parasiten abtötet. "Alle drei Monate kontrolliert der Tierarzt die Hühner", sagt der Landwirt. "Wenn es Auffälligkeiten geben würde, hätte er uns informiert."

Die Eier im Bauernladen auf dem Biohof Bolten in Niederkrüchten stammen laut Geschäftsführerin Barbara Plottke von einem Bio-Hühnerhalter in Hamminkeln (Kreis Wesel). Etwa 2000 Eier verkauft sie pro Woche, im Moment sind es rund 600 mehr. Um die Kunden zu informieren, hänge im Laden ein Aushang, in dem der beliefernde Landwirt erläutert, wie er seinen Stall desinfiziert: mit Hochdruckreinigern und Steinmehl.

An dem Stempel auf jedem Ei könnten die Kunden bei Roosen Obst und Gemüse in Brüggen erkennen, dass diese aus Bodenhaltung in Willich oder Freilandhaltung in Amern stammen, sagt Inhaberin Anita Roosen. Auch sie hat mehr Kunden, auch sie sagt: "Sie sind verunsichert." Einen Nachweis, wie die Landwirte ihre Ställe reinigen, habe sie nicht. "Das geht auf Vertrauensbasis", sagt Roosen.

Gaby Gütges bietet in ihrem Landlädchen in Süchteln Eier an, die sie aus kleinen Ställen in der Region bekommt, berichtet sie. Einen plötzlichen Kundenansturm bemerke sie "voll und ganz". "Wir stehen den Menschen Rede und Antwort", sagt sie. Die meisten aber hätten Vertrauen. "Wir haben ausschließlich mittelgroße Eier aus Freilandhaltung", versichert Gütges. "Darum kann die Farbe des Eigelbs auch schon mal variieren." Sie findet es traurig, dass erst so ein Skandal die Menschen bei der Auswahl ihrer Nahrungsmittel aufhorchen lässt. Aus Erfahrung wisse sie zudem: "Das flacht auch wieder ab."

Plottke aus Niederkrüchten glaubt ebenfalls, dass die Zahl der Eier-Kunden wieder rückläufig wird, sobald sich die Lage entspannt hat. "Die, die die Herkunft ihres Essens hinterfragen, sind auch vorher schon zu uns gekommen", sagt sie.

(RP)
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