Kreis Viersen Beim Shoppen die Heimat entdecken

Kreis Viersen · Die örtlichen Werbe- und Interessengemeinschaften wollen den Kunden den Wert des Einzelhandels vor Ort näherbringen. Industrie- und Handelskammer, Einzelhandelsverbände und Rheinische Post unterstützen die Aktion.

 Vor allem Samstag Vormittag ist in der Viersener Fußgänger viel los. Die Aktion "Heimat shoppen" soll nun zeigen, wie wert voll der Einzelhandel für die Bürger ist.

Vor allem Samstag Vormittag ist in der Viersener Fußgänger viel los. Die Aktion "Heimat shoppen" soll nun zeigen, wie wert voll der Einzelhandel für die Bürger ist.

Foto: Busch

Im Kreis Viersen hat der Kunde die Qual der Wahl: Möchte er durch Brüggens Fußgängerzone mit ihren gemütlichen Cafés und Eisdielen bummeln? In Viersen an trendigen Boutiquen vorbeischauen? Oder in Lobberich einkaufen, mit einem Dach über dem Kopf in der Ludbach-Passage? Egal, ob Kunden sich für einen dieser Orte entscheiden oder für eine der anderen schönen Einkaufsstraßen im Kreis: Einkaufen in den Städten und Gemeinden in der Nähe macht Spaß - und hat viele weitere positive Aspekte. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hat nun gemeinsam mit Partnern die Aktion "Heimat shoppen" erdacht. Bei zwei Aktionstagen will sie die Leistungen der Händler und den Wert des Einzelhandels für die Orte und Bürger betonen. Stattfinden sollen die Aktionstage am Freitag und Samstag, 5. und 6. September.

Die IHK hat die Aktion gemeinsam mit Einzelhandels- und Dienstleistungsverbänden und den Werbegemeinschaften entwickelt. Auch die Rheinische Post unterstützt die Initiative und wird die Aktionen mit ihrer Berichterstattung begleiten.

 In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Menschen im Kreis Viersen, die im Einzelhandel arbeiten, kontinuierlich gestiegen.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Menschen im Kreis Viersen, die im Einzelhandel arbeiten, kontinuierlich gestiegen.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

"Der inhabergeführte, stationäre Einzelhandel hat eine wichtige Funktion für das gesellschaftliche Zusammenleben vor Ort", sagt Heinz Schmidt, Präsident der IHK Mittlerer Niederrhein. "Unter dem Motto ,Heimat shoppen' möchten wir die Bürger dafür sensibilisieren. Sie tragen nämlich mit ihrem Einkauf vor Ort zu ihrer eigenen Lebensqualität bei, und dafür gibt es viele gute Gründe."

Die Initiative der IHK kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem Klagen und düstere Prognosen die Berichte über den Einzelhandel dominieren. Die Konkurrenz großer Städte mache dem Handel in kleinen Orten das Leben schwer, auch das Internet schade vielen. Noch vor wenigen Wochen erregte Oliver Samwer, Mitgründer des Online-Versandhandels Zalando, mit einem Zitat Aufsehen: "Geschäfte sind Mittelalter. Sie wurden nur gebaut, weil es kein Internet gab", sagte er. Ältere Menschen verstünden das nur nicht, sagte er.

Natürlich provozierte Samwer, legte es darauf an, in die Schlagzeilen zu kommen. Aber hat er recht? Gibt es die liebenswerten Läden vor Ort nur, weil das Internet erst seit Jahrzehnten und nicht schon seit Jahrhunderten existiert?

Viele Prognosen sprechen jedenfalls dagegen. Zwar nehmen Händler im Internet schon heute etwa jeden zehnten Euro ein, in wenigen Jahren - so die Vorhersage von Fachleuten - werde der Anteil des Umsatzes im Netz auf 20 Prozent steigen. Doch so beklagenswert das erscheint: Auch dann werden vier von fünf Euro bei den Händlern vor Ort verdient.

Dass dies den Gemeinden viel nützt, will die IHK mit ihrer Aktion zeigen. Jeder Euro, der im Heimatort ausgegeben wird, kommt der Gemeinde zugute - also den dort lebenden Bürgern. "Einzelhändler und Gastronomen zahlen Gewerbesteuer, die überwiegend in der Gemeinde bleibt und somit die wirtschaftliche Grundlage der Heimat stärkt", erklärt der IHK-Präsident. Wie hoch diese in den einzelnen Gemeinden des Kreises Viersen ist, lässt sich unterdessen nicht ohne Weiteres ermitteln. Die Kämmereien führen keine Statistik darüber, wie hoch die Gewerbesteuereinnahmen aufgeteilt nach Branchen sind.

Allerdings zeigen andere Kennziffern die Bedeutung des Einzelhandels: So arbeiten fast 7000 Menschen im Kreis Viersen in den Läden und Geschäften, das entspricht 8,5 Prozent aller Arbeitnehmer. Damit ist die Branche - gemessen an den Beschäftigtenzahlen - die fünftwichtigste im Kreis. "Mit dem Einkauf vor Ort tragen die Bürger dazu bei, dass Angestellte und vor allem auch der Auszubildende weiterhin die Chance erhalten, in der Heimat ihren Lebensunterhalt zu verdienen", sagt Schmidt.

Manche gute Gründe für das "Heimat shoppen" sind offensichtlich, stehen aber nur selten im Fokus - die Umweltbelastung: "Je weiter man für seinen Einkauf fährt, desto schlechter ist das für die Umwelt - und für das Portmonee", erklärt Schmidt. "Heimat shoppen" bedeute mehr Geld und Zeit sowie im Gegenzug weniger Umweltbelastung und Staus.

Auch viele Freizeitbeschäftigungen gäbe es ohne den lokalen Einzelhandel nicht. "Die Unternehmer unterstützen Schulen, Vereine, Brauchtumspflege, Feste und Events, die den Bürgern schöne Stunden bescheren", sagt der IHK-Präsident. Er gibt zu bedenken: "Diese finanzielle Gemeinwohlorientierung können sich die Einzelhändler und Gastronomen aber nur leisten, wenn ihr Geschäft floriert. Und dazu kann jeder Einzelne beitragen, wenn er in seiner Heimat shoppt."

(RP)
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