Viersen Besöök vör Lord Arthur

Viersen · "Platt kalle" war in der Viersener Stadtbibliothek angesagt. 118 Schüler gingen in die Endausscheidung des 26. Vorlesewettbewerbs in Plattdeutsch, zu dem Heimatverein, Stadt und Deutschen Bank eingeladen hatten.

Die Aufregung ist nahezu spürbar. Die zwölf Grundschüler der Kreuzherrenschule Dülken, die im Vortragsraum der Viersener Stadtbibliothek sitzen, zappeln mit den Beinen und schauen immer wieder in den Text hinein, den ein jeder in den Händen hält. Ein letztes Mal fliegen die Augen über die Buchstaben, lautlose Mundbewegungen sind zu beobachten. "Ich bin richtig aufgeregt. Wir haben zwar in der Schule trainiert, meine Oma hat nämlich mit uns Dritt- und Vierklässlern geübt, und auch zuhause habe ich Oma vorgelesen, aber jetzt ist es doch was anderes", meint Florian.

Zehnköpfige Jury

Dabei blickt der Zehnjährige zur zehnköpfigen Jury, bestehend aus Mitgliedern des Arbeitskreises Mundart des Heimatvereins, Lehrern sowie einer städtischen Mitarbeiterin, hinüber. Die richtet sich gerade häuslich ein. Die Texte, die die Schüler lesen werden, liegen neben Bewertungsbögen und Stiften.

Dann geht es endlich los. Moderatorin Hella von den Berg vom Arbeitskreis Mundart begrüßt und bittet Sara als erstes nach vorne. Vorgelesen wird an einem Einzeltisch direkt vor der Jury. "Hast du Lust zu lesen?" möchte Hella von den Berg wissen. Welche Frage, das "Ja" der Erstklässlerin kommt voller Elan. "Besöök vör Lord Arthur. En Ängland jöv et ene jontse Hoop alde, schtaatse Hüüser. On jedes hät si eeje Jeschpäns", legt Sara los. Flüssig liest die Siebenjährige vom Lord und seinen Gespenstern, die mit ihm "Färnsee kiike" wollen. Lobende Worte der Moderatorin.

Sara bekommt eine Urkunde und darf sich aus der Vielzahl der gesponserten kleinen Präsente eines aussuchen. Sara entscheidet sich nach gründlichem Überlegen für ein buntes Sparschweinchen.

Schüler folgt auf Schüler. Nicht nur bei den Vorlesenden herrscht höchste Konzentration. Auch die Mitglieder der Jury hören konzentriert zu. Es gilt das richtige, das fließende und das gestaltende Lesen nach einem Punkteschlüssel zu beurteilen. 15 Punkte sind die beste Note. Mal hakt ein einzelnes Wort, dann wiederum wird mit phantastischer Betonung vorgelesen, so dass es eine wahre Freude ist zuzuhören.

Alle geben ihr Bestes und sind mit Spaß bei der Sache. Während die ersten und zweiten Schuljahre sich mit Lord Arthur beschäftigen, heißt der Text der dritten und vierten Klassen "Pauline on der Schniemoon". Ein bisschen schwieriger und länger. Die Klassen fünf bis acht wagen sich an "Nils en Nuet" heran und von der neunten bis zur 13. Klasse heißt es "E Schtökske von Jonathan on Karl".

Insgesamt sind es Schülerinnen und Schüler von 16 Schulen aus dem Kreis Viersen die – verteilt auf drei Tage – an dem Wettbewerb teilnehmen. "Dabei sind es hier schon die Besten, denn an den Schulen fanden erste Entscheidungen statt, wer bei uns in der Endausscheidung mitmachen wird", berichtet Marieluis Boes vom Mundart-Arbeitskreis, die auch zur Jury gehört und die schwere Aufgabe der Punkteverteilung hat. Denn gut sind alle Vorleser.

(RP)
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