Niederkrüchten Bestattung zwischen Bäumen

Niederkrüchten · Im Elmpter Wald könnte demnächst ein Friedwald entstehen. Dies ist ein Ort, an dem Verstorbene naturnah beigesetzt werden. Die Gemeinde will nun Verhandlungen mit einem darauf spezialisierten Unternehmen aufnehmen

 In einer biologisch abbaubaren Urne wird die Asche des Verstorbenen zwischen Bäumen bestattet.

In einer biologisch abbaubaren Urne wird die Asche des Verstorbenen zwischen Bäumen bestattet.

Foto: Friedwald

Die Gemeinde will neue Wege in der Bestattungskultur gehen. Auf einem Teil eines insgesamt 40 Hektar großen Waldstücks in der Nähe der Hofanlage Tackenbenden nahe dem Elmpter Schwalmbruch könnte ein Friedwald entstehen. Dies ist eine alternative naturnahe Bestattungsform. Im Friedwald wird die Asche Verstorbener in einer biologisch abbaubaren Urne direkt an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. Am Baum selbst weist lediglich eine kleine Tafel auf den Verstorbenen hin. Weiterer Grabschmuck ist nicht erlaubt. Die Grabpflege übernimmt die Natur, erklärte Renate Knauf von der Friedwald GmbH. Das Unternehmen gilt als einer der Wegbereiter für Naturbestattungen in Deutschland.

Knauf stellte das Konzept im Forst- und Liegenschaftsausschuss vor. Der Vorschlag kam von der vom Rat eingesetzten fraktionsübergreifenden Arbeitsgruppe Haushaltskonsolidierung. Ziel ist es, den Bürgern eine alternative und trotzdem würdevolle Bestattungs-Alternative anzubieten - auch weil sich viele eine traditionelle Friedhofsbestattung schlicht nicht mehr leisten können. Die Gemeinde würde der Friedwald GmbH das Waldstück kostenfrei zur Verfügung stellen. Das Unternehmen übernimmt die Vermarktung, sämtliche Verwaltungstätigkeiten sowie die Beratung und die Vertragsabschlüsse für die Kunden. Die Gemeinde sorgt unter anderem für die Verkehrssicherung, die Aufsicht, und sie führt Interessierte durch den Friedwald. Dafür wird sie finanziell am Verkauf der Grabstellen beteiligt. Wie hoch der Erlös ist, hängt von der Zahl der Fälle und von der Vertragsgestaltung ab. In die Arbeit der örtlichen Bestattungsunternehmen mischt sich die Friedwald GmbH übrigens nicht ein, betonte Knauf.

Der Friedwald bleibt naturbelassen und für jedermann zugänglich. Er wird nicht durch zusätzliche Wege oder sonstige Infrastrukturmaßnahmen erschlossen. Lediglich ein fußläufig erreichbarer Parkplatz - der am geplanten Standort bereits vorhanden ist - sowie eine Info-Tafel, die Besucher für die Besonderheit des Ortes sensibilisiert, und ein kleiner Andachtsplatz müssten hergerichtet werden. Die Investition für die Gemeinde hielte sich also in Grenzen, so Knauf.

Im Vorfeld einer Bestattung suchen die Angehörigen im Friedwald einen persönlichen Baum aus. Manche tun dies auch schon zu Lebzeiten, um ihre letzte Ruhestätte selbst zu bestimmen. Die Kosten für eine Friedwald-Beisetzung beginnen bei 490 Euro für einen Einzelplatz mit bis zu 30-jähriger Nutzung. Möglich sind auch Familien- oder Freundschaftsbäume mit bis zu zehn Plätzen und einer Nutzungsdauer bis zu 99 Jahren. Der Preis richtet sich auch nach Alter, Stärke und Lage der Bäume. Ein Partnerbaum für zwei Personen kostet durchschnittlich 2700 Euro. Hinzu kommen Beisetzungskosten von 275 Euro pro Bestattung. Darin ist unter anderem die Urne enthalten. Die Bestattung können die Angehörigen individuell nach eigenen Vorstellungen gestalten oder eine traditionelle Zeremonie mit einem Priester durchführen.

Werner Hommen (CDU) trieb die Sorge um, dass die Gebühren für eine traditionelle Friedhofsbestattung durch die Decke gehen könnten, wenn sich viele Menschen für eine Friedwald-Beisetzung entscheiden. Denn dann gäbe es auf den gemeindlichen Friedhöfen weniger Bestattungen und entsprechend weniger Einzelfälle, auf die die Kosten für die Friedhofsbewirtschaftung umgelegt würden. Knauf versuchte, diese Sorge zu zerstreuen. Die Erfahrung zeige, dass knapp sieben Prozent aller Beisetzungen in einer Kommune in den Friedwald gingen. Das wären in Niederkrüchten acht bis neun Fälle pro Jahr. Grundsätzlich stehe der Friedwald aber auch Interessenten aus anderen Städten und Gemeinden offen. Insgesamt seien in Niederkrüchten daher 70 bis 90 Friedwald-Bestattungen pro Jahr möglich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort